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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

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Schranken unsrer Vernunf.
Schranken unsrer Vernunft.
Nach Anleitung Mr. Reaumur.
Nachdem wir nun der Thiere Wesen, Betrieb und Hand-
lungen gesehn:

So fällt mit Recht die Frage vor: Ob wir denselben, Geist,
Verstand,

Vernunft und Urtheil, Witz, Gedächtniß und Ueberlegung zu
gestehn?
Nun ist das, was, von diesem Punkt, Cartesius gelehrt,
bekannt;

Auch das, was man dagegen schreibt. Allein es kömmt bloß
hierauf an,

(Da ich von beyden Meynungen, mit Grund der Wahrheit,
sagen kann:

Daß alle beyde möglich seyn) diejenige, so wahr, zu finden.
Da sie sich beyderseits auf Schlüsse, die von besondrer Stär-
ke, gründen.
Wenn jemand diese Meynung hegte: Der Schöpfer hätte
machen können

Machinen, welche fähig wären,
Zu wachsen, alles das zu thun, was Thiere thun, auch sich
zu mehren;

Wer wollte sich wohl unterstehn,
Zu sagen, daß des Schöpfers Kräfte, der alles kann, so weit-
nicht gehn?
Wenn aber auch ein andrer sagte: Der Schöpfer hätt un
streitig können,
Nicht
P p 4
Schranken unſrer Vernunf.
Schranken unſrer Vernunft.
Nach Anleitung Mr. Reaumur.
Nachdem wir nun der Thiere Weſen, Betrieb und Hand-
lungen geſehn:

So faͤllt mit Recht die Frage vor: Ob wir denſelben, Geiſt,
Verſtand,

Vernunft und Urtheil, Witz, Gedaͤchtniß und Ueberlegung zu
geſtehn?
Nun iſt das, was, von dieſem Punkt, Carteſius gelehrt,
bekannt;

Auch das, was man dagegen ſchreibt. Allein es koͤmmt bloß
hierauf an,

(Da ich von beyden Meynungen, mit Grund der Wahrheit,
ſagen kann:

Daß alle beyde moͤglich ſeyn) diejenige, ſo wahr, zu finden.
Da ſie ſich beyderſeits auf Schluͤſſe, die von beſondrer Staͤr-
ke, gruͤnden.
Wenn jemand dieſe Meynung hegte: Der Schoͤpfer haͤtte
machen koͤnnen

Machinen, welche faͤhig waͤren,
Zu wachſen, alles das zu thun, was Thiere thun, auch ſich
zu mehren;

Wer wollte ſich wohl unterſtehn,
Zu ſagen, daß des Schoͤpfers Kraͤfte, der alles kann, ſo weit-
nicht gehn?
Wenn aber auch ein andrer ſagte: Der Schoͤpfer haͤtt un
ſtreitig koͤnnen,
Nicht
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[599/0623] Schranken unſrer Vernunf. Schranken unſrer Vernunft. Nach Anleitung Mr. Reaumur. Nachdem wir nun der Thiere Weſen, Betrieb und Hand- lungen geſehn: So faͤllt mit Recht die Frage vor: Ob wir denſelben, Geiſt, Verſtand, Vernunft und Urtheil, Witz, Gedaͤchtniß und Ueberlegung zu geſtehn? Nun iſt das, was, von dieſem Punkt, Carteſius gelehrt, bekannt; Auch das, was man dagegen ſchreibt. Allein es koͤmmt bloß hierauf an, (Da ich von beyden Meynungen, mit Grund der Wahrheit, ſagen kann: Daß alle beyde moͤglich ſeyn) diejenige, ſo wahr, zu finden. Da ſie ſich beyderſeits auf Schluͤſſe, die von beſondrer Staͤr- ke, gruͤnden. Wenn jemand dieſe Meynung hegte: Der Schoͤpfer haͤtte machen koͤnnen Machinen, welche faͤhig waͤren, Zu wachſen, alles das zu thun, was Thiere thun, auch ſich zu mehren; Wer wollte ſich wohl unterſtehn, Zu ſagen, daß des Schoͤpfers Kraͤfte, der alles kann, ſo weit- nicht gehn? Wenn aber auch ein andrer ſagte: Der Schoͤpfer haͤtt un ſtreitig koͤnnen, Nicht P p 4

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 599. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/623>, abgerufen am 22.11.2024.