Wofern nun dieses nicht unmöglich, hätt alles sich ja fügen, trennen, Und ohne Zuthun einer Gottheit, die ganze Welt entstehen können.
B.
Wie wenig billig deine Sätz und Schlüsse sind, will ich dennoch, (Um, wo es möglich, deine Seele, vom unglückselgen Jrr- thums-Joch, Noch zu befreyen,) sie behalten, und hoff ich, durch dein' eig- ne Waffen, Wie scharf du sie gewetzet hälst, mir, über dich, den Sieg zu schaffen; Jedoch zu deinem eignen Besten. Denn alles, was von mir ge- schicht, Gereichet dir allein zu gut; Mein eigen' Ehre such ich nicht.
Jst es nicht wahr? Was auf der Welt von uns gewirkt, ge- baut, erdacht, Erfunden, was geschrieben wird, was alle Kunst hervor gebracht, Geschicht durch unsere Vernunft. Nun wird dein Geist selbst zugestehen, Daß alle Ding auf unsrer Welt, die gut, die ordentlich geschehen, Und richtig nach der Regel gehn, durch ihn nicht eingerichtet seyn, Durch ihn nicht ausgeführet sind, daß weder Blumen, Gras noch Kraut, Durch unsere Vernunft, entsteht, daß es nicht regnet, auch nicht thaut, Durch unsere Vernunft und Ordnung, daß weder Mond-noch Sonnenschein
Durch
Der uͤberfuͤhrte Atheiſt.
Wofern nun dieſes nicht unmoͤglich, haͤtt alles ſich ja fuͤgen, trennen, Und ohne Zuthun einer Gottheit, die ganze Welt entſtehen koͤnnen.
B.
Wie wenig billig deine Saͤtz und Schluͤſſe ſind, will ich dennoch, (Um, wo es moͤglich, deine Seele, vom ungluͤckſelgen Jrr- thums-Joch, Noch zu befreyen,) ſie behalten, und hoff ich, durch dein’ eig- ne Waffen, Wie ſcharf du ſie gewetzet haͤlſt, mir, uͤber dich, den Sieg zu ſchaffen; Jedoch zu deinem eignen Beſten. Denn alles, was von mir ge- ſchicht, Gereichet dir allein zu gut; Mein eigen’ Ehre ſuch ich nicht.
Jſt es nicht wahr? Was auf der Welt von uns gewirkt, ge- baut, erdacht, Erfunden, was geſchrieben wird, was alle Kunſt hervor gebracht, Geſchicht durch unſere Vernunft. Nun wird dein Geiſt ſelbſt zugeſtehen, Daß alle Ding auf unſrer Welt, die gut, die ordentlich geſchehen, Und richtig nach der Regel gehn, durch ihn nicht eingerichtet ſeyn, Durch ihn nicht ausgefuͤhret ſind, daß weder Blumen, Gras noch Kraut, Durch unſere Vernunft, entſteht, daß es nicht regnet, auch nicht thaut, Durch unſere Vernunft und Ordnung, daß weder Mond-noch Sonnenſchein
Durch
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Der uͤberfuͤhrte Atheiſt.
Wofern nun dieſes nicht unmoͤglich, haͤtt alles ſich ja fuͤgen,
trennen,
Und ohne Zuthun einer Gottheit, die ganze Welt entſtehen
koͤnnen.
B.
Wie wenig billig deine Saͤtz und Schluͤſſe ſind, will ich
dennoch,
(Um, wo es moͤglich, deine Seele, vom ungluͤckſelgen Jrr-
thums-Joch,
Noch zu befreyen,) ſie behalten, und hoff ich, durch dein’ eig-
ne Waffen,
Wie ſcharf du ſie gewetzet haͤlſt, mir, uͤber dich, den Sieg zu
ſchaffen;
Jedoch zu deinem eignen Beſten. Denn alles, was von mir ge-
ſchicht,
Gereichet dir allein zu gut; Mein eigen’ Ehre ſuch ich nicht.
Jſt es nicht wahr? Was auf der Welt von uns gewirkt, ge-
baut, erdacht,
Erfunden, was geſchrieben wird, was alle Kunſt hervor gebracht,
Geſchicht durch unſere Vernunft. Nun wird dein Geiſt ſelbſt
zugeſtehen,
Daß alle Ding auf unſrer Welt, die gut, die ordentlich geſchehen,
Und richtig nach der Regel gehn, durch ihn nicht eingerichtet
ſeyn,
Durch ihn nicht ausgefuͤhret ſind, daß weder Blumen, Gras
noch Kraut,
Durch unſere Vernunft, entſteht, daß es nicht regnet, auch
nicht thaut,
Durch unſere Vernunft und Ordnung, daß weder Mond-noch
Sonnenſchein
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/510>, abgerufen am 22.11.2024.
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