Als aus so viel Münden haucht, als aus so viel Quellen steiget; Der sich unsern Seelen, zwar durch die Augen, und durchs Licht, So wie andre Körper, nicht, Sondern ihr, nur im Geruch, durch die Nase bloß, sich zeiget.
Wenn wir Amber mit Zibeth, und mit Balsam Rauchwerk mischen: Wird es doch den Geist so sehr nicht, durch den Geruch, erfrischen, Als wir, durch die holden Dünste, von den Kinderchen der Erden, Den geschmückten Hyacinthen, im Geruch, erquicket werden. Denn ob unsre Seele gleich Anmuth auch von jenen fühlt; Und ein liebliches Empfinden, einen holden Eindruck, spüret: Wird sie, durch der Blumen Duft, doch auf solche Art gerühret, Daß die säurlich-süsse Mischung sie zugleich ergötzet, kühlt, Labt, erfreut und recht ermuntert. Will man denn ein ernst- lich Denken, Wodurch wir uns eigentlich nur geschickt sind zu vergnügen, Nicht, in unsrer eignen Lust, zu des Gebers Ehren fügen, Und uns lieber nicht vergnügen, als ihm Dank und Andacht schenken?
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Die roͤthliche weiſſe Hyacinthe.
Als aus ſo viel Muͤnden haucht, als aus ſo viel Quellen ſteiget; Der ſich unſern Seelen, zwar durch die Augen, und durchs Licht, So wie andre Koͤrper, nicht, Sondern ihr, nur im Geruch, durch die Naſe bloß, ſich zeiget.
Wenn wir Amber mit Zibeth, und mit Balſam Rauchwerk miſchen: Wird es doch den Geiſt ſo ſehr nicht, durch den Geruch, erfriſchen, Als wir, durch die holden Duͤnſte, von den Kinderchen der Erden, Den geſchmuͤckten Hyacinthen, im Geruch, erquicket werden. Denn ob unſre Seele gleich Anmuth auch von jenen fuͤhlt; Und ein liebliches Empfinden, einen holden Eindruck, ſpuͤret: Wird ſie, durch der Blumen Duft, doch auf ſolche Art geruͤhret, Daß die ſaͤurlich-ſuͤſſe Miſchung ſie zugleich ergoͤtzet, kuͤhlt, Labt, erfreut und recht ermuntert. Will man denn ein ernſt- lich Denken, Wodurch wir uns eigentlich nur geſchickt ſind zu vergnuͤgen, Nicht, in unſrer eignen Luſt, zu des Gebers Ehren fuͤgen, Und uns lieber nicht vergnuͤgen, als ihm Dank und Andacht ſchenken?
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Die roͤthliche weiſſe Hyacinthe.
Als aus ſo viel Muͤnden haucht, als aus ſo viel Quellen ſteiget;
Der ſich unſern Seelen, zwar durch die Augen, und durchs Licht,
So wie andre Koͤrper, nicht,
Sondern ihr, nur im Geruch, durch die Naſe bloß, ſich zeiget.
Wenn wir Amber mit Zibeth, und mit Balſam Rauchwerk
miſchen:
Wird es doch den Geiſt ſo ſehr nicht, durch den Geruch, erfriſchen,
Als wir, durch die holden Duͤnſte, von den Kinderchen der Erden,
Den geſchmuͤckten Hyacinthen, im Geruch, erquicket werden.
Denn ob unſre Seele gleich Anmuth auch von jenen fuͤhlt;
Und ein liebliches Empfinden, einen holden Eindruck, ſpuͤret:
Wird ſie, durch der Blumen Duft, doch auf ſolche Art geruͤhret,
Daß die ſaͤurlich-ſuͤſſe Miſchung ſie zugleich ergoͤtzet, kuͤhlt,
Labt, erfreut und recht ermuntert. Will man denn ein ernſt-
lich Denken,
Wodurch wir uns eigentlich nur geſchickt ſind zu vergnuͤgen,
Nicht, in unſrer eignen Luſt, zu des Gebers Ehren fuͤgen,
Und uns lieber nicht vergnuͤgen, als ihm Dank und Andacht
ſchenken?
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/53>, abgerufen am 22.11.2024.
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