Sich selber alles Gute raubet, sich selber alles Böse schenkt, Anstatt vergnügt zu seyn, sich quälet, sich selbst mit Gift und Wermuth tränkt, Dem Nächsten Plag und Unruh macht, und was das schlimm- ste, Gott nicht ehret.
Jndeß verfliegen unsre Tage, als wie ein Wind, wie ein Geschrey, Und unser ganzes Leben fliesset, als wie ein schneller Strom, vorbey.
Zu welchem Theil von deiner Zeit, geliebter Mensch, zu wel- chen Jahren, Willt du, von aller Erden Schätzen, den wirklichen Genuß versparen, Den man, im Denken nur, genießt, und welchen, ohne Den- ken, man Unmöglich nützen, minder noch, dem Geber davor danken kann?
Schäd-
Unſelige Unaufmerkſamkeit.
Sich ſelber alles Gute raubet, ſich ſelber alles Boͤſe ſchenkt, Anſtatt vergnuͤgt zu ſeyn, ſich quaͤlet, ſich ſelbſt mit Gift und Wermuth traͤnkt, Dem Naͤchſten Plag und Unruh macht, und was das ſchlimm- ſte, Gott nicht ehret.
Jndeß verfliegen unſre Tage, als wie ein Wind, wie ein Geſchrey, Und unſer ganzes Leben flieſſet, als wie ein ſchneller Strom, vorbey.
Zu welchem Theil von deiner Zeit, geliebter Menſch, zu wel- chen Jahren, Willt du, von aller Erden Schaͤtzen, den wirklichen Genuß verſparen, Den man, im Denken nur, genießt, und welchen, ohne Den- ken, man Unmoͤglich nuͤtzen, minder noch, dem Geber davor danken kann?
Schaͤd-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgn="2"><l><pbfacs="#f0503"n="479"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Unſelige Unaufmerkſamkeit.</hi></fw><lb/>
Sich ſelber alles Gute raubet, ſich ſelber alles Boͤſe ſchenkt,</l><lb/><l>Anſtatt vergnuͤgt zu ſeyn, ſich quaͤlet, ſich ſelbſt mit Gift und<lb/><hirendition="#et">Wermuth traͤnkt,</hi></l><lb/><l>Dem Naͤchſten Plag und Unruh macht, und was das ſchlimm-<lb/><hirendition="#et">ſte, Gott nicht ehret.</hi></l></lg><lb/><lgn="3"><l>Jndeß verfliegen unſre Tage, als wie ein Wind, wie ein<lb/><hirendition="#et">Geſchrey,</hi></l><lb/><l>Und unſer ganzes Leben flieſſet, als wie ein ſchneller Strom,<lb/><hirendition="#et">vorbey.</hi></l></lg><lb/><lgn="4"><l>Zu welchem Theil von deiner Zeit, geliebter Menſch, zu wel-<lb/><hirendition="#et">chen Jahren,</hi></l><lb/><l>Willt du, von aller Erden Schaͤtzen, den wirklichen Genuß<lb/><hirendition="#et">verſparen,</hi></l><lb/><l>Den man, im Denken nur, genießt, und welchen, ohne Den-<lb/><hirendition="#et">ken, man</hi></l><lb/><l>Unmoͤglich nuͤtzen, minder noch, dem Geber davor danken<lb/><hirendition="#et">kann?</hi></l></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Schaͤd-</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[479/0503]
Unſelige Unaufmerkſamkeit.
Sich ſelber alles Gute raubet, ſich ſelber alles Boͤſe ſchenkt,
Anſtatt vergnuͤgt zu ſeyn, ſich quaͤlet, ſich ſelbſt mit Gift und
Wermuth traͤnkt,
Dem Naͤchſten Plag und Unruh macht, und was das ſchlimm-
ſte, Gott nicht ehret.
Jndeß verfliegen unſre Tage, als wie ein Wind, wie ein
Geſchrey,
Und unſer ganzes Leben flieſſet, als wie ein ſchneller Strom,
vorbey.
Zu welchem Theil von deiner Zeit, geliebter Menſch, zu wel-
chen Jahren,
Willt du, von aller Erden Schaͤtzen, den wirklichen Genuß
verſparen,
Den man, im Denken nur, genießt, und welchen, ohne Den-
ken, man
Unmoͤglich nuͤtzen, minder noch, dem Geber davor danken
kann?
Schaͤd-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/503>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.