Woher kömmt Keifen, Lärmen, Wüten, das Murren und die Ungeduld? Jhr seyd an eurem Ungelücke, sprecht was ihr wollet, beyde Schuld.
Dadurch, daß ihr den Ehegatten nur von der schlimmen Seite sehet, An euch das Gute nur beschaut; und er auf gleiche Weis es macht; Aus diesem unglückseligen und unvernünftgen Unbedacht, Aus dem unüberlegten Wesen der närrschen Eigenlieb, ent- stehet, Statt der gehofften Freuden-Täg, ein' allgemeine Trauer-Nacht. Soll dieses Elend sich nun ändern: So thut, was ihr sonst nicht gethan: Schaut euren Gatten von der guten, euch von der schwachen Seiten an.
Un-
Die Ehe.
Woher koͤmmt Keifen, Laͤrmen, Wuͤten, das Murren und die Ungeduld? Jhr ſeyd an eurem Ungeluͤcke, ſprecht was ihr wollet, beyde Schuld.
Dadurch, daß ihr den Ehegatten nur von der ſchlimmen Seite ſehet, An euch das Gute nur beſchaut; und er auf gleiche Weiſ es macht; Aus dieſem ungluͤckſeligen und unvernuͤnftgen Unbedacht, Aus dem unuͤberlegten Weſen der naͤrrſchen Eigenlieb, ent- ſtehet, Statt der gehofften Freuden-Taͤg, ein’ allgemeine Trauer-Nacht. Soll dieſes Elend ſich nun aͤndern: So thut, was ihr ſonſt nicht gethan: Schaut euren Gatten von der guten, euch von der ſchwachen Seiten an.
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Die Ehe.
Woher koͤmmt Keifen, Laͤrmen, Wuͤten, das Murren und die
Ungeduld?
Jhr ſeyd an eurem Ungeluͤcke, ſprecht was ihr wollet, beyde
Schuld.
Dadurch, daß ihr den Ehegatten nur von der ſchlimmen
Seite ſehet,
An euch das Gute nur beſchaut; und er auf gleiche Weiſ es
macht;
Aus dieſem ungluͤckſeligen und unvernuͤnftgen Unbedacht,
Aus dem unuͤberlegten Weſen der naͤrrſchen Eigenlieb, ent-
ſtehet,
Statt der gehofften Freuden-Taͤg, ein’ allgemeine Trauer-Nacht.
Soll dieſes Elend ſich nun aͤndern: So thut, was ihr ſonſt nicht
gethan:
Schaut euren Gatten von der guten, euch von der ſchwachen
Seiten an.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 570. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/594>, abgerufen am 22.11.2024.
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