Als in der Ordnung aller andern, und ihre Schönheit, wo nicht mehr. Es stehet alles Regel-recht, das Kraut, die Blumen und der Stengel Jn einem wunderns-werthen Rang, ohn allen Fehler, ohne Mängel, Und nicht verwirrt, zerstreut, zerrissen, als es ein blindes Un- gefähr, Wenns bilden könnte, bilden würde. Besiehe doch, wie or- dentlich Die Theile von der ganzen Blume, an ihren rechten Stel- len, sich Befinden, zeigen und sich fügen. Jch seh sie, als ein Muster an, Daß die Natur zuweilen scherze, und spielend gleichfam dann und wann, Uns, in auch ausserordentlicher, Formirung zeige, was sie kann, Und wie ihr Reichthum unerschöpflich. Chrysanders Hoch- muth konnte zwar Sein Unrecht nicht so gleich gestehn: Allein es schienen die Gedanken, Durch die für ihn zu helle Wahrheit, dennoch zu stutzen, und zu wanken.
Jch werde, was du mir gewiesen, mit etwas mehrem Ernst erwegen, Sprach er, indem er Abschied nahm. Jch wünscht ihm zu dem Ueberlegen Von Herzen Glück, Und eilte, meine schöne Blume noch etwas anzusehn, zurück, Ergötzte mich an ihrer schönen ganz ausserordentlichen Zier, Und dankte Dem, der mich und sie, und alle Dinge schuf, dafür.
Die
B 5
Auſſerordentliche Kaiſerkrone.
Als in der Ordnung aller andern, und ihre Schoͤnheit, wo nicht mehr. Es ſtehet alles Regel-recht, das Kraut, die Blumen und der Stengel Jn einem wunderns-werthen Rang, ohn allen Fehler, ohne Maͤngel, Und nicht verwirrt, zerſtreut, zerriſſen, als es ein blindes Un- gefaͤhr, Wenns bilden koͤnnte, bilden wuͤrde. Beſiehe doch, wie or- dentlich Die Theile von der ganzen Blume, an ihren rechten Stel- len, ſich Befinden, zeigen und ſich fuͤgen. Jch ſeh ſie, als ein Muſter an, Daß die Natur zuweilen ſcherze, und ſpielend gleichfam dann und wann, Uns, in auch auſſerordentlicher, Formirung zeige, was ſie kann, Und wie ihr Reichthum unerſchoͤpflich. Chryſanders Hoch- muth konnte zwar Sein Unrecht nicht ſo gleich geſtehn: Allein es ſchienen die Gedanken, Durch die fuͤr ihn zu helle Wahrheit, dennoch zu ſtutzen, und zu wanken.
Jch werde, was du mir gewieſen, mit etwas mehrem Ernſt erwegen, Sprach er, indem er Abſchied nahm. Jch wuͤnſcht ihm zu dem Ueberlegen Von Herzen Gluͤck, Und eilte, meine ſchoͤne Blume noch etwas anzuſehn, zuruͤck, Ergoͤtzte mich an ihrer ſchoͤnen ganz auſſerordentlichen Zier, Und dankte Dem, der mich und ſie, und alle Dinge ſchuf, dafuͤr.
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Auſſerordentliche Kaiſerkrone.
Als in der Ordnung aller andern, und ihre Schoͤnheit, wo
nicht mehr.
Es ſtehet alles Regel-recht, das Kraut, die Blumen und der
Stengel
Jn einem wunderns-werthen Rang, ohn allen Fehler, ohne
Maͤngel,
Und nicht verwirrt, zerſtreut, zerriſſen, als es ein blindes Un-
gefaͤhr,
Wenns bilden koͤnnte, bilden wuͤrde. Beſiehe doch, wie or-
dentlich
Die Theile von der ganzen Blume, an ihren rechten Stel-
len, ſich
Befinden, zeigen und ſich fuͤgen. Jch ſeh ſie, als ein Muſter an,
Daß die Natur zuweilen ſcherze, und ſpielend gleichfam dann
und wann,
Uns, in auch auſſerordentlicher, Formirung zeige, was ſie kann,
Und wie ihr Reichthum unerſchoͤpflich. Chryſanders Hoch-
muth konnte zwar
Sein Unrecht nicht ſo gleich geſtehn: Allein es ſchienen die
Gedanken,
Durch die fuͤr ihn zu helle Wahrheit, dennoch zu ſtutzen, und
zu wanken.
Jch werde, was du mir gewieſen, mit etwas mehrem Ernſt
erwegen,
Sprach er, indem er Abſchied nahm. Jch wuͤnſcht ihm zu
dem Ueberlegen
Von Herzen Gluͤck,
Und eilte, meine ſchoͤne Blume noch etwas anzuſehn, zuruͤck,
Ergoͤtzte mich an ihrer ſchoͤnen ganz auſſerordentlichen Zier,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/49>, abgerufen am 23.11.2024.
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