Die Thiere haben nicht die Macht, es mangelt ihnen Fä- higkeit, Die Creaturen zu betrachten, Und die darin verborgnen Proben der göttlichen Vollkommen- heit, Des großen Schöpfers aller Dinge, darin zu ehren und zu achten.
Wir haben selbige bekommen; uns ist dazu Verstand gegeben. Wie, daß wir denn zu solchem Zweck, den Herrn der Creatur zu ehren, Jhn gar nicht anzuwenden streben, Und nicht zu seinem Ruhm empfinden, nicht schmecken, riechen, sehn und hören!
Blinder Eifer.
Wenn nicht die Obrigkeit gelindre Triebe nährte, Und vielen Geistlichen den heilgen Eifer wehrte; Es würde, dem zur Ehr, der diese Welt gemacht, Der größte Theil der Welt gelassen umgebracht.
Un-
Vorzug vor den Thieren.
Vorzug vor den Thieren.
Die Thiere haben nicht die Macht, es mangelt ihnen Faͤ- higkeit, Die Creaturen zu betrachten, Und die darin verborgnen Proben der goͤttlichen Vollkommen- heit, Des großen Schoͤpfers aller Dinge, darin zu ehren und zu achten.
Wir haben ſelbige bekommen; uns iſt dazu Verſtand gegeben. Wie, daß wir denn zu ſolchem Zweck, den Herrn der Creatur zu ehren, Jhn gar nicht anzuwenden ſtreben, Und nicht zu ſeinem Ruhm empfinden, nicht ſchmecken, riechen, ſehn und hoͤren!
Blinder Eifer.
Wenn nicht die Obrigkeit gelindre Triebe naͤhrte, Und vielen Geiſtlichen den heilgen Eifer wehrte; Es wuͤrde, dem zur Ehr, der dieſe Welt gemacht, Der groͤßte Theil der Welt gelaſſen umgebracht.
Un-
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Vorzug vor den Thieren.
Vorzug vor den Thieren.
Die Thiere haben nicht die Macht, es mangelt ihnen Faͤ-
higkeit,
Die Creaturen zu betrachten,
Und die darin verborgnen Proben der goͤttlichen Vollkommen-
heit,
Des großen Schoͤpfers aller Dinge, darin zu ehren und zu
achten.
Wir haben ſelbige bekommen; uns iſt dazu Verſtand gegeben.
Wie, daß wir denn zu ſolchem Zweck, den Herrn der Creatur zu
ehren,
Jhn gar nicht anzuwenden ſtreben,
Und nicht zu ſeinem Ruhm empfinden, nicht ſchmecken, riechen,
ſehn und hoͤren!
Blinder Eifer.
Wenn nicht die Obrigkeit gelindre Triebe naͤhrte,
Und vielen Geiſtlichen den heilgen Eifer wehrte;
Es wuͤrde, dem zur Ehr, der dieſe Welt gemacht,
Der groͤßte Theil der Welt gelaſſen umgebracht.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 498. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/522>, abgerufen am 22.11.2024.
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