Des Anfangs-Stoffs, der sonder Theile, wie man jetzt lehrt, bestehen soll, Dem Menschen eigentlich bekannt. Es könnte dieser ja sowohl Vernünftiger und klüger seyn, als wir von seinen Wirklich- keiten, Nach unsers Geistes Kraft, ihn halten: Jndem, um hierin nicht zu fehlen, Wir einen deutlichern Begriff vom wahren Wesen unsrer Seelen, Der wir in allen Dingen glauben, vorher nothwendig haben müssen.
Denn, falls von unsrer Lehrerinn, wir ihre Kraft und Art nicht wissen: So wird man stets vernünftig zweifeln, und stets auf unsrer Hut zu seyn, Fast nimmer unterlassen können, damit kein Trug, kein falscher Schein Uns von dem Weg der Wahrheit bringe. Nun fehlt uns ja die Wissenschaft Vom Geist, dem allgemeinen Richter, so, wie von allen andern Dingen; Wie kann man denn mit Recht verlangen, ins Jnnerste des Stoffs zu dringen, Und daß es so sey, und nicht anders, mit einem festen Ton er- zwingen?
Nun fragt sichs, obs nicht möglich wäre, daß, durch verschie- denes Bewegen Uns unbekannter Geistigkeiten, ein Wesen sich von ungefähr Auf Körper Art verbinden könne, wodurch ein' Art von Ueber- legen Jn selbigem entstehen könnte, das klüger, als der Körper, wär.
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Der uͤberfuͤhrte Atheiſt.
Des Anfangs-Stoffs, der ſonder Theile, wie man jetzt lehrt, beſtehen ſoll, Dem Menſchen eigentlich bekannt. Es koͤnnte dieſer ja ſowohl Vernuͤnftiger und kluͤger ſeyn, als wir von ſeinen Wirklich- keiten, Nach unſers Geiſtes Kraft, ihn halten: Jndem, um hierin nicht zu fehlen, Wir einen deutlichern Begriff vom wahren Weſen unſrer Seelen, Der wir in allen Dingen glauben, vorher nothwendig haben muͤſſen.
Denn, falls von unſrer Lehrerinn, wir ihre Kraft und Art nicht wiſſen: So wird man ſtets vernuͤnftig zweifeln, und ſtets auf unſrer Hut zu ſeyn, Faſt nimmer unterlaſſen koͤnnen, damit kein Trug, kein falſcher Schein Uns von dem Weg der Wahrheit bringe. Nun fehlt uns ja die Wiſſenſchaft Vom Geiſt, dem allgemeinen Richter, ſo, wie von allen andern Dingen; Wie kann man denn mit Recht verlangen, ins Jnnerſte des Stoffs zu dringen, Und daß es ſo ſey, und nicht anders, mit einem feſten Ton er- zwingen?
Nun fragt ſichs, obs nicht moͤglich waͤre, daß, durch verſchie- denes Bewegen Uns unbekannter Geiſtigkeiten, ein Weſen ſich von ungefaͤhr Auf Koͤrper Art verbinden koͤnne, wodurch ein’ Art von Ueber- legen Jn ſelbigem entſtehen koͤnnte, das kluͤger, als der Koͤrper, waͤr.
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Der uͤberfuͤhrte Atheiſt.
Des Anfangs-Stoffs, der ſonder Theile, wie man jetzt lehrt,
beſtehen ſoll,
Dem Menſchen eigentlich bekannt. Es koͤnnte dieſer ja ſowohl
Vernuͤnftiger und kluͤger ſeyn, als wir von ſeinen Wirklich-
keiten,
Nach unſers Geiſtes Kraft, ihn halten: Jndem, um hierin nicht
zu fehlen,
Wir einen deutlichern Begriff vom wahren Weſen unſrer
Seelen,
Der wir in allen Dingen glauben, vorher nothwendig haben
muͤſſen.
Denn, falls von unſrer Lehrerinn, wir ihre Kraft und Art
nicht wiſſen:
So wird man ſtets vernuͤnftig zweifeln, und ſtets auf unſrer
Hut zu ſeyn,
Faſt nimmer unterlaſſen koͤnnen, damit kein Trug, kein falſcher
Schein
Uns von dem Weg der Wahrheit bringe. Nun fehlt uns ja
die Wiſſenſchaft
Vom Geiſt, dem allgemeinen Richter, ſo, wie von allen andern
Dingen;
Wie kann man denn mit Recht verlangen, ins Jnnerſte des
Stoffs zu dringen,
Und daß es ſo ſey, und nicht anders, mit einem feſten Ton er-
zwingen?
Nun fragt ſichs, obs nicht moͤglich waͤre, daß, durch verſchie-
denes Bewegen
Uns unbekannter Geiſtigkeiten, ein Weſen ſich von ungefaͤhr
Auf Koͤrper Art verbinden koͤnne, wodurch ein’ Art von Ueber-
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Jn ſelbigem entſtehen koͤnnte, das kluͤger, als der Koͤrper, waͤr.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/509>, abgerufen am 22.11.2024.
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