Und hab ich, es nicht zu vergessen, zu Ehren unsers Gottes Macht, Und seiner Liebe, Güt und Weisheit, ihm dieß Gedächtniß-Lied erdacht:
Nachdem mit unerhörter Wuth Der Nord-Nord-Westen-Wind gestürmet, Und er des Meeres wilde Fluth So sehr gepreßt und aufgehtürmet Daß sie, mit unsers Landes Damm, Und dessen sogenanntem Kamm, Bereits in gleicher Lage floß. Ja gar (was schrecklich anzusehn,) Von einigen gesenkten Höhn Schon schäumend sich herüber goß, Und sich, in weissen Wasserfällen, Schon zeigt, auf unterschiednen Stellen, Wodurch bereits das ganze Land Voll Jammer, Angst und Kummer stand, Und die entsetzliche Gefahr, Die ihm fast unvermeidlich war, Mit nass-und starren Augen sah; War Gott, der Wind und Wellen Lenket, Mit seiner Hülf und Gnade da. Er wollt; und augenblicklich senket Die wilde Last der Fluthen sich, von unsrer Dämme Höh, her- nieder, Zu ihren hohlen Tiefen wieder. Man konnte mit erfreutem Aug, aus blauer Fluth, die grünen Rücken Der, Gott fey Lob! noch ganzen Dämm, und unzerbrochnen Teich erblicken.
So
Die Dankbarkeit.
Und hab ich, es nicht zu vergeſſen, zu Ehren unſers Gottes Macht, Und ſeiner Liebe, Guͤt und Weisheit, ihm dieß Gedaͤchtniß-Lied erdacht:
Nachdem mit unerhoͤrter Wuth Der Nord-Nord-Weſten-Wind geſtuͤrmet, Und er des Meeres wilde Fluth So ſehr gepreßt und aufgehtuͤrmet Daß ſie, mit unſers Landes Damm, Und deſſen ſogenanntem Kamm, Bereits in gleicher Lage floß. Ja gar (was ſchrecklich anzuſehn,) Von einigen geſenkten Hoͤhn Schon ſchaͤumend ſich heruͤber goß, Und ſich, in weiſſen Waſſerfaͤllen, Schon zeigt, auf unterſchiednen Stellen, Wodurch bereits das ganze Land Voll Jammer, Angſt und Kummer ſtand, Und die entſetzliche Gefahr, Die ihm faſt unvermeidlich war, Mit naſſ-und ſtarren Augen ſah; War Gott, der Wind und Wellen Lenket, Mit ſeiner Huͤlf und Gnade da. Er wollt; und augenblicklich ſenket Die wilde Laſt der Fluthen ſich, von unſrer Daͤmme Hoͤh, her- nieder, Zu ihren hohlen Tiefen wieder. Man konnte mit erfreutem Aug, aus blauer Fluth, die gruͤnen Ruͤcken Der, Gott fey Lob! noch ganzen Daͤmm, und unzerbrochnen Teich erblicken.
So
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Die Dankbarkeit.
Und hab ich, es nicht zu vergeſſen, zu Ehren unſers Gottes
Macht,
Und ſeiner Liebe, Guͤt und Weisheit, ihm dieß Gedaͤchtniß-Lied
erdacht:
Nachdem mit unerhoͤrter Wuth
Der Nord-Nord-Weſten-Wind geſtuͤrmet,
Und er des Meeres wilde Fluth
So ſehr gepreßt und aufgehtuͤrmet
Daß ſie, mit unſers Landes Damm,
Und deſſen ſogenanntem Kamm,
Bereits in gleicher Lage floß.
Ja gar (was ſchrecklich anzuſehn,)
Von einigen geſenkten Hoͤhn
Schon ſchaͤumend ſich heruͤber goß,
Und ſich, in weiſſen Waſſerfaͤllen,
Schon zeigt, auf unterſchiednen Stellen,
Wodurch bereits das ganze Land
Voll Jammer, Angſt und Kummer ſtand,
Und die entſetzliche Gefahr,
Die ihm faſt unvermeidlich war,
Mit naſſ-und ſtarren Augen ſah;
War Gott, der Wind und Wellen Lenket,
Mit ſeiner Huͤlf und Gnade da.
Er wollt; und augenblicklich ſenket
Die wilde Laſt der Fluthen ſich, von unſrer Daͤmme Hoͤh, her-
nieder,
Zu ihren hohlen Tiefen wieder.
Man konnte mit erfreutem Aug, aus blauer Fluth, die gruͤnen
Ruͤcken
Der, Gott fey Lob! noch ganzen Daͤmm, und unzerbrochnen
Teich erblicken.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 555. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/579>, abgerufen am 22.11.2024.
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