Nicht von sich selbst sich aufgethürmt; wird er nicht leugnen; auch gestehn, Daß der, durch den wir Bau- und Malwerk gemacht und aufgeführet sehn, Sey eh, als wie sein Werk, gewesen. Nun kann er ferner nicht verneinen, Daß, in den Werken der Natur, nicht ungezählte Dinge seyn, Jn welchen Ordnung, Maß und Richtschnur, sich auf dieselbe Art vereinen, Als in der allergrößten Kunst. Es zeigt es ja der Augenschein, Daß, zum Exempel, eine Blume, des Körpers Bau von ei- nem Thier, Von Farben, Bildungen, Verhältniß, Zusammenhang und Maß und Zier, Noch eine größre Symmetrie, als ein Gemäld und Bau- werk hegen.
Wie kann ein Geist, wofern er billig, bey dieser Wahrheit sich entlegen, Zu glauben, da das wenigste, nicht ohn Vernunft geschehen kann; Daß es das allerbeste könne. Wo jemal die Analogie Gewisse Schlüsse machen lehrt, wie man gesteht, so zeiget sie, Von einem Schluß, der überzeuglich, die Wahrheit überzeug- lich an: Daß nemlich auch in der Natur und den von ihr gewirkten Werken, Unwidersprechlich ein Verstand, der Ordnung kennet, zu bemerken, Auch daß ein solches wirkend Wesen, das Ordnung kennet, zweifels frey, Nothwendig eh, als wie das Werk, das es gewirkt, gewesen sey.
Ja
Verſuch, einer gewiſſen Lehre.
Nicht von ſich ſelbſt ſich aufgethuͤrmt; wird er nicht leugnen; auch geſtehn, Daß der, durch den wir Bau- und Malwerk gemacht und aufgefuͤhret ſehn, Sey eh, als wie ſein Werk, geweſen. Nun kann er ferner nicht verneinen, Daß, in den Werken der Natur, nicht ungezaͤhlte Dinge ſeyn, Jn welchen Ordnung, Maß und Richtſchnur, ſich auf dieſelbe Art vereinen, Als in der allergroͤßten Kunſt. Es zeigt es ja der Augenſchein, Daß, zum Exempel, eine Blume, des Koͤrpers Bau von ei- nem Thier, Von Farben, Bildungen, Verhaͤltniß, Zuſammenhang und Maß und Zier, Noch eine groͤßre Symmetrie, als ein Gemaͤld und Bau- werk hegen.
Wie kann ein Geiſt, wofern er billig, bey dieſer Wahrheit ſich entlegen, Zu glauben, da das wenigſte, nicht ohn Vernunft geſchehen kann; Daß es das allerbeſte koͤnne. Wo jemal die Analogie Gewiſſe Schluͤſſe machen lehrt, wie man geſteht, ſo zeiget ſie, Von einem Schluß, der uͤberzeuglich, die Wahrheit uͤberzeug- lich an: Daß nemlich auch in der Natur und den von ihr gewirkten Werken, Unwiderſprechlich ein Verſtand, der Ordnung kennet, zu bemerken, Auch daß ein ſolches wirkend Weſen, das Ordnung kennet, zweifels frey, Nothwendig eh, als wie das Werk, das es gewirkt, geweſen ſey.
Ja
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[608/0632]
Verſuch, einer gewiſſen Lehre.
Nicht von ſich ſelbſt ſich aufgethuͤrmt; wird er nicht leugnen;
auch geſtehn,
Daß der, durch den wir Bau- und Malwerk gemacht und
aufgefuͤhret ſehn,
Sey eh, als wie ſein Werk, geweſen. Nun kann er ferner nicht
verneinen,
Daß, in den Werken der Natur, nicht ungezaͤhlte Dinge ſeyn,
Jn welchen Ordnung, Maß und Richtſchnur, ſich auf dieſelbe
Art vereinen,
Als in der allergroͤßten Kunſt. Es zeigt es ja der Augenſchein,
Daß, zum Exempel, eine Blume, des Koͤrpers Bau von ei-
nem Thier,
Von Farben, Bildungen, Verhaͤltniß, Zuſammenhang und
Maß und Zier,
Noch eine groͤßre Symmetrie, als ein Gemaͤld und Bau-
werk hegen.
Wie kann ein Geiſt, wofern er billig, bey dieſer Wahrheit
ſich entlegen,
Zu glauben, da das wenigſte, nicht ohn Vernunft geſchehen
kann;
Daß es das allerbeſte koͤnne. Wo jemal die Analogie
Gewiſſe Schluͤſſe machen lehrt, wie man geſteht, ſo zeiget ſie,
Von einem Schluß, der uͤberzeuglich, die Wahrheit uͤberzeug-
lich an:
Daß nemlich auch in der Natur und den von ihr gewirkten
Werken,
Unwiderſprechlich ein Verſtand, der Ordnung kennet, zu
bemerken,
Auch daß ein ſolches wirkend Weſen, das Ordnung kennet,
zweifels frey,
Nothwendig eh, als wie das Werk, das es gewirkt, geweſen ſey.
Ja
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 608. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/632>, abgerufen am 22.11.2024.
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