Stet, quicunque volet, potens, Aulae culmine lubrico, Me dulcis saturet quies, Obscuro positus loco. Leni perfruar otio, Nullis nota Quiritibus, Aetas per tacitum fluat. Sic cum transierint mei, Nullo cum strepitu, dies, Plebejus moriar senex. Illi mors grauis incubat, Qui notus nimis omnibus, Ignotus moritur sibi.
Laß auf den schlüpfrig-glatten Höhn Des Hofes einen jeden stehn, Wer will, in Hoheit Macht und Ehren; Mich soll die süsse Ruhe nähren. Jch will, am unbekannten Ort, Gelinden Müßiggang geniessen; Es soll, den Mächtigen verborgen, Mein stilles Alter sanft verfliessen: So werd ich, wenn, ohn Lerm und Sorgen, Die Tage meines Lebens fort, Als ein gemeiner Greis die Augen schliessen. Dem steht ein schwerer Tod bevor, ob er gleich Ruhm und Ehr erwirbet, Der, andern gar zu sehr bekannt, ihm selber unbekannt ver- stirbet.
L' a
Ueberſetzungen.
Stet, quicunque volet, potens, Aulæ culmine lubrico, Me dulcis ſaturet quies, Obſcuro poſitus loco. Leni perfruar otio, Nullis nota Quiritibus, Aetas per tacitum fluat. Sic cum tranſierint mei, Nullo cum ſtrepitu, dies, Plebejus moriar ſenex. Illi mors grauis incubat, Qui notus nimis omnibus, Ignotus moritur ſibi.
Laß auf den ſchluͤpfrig-glatten Hoͤhn Des Hofes einen jeden ſtehn, Wer will, in Hoheit Macht und Ehren; Mich ſoll die ſuͤſſe Ruhe naͤhren. Jch will, am unbekannten Ort, Gelinden Muͤßiggang genieſſen; Es ſoll, den Maͤchtigen verborgen, Mein ſtilles Alter ſanft verflieſſen: So werd ich, wenn, ohn Lerm und Sorgen, Die Tage meines Lebens fort, Als ein gemeiner Greis die Augen ſchlieſſen. Dem ſteht ein ſchwerer Tod bevor, ob er gleich Ruhm und Ehr erwirbet, Der, andern gar zu ſehr bekannt, ihm ſelber unbekannt ver- ſtirbet.
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Ueberſetzungen.
Stet, quicunque volet, potens,
Aulæ culmine lubrico,
Me dulcis ſaturet quies,
Obſcuro poſitus loco.
Leni perfruar otio,
Nullis nota Quiritibus,
Aetas per tacitum fluat.
Sic cum tranſierint mei,
Nullo cum ſtrepitu, dies,
Plebejus moriar ſenex.
Illi mors grauis incubat,
Qui notus nimis omnibus,
Ignotus moritur ſibi.
Laß auf den ſchluͤpfrig-glatten Hoͤhn
Des Hofes einen jeden ſtehn,
Wer will, in Hoheit Macht und Ehren;
Mich ſoll die ſuͤſſe Ruhe naͤhren.
Jch will, am unbekannten Ort,
Gelinden Muͤßiggang genieſſen;
Es ſoll, den Maͤchtigen verborgen,
Mein ſtilles Alter ſanft verflieſſen:
So werd ich, wenn, ohn Lerm und Sorgen,
Die Tage meines Lebens fort,
Als ein gemeiner Greis die Augen ſchlieſſen.
Dem ſteht ein ſchwerer Tod bevor, ob er gleich Ruhm und
Ehr erwirbet,
Der, andern gar zu ſehr bekannt, ihm ſelber unbekannt ver-
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 717. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/741>, abgerufen am 24.11.2024.
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