Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.Das liebreiche Gesetz. Daß wir, als Eltern, glücklich leben, nicht umge- bracht, und in der Eh, Vergnügt, ohn Schande, leben sollen, daß ferner alles unsrige, Jn Sicherheit erhalten werde, auch unser Leu- muth, unser' Ehre, Haus, Acker, Vieh uns nicht geraubet, geschmä- lert noch gekränket wäre, Dieß sind der Jnhalt und die Absicht von dem, was Moses uns befiehlt, Und hierin sieht man offenbar, vielmehr ein' unläugbare Spur, Von Gottes Lieb und weiser Vorsorg, (da im Gesetze der Natur, Auf welches dieß Gesetz gegründet, auf unser Bestes alles zielt,) Als daß es uns, zur Plag und Strafe, gegeben sey; daher ich dann Die zehn Gebothe nicht so schreckend, ja sie nicht anders neh- men kann, Als daß sie aus dem ewgen Meer der Lieb, uns Menschen zum Erspriessen, Und nicht als einem fürchterlich-bedrohnden Strom der Strenge fliessen. Denn, scheinet gleich die Schreibart Mosis von drohender Beschaffenheit: So ist der Grund davon vermuthlich der Juden Herzenshär- tigkeit. Wenn wir nun etwan Gottes Lieb, auch selber im Gesetz, er- klärten, Und daß die wahre Eigenliebe in selbigem enthalten, lehrten; Daß unser Nutz und wahres Bestes in unsers Nächsten Liebe liege, Daß, wer nur sich vergnügen will, sich nimmer auf der Welt, vergnüge, Daß Q q 4
Das liebreiche Geſetz. Daß wir, als Eltern, gluͤcklich leben, nicht umge- bracht, und in der Eh, Vergnuͤgt, ohn Schande, leben ſollen, daß ferner alles unſrige, Jn Sicherheit erhalten werde, auch unſer Leu- muth, unſer’ Ehre, Haus, Acker, Vieh uns nicht geraubet, geſchmaͤ- lert noch gekraͤnket waͤre, Dieß ſind der Jnhalt und die Abſicht von dem, was Moſes uns befiehlt, Und hierin ſieht man offenbar, vielmehr ein’ unlaͤugbare Spur, Von Gottes Lieb und weiſer Vorſorg, (da im Geſetze der Natur, Auf welches dieß Geſetz gegruͤndet, auf unſer Beſtes alles zielt,) Als daß es uns, zur Plag und Strafe, gegeben ſey; daher ich dann Die zehn Gebothe nicht ſo ſchreckend, ja ſie nicht anders neh- men kann, Als daß ſie aus dem ewgen Meer der Lieb, uns Menſchen zum Erſprieſſen, Und nicht als einem fuͤrchterlich-bedrohnden Strom der Strenge flieſſen. Denn, ſcheinet gleich die Schreibart Moſis von drohender Beſchaffenheit: So iſt der Grund davon vermuthlich der Juden Herzenshaͤr- tigkeit. Wenn wir nun etwan Gottes Lieb, auch ſelber im Geſetz, er- klaͤrten, Und daß die wahre Eigenliebe in ſelbigem enthalten, lehrten; Daß unſer Nutz und wahres Beſtes in unſers Naͤchſten Liebe liege, Daß, wer nur ſich vergnuͤgen will, ſich nimmer auf der Welt, vergnuͤge, Daß Q q 4
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Das liebreiche Geſetz.
Daß wir, als Eltern, gluͤcklich leben, nicht umge-
bracht, und in der Eh,
Vergnuͤgt, ohn Schande, leben ſollen, daß ferner
alles unſrige,
Jn Sicherheit erhalten werde, auch unſer Leu-
muth, unſer’ Ehre,
Haus, Acker, Vieh uns nicht geraubet, geſchmaͤ-
lert noch gekraͤnket waͤre,
Dieß ſind der Jnhalt und die Abſicht von dem, was Moſes
uns befiehlt,
Und hierin ſieht man offenbar, vielmehr ein’ unlaͤugbare Spur,
Von Gottes Lieb und weiſer Vorſorg, (da im Geſetze der Natur,
Auf welches dieß Geſetz gegruͤndet, auf unſer Beſtes alles zielt,)
Als daß es uns, zur Plag und Strafe, gegeben ſey; daher ich
dann
Die zehn Gebothe nicht ſo ſchreckend, ja ſie nicht anders neh-
men kann,
Als daß ſie aus dem ewgen Meer der Lieb, uns Menſchen zum
Erſprieſſen,
Und nicht als einem fuͤrchterlich-bedrohnden Strom der
Strenge flieſſen.
Denn, ſcheinet gleich die Schreibart Moſis von drohender
Beſchaffenheit:
So iſt der Grund davon vermuthlich der Juden Herzenshaͤr-
tigkeit.
Wenn wir nun etwan Gottes Lieb, auch ſelber im Geſetz, er-
klaͤrten,
Und daß die wahre Eigenliebe in ſelbigem enthalten, lehrten;
Daß unſer Nutz und wahres Beſtes in unſers Naͤchſten Liebe
liege,
Daß, wer nur ſich vergnuͤgen will, ſich nimmer auf der Welt,
vergnuͤge,
Daß
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