Dieß ist das Werkzeug nun, durch welches der Verstand, Die Creatur beherrscht, den Bau der Erden ziert, Die Thiere zähmt und zwingt, die ganze Welt regiert, Die, was unmöglich scheint, oft möglich macht, die Hand.
Du wahres Meisterstück der wirkenden Natur, Durch welches sie sich selbst verschönert, bessert, schmücket, Es wird, in deinem Bau, und Nutzbarkeit, die Spur, Von einer göttlichen und weisen Macht, erblicket, Die Ordnung, die Gestalt, der Nutz, die Pracht der Welt, Die Wunder, welche sie in ihrem Kreis enthält, Ja alles wäre fast zernichtet, Wo nicht dein Wunderbau, vom Schöpfer zugerichtet, Uns und der Welt geschenkt, für uns, und Gott zur Ehre, So wunderbar formiret wäre.
Jch hoffe, lieber Mensch, wenn du, mit ernstem Denken, Nebst mir, auf dieses Werk des Schöpfers dich wirst lenken, Und was, durch dieses Glied, für Wunder hier geschehn, Mit mehrer Achtsamkeit betrachten wirst, und sehn, (Da ja, so wie dieß Glied, nichts ohne den Verstand, Auch der Verstand fast nichts verrichtet, sonder Hand,) Du werdest frölich Gott, vor diese Gab, erhöhn, Dich dankbar gegen ihn, aus froher Seel erweisen, Und seine Weisheit, Lieb und Macht, in Ehrfurcht, preisen.
Wer unsers Körpers schönen Bau, mit überdenkendem Gemüth, Die regelrechte Symmetrie, der Glieder Maaß und Trefflich- keiten, Und seine Schönheit, Anstand, Vorzug, vor allen andern Thieren, sieht,
Be-
Betrachtung
Dieß iſt das Werkzeug nun, durch welches der Verſtand, Die Creatur beherrſcht, den Bau der Erden ziert, Die Thiere zaͤhmt und zwingt, die ganze Welt regiert, Die, was unmoͤglich ſcheint, oft moͤglich macht, die Hand.
Du wahres Meiſterſtuͤck der wirkenden Natur, Durch welches ſie ſich ſelbſt verſchoͤnert, beſſert, ſchmuͤcket, Es wird, in deinem Bau, und Nutzbarkeit, die Spur, Von einer goͤttlichen und weiſen Macht, erblicket, Die Ordnung, die Geſtalt, der Nutz, die Pracht der Welt, Die Wunder, welche ſie in ihrem Kreis enthaͤlt, Ja alles waͤre faſt zernichtet, Wo nicht dein Wunderbau, vom Schoͤpfer zugerichtet, Uns und der Welt geſchenkt, fuͤr uns, und Gott zur Ehre, So wunderbar formiret waͤre.
Jch hoffe, lieber Menſch, wenn du, mit ernſtem Denken, Nebſt mir, auf dieſes Werk des Schoͤpfers dich wirſt lenken, Und was, durch dieſes Glied, fuͤr Wunder hier geſchehn, Mit mehrer Achtſamkeit betrachten wirſt, und ſehn, (Da ja, ſo wie dieß Glied, nichts ohne den Verſtand, Auch der Verſtand faſt nichts verrichtet, ſonder Hand,) Du werdeſt froͤlich Gott, vor dieſe Gab, erhoͤhn, Dich dankbar gegen ihn, aus froher Seel erweiſen, Und ſeine Weisheit, Lieb und Macht, in Ehrfurcht, preiſen.
Wer unſers Koͤrpers ſchoͤnen Bau, mit uͤberdenkendem Gemuͤth, Die regelrechte Symmetrie, der Glieder Maaß und Trefflich- keiten, Und ſeine Schoͤnheit, Anſtand, Vorzug, vor allen andern Thieren, ſieht,
Be-
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Betrachtung
Dieß iſt das Werkzeug nun, durch welches der Verſtand,
Die Creatur beherrſcht, den Bau der Erden ziert,
Die Thiere zaͤhmt und zwingt, die ganze Welt regiert,
Die, was unmoͤglich ſcheint, oft moͤglich macht, die Hand.
Du wahres Meiſterſtuͤck der wirkenden Natur,
Durch welches ſie ſich ſelbſt verſchoͤnert, beſſert, ſchmuͤcket,
Es wird, in deinem Bau, und Nutzbarkeit, die Spur,
Von einer goͤttlichen und weiſen Macht, erblicket,
Die Ordnung, die Geſtalt, der Nutz, die Pracht der Welt,
Die Wunder, welche ſie in ihrem Kreis enthaͤlt,
Ja alles waͤre faſt zernichtet,
Wo nicht dein Wunderbau, vom Schoͤpfer zugerichtet,
Uns und der Welt geſchenkt, fuͤr uns, und Gott zur Ehre,
So wunderbar formiret waͤre.
Jch hoffe, lieber Menſch, wenn du, mit ernſtem Denken,
Nebſt mir, auf dieſes Werk des Schoͤpfers dich wirſt lenken,
Und was, durch dieſes Glied, fuͤr Wunder hier geſchehn,
Mit mehrer Achtſamkeit betrachten wirſt, und ſehn,
(Da ja, ſo wie dieß Glied, nichts ohne den Verſtand,
Auch der Verſtand faſt nichts verrichtet, ſonder Hand,)
Du werdeſt froͤlich Gott, vor dieſe Gab, erhoͤhn,
Dich dankbar gegen ihn, aus froher Seel erweiſen,
Und ſeine Weisheit, Lieb und Macht, in Ehrfurcht,
preiſen.
Wer unſers Koͤrpers ſchoͤnen Bau, mit uͤberdenkendem
Gemuͤth,
Die regelrechte Symmetrie, der Glieder Maaß und Trefflich-
keiten,
Und ſeine Schoͤnheit, Anſtand, Vorzug, vor allen andern
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 624. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/648>, abgerufen am 22.11.2024.
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