Dieß ist das einzig Opfer fast, das wir dem Schöpfer ge- ben können, Wodurch wir Gott und Menschen zeigen, wie wir in einer Sehnsucht brennen, Dem, nach Vermögen, zu gefallen, und daß man den von Her- zen liebt, Der ohne daß wir es verdienen, uns so viel Guts aus Gna- den giebt.
Wann uns nun auch im vorgen Jahr der Schöpfer so viel Guts beschehrt, Da er, nicht nur viel tausend Plagen von uns so gnädig ab- gekehrt; Nein, überdem unzählich viel an wirklichen Vergnüglichkeiten, Gesundheit, Friede, Freude, Segen, so mancherley Zufrie- denheiten, Bequemlichkeiten, Freyheit, Ruh, uns in so reicher Maaß ge- schenkt: So ist es ja ein Undanks-Laster, wofern man es nicht über- denkt. Jnsonderheit hab ich dieß Jahr so wohl, als in den vorgen Jahren, So wohl für mich, als für die Meinen, des Schöpfers Gnad und Huld erfahren.
Es ist so mancher Unglücksfall von uns in Gnaden abgewandt. Es schützte meinen ältsten Sohn, o Herr, besonders deine Hand, Da er von einer hohen Stiegen, in augenscheinlicher Gefahr; Auch dreymal durch der Pferde Sturz gewissem Unglück na- he war; Auch wie einst der Pistole Schloß im Laden aus der Ruhe sprang, Und das schon eingeladne Pulver von unten ins Gesicht ihm drang.
Daß
M m 4
Die Dankbarkeit.
Dieß iſt das einzig Opfer faſt, das wir dem Schoͤpfer ge- ben koͤnnen, Wodurch wir Gott und Menſchen zeigen, wie wir in einer Sehnſucht brennen, Dem, nach Vermoͤgen, zu gefallen, und daß man den von Her- zen liebt, Der ohne daß wir es verdienen, uns ſo viel Guts aus Gna- den giebt.
Wann uns nun auch im vorgen Jahr der Schoͤpfer ſo viel Guts beſchehrt, Da er, nicht nur viel tauſend Plagen von uns ſo gnaͤdig ab- gekehrt; Nein, uͤberdem unzaͤhlich viel an wirklichen Vergnuͤglichkeiten, Geſundheit, Friede, Freude, Segen, ſo mancherley Zufrie- denheiten, Bequemlichkeiten, Freyheit, Ruh, uns in ſo reicher Maaß ge- ſchenkt: So iſt es ja ein Undanks-Laſter, wofern man es nicht uͤber- denkt. Jnſonderheit hab ich dieß Jahr ſo wohl, als in den vorgen Jahren, So wohl fuͤr mich, als fuͤr die Meinen, des Schoͤpfers Gnad und Huld erfahren.
Es iſt ſo mancher Ungluͤcksfall von uns in Gnaden abgewandt. Es ſchuͤtzte meinen aͤltſten Sohn, o Herr, beſonders deine Hand, Da er von einer hohen Stiegen, in augenſcheinlicher Gefahr; Auch dreymal durch der Pferde Sturz gewiſſem Ungluͤck na- he war; Auch wie einſt der Piſtole Schloß im Laden aus der Ruhe ſprang, Und das ſchon eingeladne Pulver von unten ins Geſicht ihm drang.
Daß
M m 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0575"n="551"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die Dankbarkeit.</hi></fw><lb/><lgn="4"><l>Dieß iſt das einzig Opfer faſt, das wir dem Schoͤpfer ge-<lb/><hirendition="#et">ben koͤnnen,</hi></l><lb/><l>Wodurch wir Gott und Menſchen zeigen, wie wir in einer<lb/><hirendition="#et">Sehnſucht brennen,</hi></l><lb/><l>Dem, nach Vermoͤgen, zu gefallen, und daß man den von Her-<lb/><hirendition="#et">zen liebt,</hi></l><lb/><l>Der ohne daß wir es verdienen, uns ſo viel Guts aus Gna-<lb/><hirendition="#et">den giebt.</hi></l></lg><lb/><lgn="5"><l>Wann uns nun auch im vorgen Jahr der Schoͤpfer ſo viel<lb/><hirendition="#et">Guts beſchehrt,</hi></l><lb/><l>Da er, nicht nur viel tauſend Plagen von uns ſo gnaͤdig ab-<lb/><hirendition="#et">gekehrt;</hi></l><lb/><l>Nein, uͤberdem unzaͤhlich viel an wirklichen Vergnuͤglichkeiten,</l><lb/><l>Geſundheit, Friede, Freude, Segen, ſo mancherley Zufrie-<lb/><hirendition="#et">denheiten,</hi></l><lb/><l>Bequemlichkeiten, Freyheit, Ruh, uns in ſo reicher Maaß ge-<lb/><hirendition="#et">ſchenkt:</hi></l><lb/><l>So iſt es ja ein Undanks-Laſter, wofern man es nicht uͤber-<lb/><hirendition="#et">denkt.</hi></l><lb/><l>Jnſonderheit hab ich dieß Jahr ſo wohl, als in den vorgen<lb/><hirendition="#et">Jahren,</hi></l><lb/><l>So wohl fuͤr mich, als fuͤr die Meinen, des Schoͤpfers Gnad<lb/><hirendition="#et">und Huld erfahren.</hi></l></lg><lb/><lgn="6"><l>Es iſt ſo mancher Ungluͤcksfall von uns in Gnaden abgewandt.</l><lb/><l>Es ſchuͤtzte meinen aͤltſten Sohn, o Herr, beſonders deine Hand,</l><lb/><l>Da er von einer hohen Stiegen, in augenſcheinlicher Gefahr;</l><lb/><l>Auch dreymal durch der Pferde Sturz gewiſſem Ungluͤck na-<lb/><hirendition="#et">he war;</hi></l><lb/><l>Auch wie einſt der Piſtole Schloß im Laden aus der Ruhe<lb/><hirendition="#et">ſprang,</hi></l><lb/><l>Und das ſchon eingeladne Pulver von unten ins Geſicht ihm<lb/><hirendition="#et">drang.</hi><lb/><fwplace="bottom"type="sig">M m 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">Daß</fw><lb/></l></lg></div></div></body></text></TEI>
[551/0575]
Die Dankbarkeit.
Dieß iſt das einzig Opfer faſt, das wir dem Schoͤpfer ge-
ben koͤnnen,
Wodurch wir Gott und Menſchen zeigen, wie wir in einer
Sehnſucht brennen,
Dem, nach Vermoͤgen, zu gefallen, und daß man den von Her-
zen liebt,
Der ohne daß wir es verdienen, uns ſo viel Guts aus Gna-
den giebt.
Wann uns nun auch im vorgen Jahr der Schoͤpfer ſo viel
Guts beſchehrt,
Da er, nicht nur viel tauſend Plagen von uns ſo gnaͤdig ab-
gekehrt;
Nein, uͤberdem unzaͤhlich viel an wirklichen Vergnuͤglichkeiten,
Geſundheit, Friede, Freude, Segen, ſo mancherley Zufrie-
denheiten,
Bequemlichkeiten, Freyheit, Ruh, uns in ſo reicher Maaß ge-
ſchenkt:
So iſt es ja ein Undanks-Laſter, wofern man es nicht uͤber-
denkt.
Jnſonderheit hab ich dieß Jahr ſo wohl, als in den vorgen
Jahren,
So wohl fuͤr mich, als fuͤr die Meinen, des Schoͤpfers Gnad
und Huld erfahren.
Es iſt ſo mancher Ungluͤcksfall von uns in Gnaden abgewandt.
Es ſchuͤtzte meinen aͤltſten Sohn, o Herr, beſonders deine Hand,
Da er von einer hohen Stiegen, in augenſcheinlicher Gefahr;
Auch dreymal durch der Pferde Sturz gewiſſem Ungluͤck na-
he war;
Auch wie einſt der Piſtole Schloß im Laden aus der Ruhe
ſprang,
Und das ſchon eingeladne Pulver von unten ins Geſicht ihm
drang.
Daß
M m 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 551. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/575>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.