Untersaget und verbietet unser Gott durch Mosen nicht, Von der unumschränkten Gottheit, ein verkleinernd Bild zu machen? Meynst du nun, daß, was der Schöpfer hier zu seinem Diener spricht, Bloß allein auf Stein und Holz, bloß auf körperliche Sachen, Und sein ernstliches Geboth und Gesetz sich nicht viel mehr Auf den denkenden Verstand, ebenfalls erstrecken solle? Es erhellt ja Sonnen-klar, wie der wahre Gott nicht wolle, Daß von seinem wahren Wesen, von der unumschränkten Macht, Der allgegenwärtgen Gottheit, Majestät, Vollkommenheit, Ewger Wahrheit, ewger Liebe, Weisheit und Unendlichkeit, So verkleinernde Gedanken, so belachenswürdge Grillen, Ein so kindischer Begriff, unsre Seele soll erfüllen, Als worin allein die Thorheit der Abgötterey besteht, Wenn man nemlich einen Abgott, im Gehirn und Geist, erhöht, Der weit schimpflicher für Gott, als ein Bild von Holz und Stein; Da ja diese nur bedeutend, jener, wirklich Gott soll seyn.
Sünde
Geiſtiger Abgott.
Geiſtiger Abgott.
Unterſaget und verbietet unſer Gott durch Moſen nicht, Von der unumſchraͤnkten Gottheit, ein verkleinernd Bild zu machen? Meynſt du nun, daß, was der Schoͤpfer hier zu ſeinem Diener ſpricht, Bloß allein auf Stein und Holz, bloß auf koͤrperliche Sachen, Und ſein ernſtliches Geboth und Geſetz ſich nicht viel mehr Auf den denkenden Verſtand, ebenfalls erſtrecken ſolle? Es erhellt ja Sonnen-klar, wie der wahre Gott nicht wolle, Daß von ſeinem wahren Weſen, von der unumſchraͤnkten Macht, Der allgegenwaͤrtgen Gottheit, Majeſtaͤt, Vollkommenheit, Ewger Wahrheit, ewger Liebe, Weisheit und Unendlichkeit, So verkleinernde Gedanken, ſo belachenswuͤrdge Grillen, Ein ſo kindiſcher Begriff, unſre Seele ſoll erfuͤllen, Als worin allein die Thorheit der Abgoͤtterey beſteht, Wenn man nemlich einen Abgott, im Gehirn und Geiſt, erhoͤht, Der weit ſchimpflicher fuͤr Gott, als ein Bild von Holz und Stein; Da ja dieſe nur bedeutend, jener, wirklich Gott ſoll ſeyn.
Suͤnde
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Geiſtiger Abgott.
Geiſtiger Abgott.
Unterſaget und verbietet unſer Gott durch Moſen nicht,
Von der unumſchraͤnkten Gottheit, ein verkleinernd Bild
zu machen?
Meynſt du nun, daß, was der Schoͤpfer hier zu ſeinem Diener
ſpricht,
Bloß allein auf Stein und Holz, bloß auf koͤrperliche Sachen,
Und ſein ernſtliches Geboth und Geſetz ſich nicht viel mehr
Auf den denkenden Verſtand, ebenfalls erſtrecken ſolle?
Es erhellt ja Sonnen-klar, wie der wahre Gott nicht wolle,
Daß von ſeinem wahren Weſen, von der unumſchraͤnkten Macht,
Der allgegenwaͤrtgen Gottheit, Majeſtaͤt, Vollkommenheit,
Ewger Wahrheit, ewger Liebe, Weisheit und Unendlichkeit,
So verkleinernde Gedanken, ſo belachenswuͤrdge Grillen,
Ein ſo kindiſcher Begriff, unſre Seele ſoll erfuͤllen,
Als worin allein die Thorheit der Abgoͤtterey beſteht,
Wenn man nemlich einen Abgott, im Gehirn und Geiſt, erhoͤht,
Der weit ſchimpflicher fuͤr Gott, als ein Bild von Holz und
Stein;
Da ja dieſe nur bedeutend, jener, wirklich Gott ſoll ſeyn.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 512. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/536>, abgerufen am 22.11.2024.
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