So fließt von selbst, daß kein Bewundern, in uns, für jemand so viel Ehre, Als für den Schöpfer aller Dinge, wenn man sein Werk erwegt, gebähre.
Es scheinen uns die Sinnen alle zu diesem großen Zweck allein, Sammt der vergleichenden Vernunft, von unserm Gott, ge- schenkt zu seyn. Uns überführt die ganze Welt, es hab uns Gott hier werden lassen, Jn seinem Werk ihn zu bewundern, und nicht so, wie man glaubt, zu fassen, Was alles, ja Gott selber sey. Daß sie der Seelen Jnnres rühre, Daß sie, in einem frölichen Empfinden, uns zum Schöpfer führe, Jst allbereit von uns gemerkt. Jetzt wird noch zu betrachten seyn, Daß sie, wie sie ein Gottesdienst, auch allen Menschen all- gemein, Daß dem kein Glaube widerspreche, am wenigsten der wahre Glaube, Daß ohne sie man uns die Menschheit, ja gleichsam Gott die Gottheit raube.
Bewunderung ist eine Handlung, in welcher Acht- samkeit, Vergnügen, Lob, Ehre, Preis und Ruhm, für den, der was be- wunderns-werth verübt, Wodurch man ihn, zusammt der Achtung, zugleich ihn hoch- hält und auch liebt,
Auch
Verſuch der Kraft unſers Geiſtes,
So fließt von ſelbſt, daß kein Bewundern, in uns, fuͤr jemand ſo viel Ehre, Als fuͤr den Schoͤpfer aller Dinge, wenn man ſein Werk erwegt, gebaͤhre.
Es ſcheinen uns die Sinnen alle zu dieſem großen Zweck allein, Sammt der vergleichenden Vernunft, von unſerm Gott, ge- ſchenkt zu ſeyn. Uns uͤberfuͤhrt die ganze Welt, es hab uns Gott hier werden laſſen, Jn ſeinem Werk ihn zu bewundern, und nicht ſo, wie man glaubt, zu faſſen, Was alles, ja Gott ſelber ſey. Daß ſie der Seelen Jnnres ruͤhre, Daß ſie, in einem froͤlichen Empfinden, uns zum Schoͤpfer fuͤhre, Jſt allbereit von uns gemerkt. Jetzt wird noch zu betrachten ſeyn, Daß ſie, wie ſie ein Gottesdienſt, auch allen Menſchen all- gemein, Daß dem kein Glaube widerſpreche, am wenigſten der wahre Glaube, Daß ohne ſie man uns die Menſchheit, ja gleichſam Gott die Gottheit raube.
Bewunderung iſt eine Handlung, in welcher Acht- ſamkeit, Vergnuͤgen, Lob, Ehre, Preis und Ruhm, fuͤr den, der was be- wunderns-werth veruͤbt, Wodurch man ihn, zuſammt der Achtung, zugleich ihn hoch- haͤlt und auch liebt,
Auch
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Verſuch der Kraft unſers Geiſtes,
So fließt von ſelbſt, daß kein Bewundern, in uns, fuͤr jemand
ſo viel Ehre,
Als fuͤr den Schoͤpfer aller Dinge, wenn man ſein
Werk erwegt, gebaͤhre.
Es ſcheinen uns die Sinnen alle zu dieſem großen Zweck
allein,
Sammt der vergleichenden Vernunft, von unſerm Gott, ge-
ſchenkt zu ſeyn.
Uns uͤberfuͤhrt die ganze Welt, es hab uns Gott hier werden
laſſen,
Jn ſeinem Werk ihn zu bewundern, und nicht ſo, wie man
glaubt, zu faſſen,
Was alles, ja Gott ſelber ſey. Daß ſie der Seelen Jnnres
ruͤhre,
Daß ſie, in einem froͤlichen Empfinden, uns zum Schoͤpfer fuͤhre,
Jſt allbereit von uns gemerkt. Jetzt wird noch zu betrachten
ſeyn,
Daß ſie, wie ſie ein Gottesdienſt, auch allen Menſchen all-
gemein,
Daß dem kein Glaube widerſpreche, am wenigſten der wahre
Glaube,
Daß ohne ſie man uns die Menſchheit, ja gleichſam Gott die
Gottheit raube.
Bewunderung iſt eine Handlung, in welcher Acht-
ſamkeit, Vergnuͤgen,
Lob, Ehre, Preis und Ruhm, fuͤr den, der was be-
wunderns-werth veruͤbt,
Wodurch man ihn, zuſammt der Achtung, zugleich ihn hoch-
haͤlt und auch liebt,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 690. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/714>, abgerufen am 24.11.2024.
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