Kommt, laßt uns denn, so viel wir können, aufmerksam in ihr Jnners gehn, Und wenigstens von ihren Grenzen, wo man sie selbst nicht sieht, besehn.
Des Schedels Bau scheint an Figur fast einem Distillir- Helm gleich, Woran vermuthlich alle Bilder, die durch die Nerven ihn berühren, (Vielleicht so wie die Dünst in Kolben, wenn sie darin sich sublimiren,) An den gewölbten Boden schlagen,) indem sie wirklich refle- ctiren, Uns auch zum reflectiren bringen. Was vor ein Schatzhaus von Jdeen, Läßt sich, an dieser holden Werkstatt des beinernen Gewölbes, sehen, Die wunderbar und unbegreiflich. Es scheinet ja wohl mehr, als werth, Daß, weil der Geist nicht sichtbar ist, man wenigstens die Blicke kehrt, Auf seinen Sitz, und ihn betrachtet, ihn bald bewundert, bald erwegt, Was vor Erstaunens-werthe Dinge, und Handlungen er in sich hegt, Auch daß der knöcherne Behalter, und diese kleine runde Höhle, Nicht nur so viel man fassen kann, der eigentliche Sitz der Seele, Nein, daß man auch zugleich samt ihren, auch ihrer Kinder, der Gedanken, So künstlichen Behälter sieht, unkörperlicher Geister Schranken.
Jch
Die Werkſtatt der Seelen.
Kommt, laßt uns denn, ſo viel wir koͤnnen, aufmerkſam in ihr Jnners gehn, Und wenigſtens von ihren Grenzen, wo man ſie ſelbſt nicht ſieht, beſehn.
Des Schedels Bau ſcheint an Figur faſt einem Diſtillir- Helm gleich, Woran vermuthlich alle Bilder, die durch die Nerven ihn beruͤhren, (Vielleicht ſo wie die Duͤnſt in Kolben, wenn ſie darin ſich ſublimiren,) An den gewoͤlbten Boden ſchlagen,) indem ſie wirklich refle- ctiren, Uns auch zum reflectiren bringen. Was vor ein Schatzhaus von Jdeen, Laͤßt ſich, an dieſer holden Werkſtatt des beinernen Gewoͤlbes, ſehen, Die wunderbar und unbegreiflich. Es ſcheinet ja wohl mehr, als werth, Daß, weil der Geiſt nicht ſichtbar iſt, man wenigſtens die Blicke kehrt, Auf ſeinen Sitz, und ihn betrachtet, ihn bald bewundert, bald erwegt, Was vor Erſtaunens-werthe Dinge, und Handlungen er in ſich hegt, Auch daß der knoͤcherne Behalter, und dieſe kleine runde Hoͤhle, Nicht nur ſo viel man faſſen kann, der eigentliche Sitz der Seele, Nein, daß man auch zugleich ſamt ihren, auch ihrer Kinder, der Gedanken, So kuͤnſtlichen Behaͤlter ſieht, unkoͤrperlicher Geiſter Schranken.
Jch
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Die Werkſtatt der Seelen.
Kommt, laßt uns denn, ſo viel wir koͤnnen, aufmerkſam in
ihr Jnners gehn,
Und wenigſtens von ihren Grenzen, wo man ſie ſelbſt nicht
ſieht, beſehn.
Des Schedels Bau ſcheint an Figur faſt einem Diſtillir-
Helm gleich,
Woran vermuthlich alle Bilder, die durch die Nerven ihn
beruͤhren,
(Vielleicht ſo wie die Duͤnſt in Kolben, wenn ſie darin ſich
ſublimiren,)
An den gewoͤlbten Boden ſchlagen,) indem ſie wirklich refle-
ctiren,
Uns auch zum reflectiren bringen. Was vor ein Schatzhaus
von Jdeen,
Laͤßt ſich, an dieſer holden Werkſtatt des beinernen Gewoͤlbes,
ſehen,
Die wunderbar und unbegreiflich. Es ſcheinet ja wohl
mehr, als werth,
Daß, weil der Geiſt nicht ſichtbar iſt, man wenigſtens die
Blicke kehrt,
Auf ſeinen Sitz, und ihn betrachtet, ihn bald bewundert, bald
erwegt,
Was vor Erſtaunens-werthe Dinge, und Handlungen er in
ſich hegt,
Auch daß der knoͤcherne Behalter, und dieſe kleine runde
Hoͤhle,
Nicht nur ſo viel man faſſen kann, der eigentliche Sitz der
Seele,
Nein, daß man auch zugleich ſamt ihren, auch ihrer Kinder,
der Gedanken,
So kuͤnſtlichen Behaͤlter ſieht, unkoͤrperlicher Geiſter
Schranken.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/472>, abgerufen am 22.11.2024.
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