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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

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Untersuchung des Norder-Lichts.
Aus diesem Himmelsstrich: So scheinen dieses, Theile
Der Luft, die durch den Fluß des Luftstroms fortgerissen,
So aus dem Norpol bricht, dem sie in strenger Eile
Jn seinem Zuge folgen müssen.
(Wenn er zumal zuweilen schneller fleußt,
Und heftiger, als sonst, aus seinen Tiefen scheußt.)
Das so viel schneller denn geschehen kann,
Weil dieser Flug so hoch erhaben gehet,
Daß keine dicke Luft ihm in dem Wege stehet.
Er trifft, da er so hoch, gar keine Hindrung an;
Daher es denn, (daß es dem Blitz fast gleichet,)
Den fast ganz leeren Raum entsetzlich schnell durchstreichet.

Hier zeigt, o großer Gott, sich abermal,
Von deiner weisen Macht und Lieb, ein heller Stral,
Wodurch wir uns, in unsrer Brust,
Ein Andacht-Feur von Dank und Luft,
Wenn wir, als Menschen, denken wollten,
Mit Recht entzünden lassen sollten.
Jch fühle wenigstens, da ich dieß überlege,
Ein Freuden-Feur in meiner Seele glimmen,
Und einen heissen Trieb, dieß Loblied anzustimmen:
Wie weis und wunderbar, o Gott, sind deine

Wege!


Ge-

Unterſuchung des Norder-Lichts.
Aus dieſem Himmelsſtrich: So ſcheinen dieſes, Theile
Der Luft, die durch den Fluß des Luftſtroms fortgeriſſen,
So aus dem Norpol bricht, dem ſie in ſtrenger Eile
Jn ſeinem Zuge folgen muͤſſen.
(Wenn er zumal zuweilen ſchneller fleußt,
Und heftiger, als ſonſt, aus ſeinen Tiefen ſcheußt.)
Das ſo viel ſchneller denn geſchehen kann,
Weil dieſer Flug ſo hoch erhaben gehet,
Daß keine dicke Luft ihm in dem Wege ſtehet.
Er trifft, da er ſo hoch, gar keine Hindrung an;
Daher es denn, (daß es dem Blitz faſt gleichet,)
Den faſt ganz leeren Raum entſetzlich ſchnell durchſtreichet.

Hier zeigt, o großer Gott, ſich abermal,
Von deiner weiſen Macht und Lieb, ein heller Stral,
Wodurch wir uns, in unſrer Bruſt,
Ein Andacht-Feur von Dank und Luft,
Wenn wir, als Menſchen, denken wollten,
Mit Recht entzuͤnden laſſen ſollten.
Jch fuͤhle wenigſtens, da ich dieß uͤberlege,
Ein Freuden-Feur in meiner Seele glimmen,
Und einen heiſſen Trieb, dieß Loblied anzuſtimmen:
Wie weiſ und wunderbar, o Gott, ſind deine

Wege!


Ge-
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[591/0615] Unterſuchung des Norder-Lichts. Aus dieſem Himmelsſtrich: So ſcheinen dieſes, Theile Der Luft, die durch den Fluß des Luftſtroms fortgeriſſen, So aus dem Norpol bricht, dem ſie in ſtrenger Eile Jn ſeinem Zuge folgen muͤſſen. (Wenn er zumal zuweilen ſchneller fleußt, Und heftiger, als ſonſt, aus ſeinen Tiefen ſcheußt.) Das ſo viel ſchneller denn geſchehen kann, Weil dieſer Flug ſo hoch erhaben gehet, Daß keine dicke Luft ihm in dem Wege ſtehet. Er trifft, da er ſo hoch, gar keine Hindrung an; Daher es denn, (daß es dem Blitz faſt gleichet,) Den faſt ganz leeren Raum entſetzlich ſchnell durchſtreichet. Hier zeigt, o großer Gott, ſich abermal, Von deiner weiſen Macht und Lieb, ein heller Stral, Wodurch wir uns, in unſrer Bruſt, Ein Andacht-Feur von Dank und Luft, Wenn wir, als Menſchen, denken wollten, Mit Recht entzuͤnden laſſen ſollten. Jch fuͤhle wenigſtens, da ich dieß uͤberlege, Ein Freuden-Feur in meiner Seele glimmen, Und einen heiſſen Trieb, dieß Loblied anzuſtimmen: Wie weiſ und wunderbar, o Gott, ſind deine Wege! Ge-

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 591. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/615>, abgerufen am 22.11.2024.