Wer kann das Wunder doch begreifen! Was alle Thiere sonst ersticket, Jn Fäulung und in Gährung bringt, und, was lebendig ist, erdrücket, Das Wasser hat gewisse Thiere, die es erhält, versorgt, ernährt. Jst dieses Wunder nicht allein Betrachtung und Bewund- rung wehrt? Nicht minder, daß dergleichen Thiere, ohn' Hand und Fuß, ohn' Arm' und Bein', Auch sonder Flügel, Stachel, Klauen, deswegen doch im Stande seyn, Sich zu erhalten, fortzubringen, bald schnell, bald langsam sich zu nähren, Zu rauben, auf so manche Weise sich zu beschützen, sich zu wehren; Daß ihr Geblüt, in steter Kälte, sich nicht verdicket, nicht gerinnt, Daß sie von Federn, Haar und Pelzwerk beraubet und ent- blösset sind, Und doch, im kältern Element, als wie die Luft ist, sind und leben. Was kann doch immer mehr den Fischen, an deren statt, Beschirmung geben? Worinn kann ihr Gewand und Kleid, und ihr Zusammen- halt bestehn? Dieß ist gewiß Aufmerkung würdig, und wehrt, daß wirs mit Fleiß besehn.
Von aussen ist, an jedem Fisch, wenn wir desselben Bau betrachten, Und auf sein äussers glattes Wesen, mit wahren Menschen- Augen, achten,
Ein
Von den Bewohnern
Wer kann das Wunder doch begreifen! Was alle Thiere ſonſt erſticket, Jn Faͤulung und in Gaͤhrung bringt, und, was lebendig iſt, erdruͤcket, Das Waſſer hat gewiſſe Thiere, die es erhaͤlt, verſorgt, ernaͤhrt. Jſt dieſes Wunder nicht allein Betrachtung und Bewund- rung wehrt? Nicht minder, daß dergleichen Thiere, ohn’ Hand und Fuß, ohn’ Arm’ und Bein’, Auch ſonder Fluͤgel, Stachel, Klauen, deswegen doch im Stande ſeyn, Sich zu erhalten, fortzubringen, bald ſchnell, bald langſam ſich zu naͤhren, Zu rauben, auf ſo manche Weiſe ſich zu beſchuͤtzen, ſich zu wehren; Daß ihr Gebluͤt, in ſteter Kaͤlte, ſich nicht verdicket, nicht gerinnt, Daß ſie von Federn, Haar und Pelzwerk beraubet und ent- bloͤſſet ſind, Und doch, im kaͤltern Element, als wie die Luft iſt, ſind und leben. Was kann doch immer mehr den Fiſchen, an deren ſtatt, Beſchirmung geben? Worinn kann ihr Gewand und Kleid, und ihr Zuſammen- halt beſtehn? Dieß iſt gewiß Aufmerkung wuͤrdig, und wehrt, daß wirs mit Fleiß beſehn.
Von auſſen iſt, an jedem Fiſch, wenn wir deſſelben Bau betrachten, Und auf ſein aͤuſſers glattes Weſen, mit wahren Menſchen- Augen, achten,
Ein
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Von den Bewohnern
Wer kann das Wunder doch begreifen! Was alle Thiere
ſonſt erſticket,
Jn Faͤulung und in Gaͤhrung bringt, und, was lebendig iſt,
erdruͤcket,
Das Waſſer hat gewiſſe Thiere, die es erhaͤlt, verſorgt,
ernaͤhrt.
Jſt dieſes Wunder nicht allein Betrachtung und Bewund-
rung wehrt?
Nicht minder, daß dergleichen Thiere, ohn’ Hand und Fuß,
ohn’ Arm’ und Bein’,
Auch ſonder Fluͤgel, Stachel, Klauen, deswegen doch im
Stande ſeyn,
Sich zu erhalten, fortzubringen, bald ſchnell, bald langſam
ſich zu naͤhren,
Zu rauben, auf ſo manche Weiſe ſich zu beſchuͤtzen, ſich zu
wehren;
Daß ihr Gebluͤt, in ſteter Kaͤlte, ſich nicht verdicket, nicht
gerinnt,
Daß ſie von Federn, Haar und Pelzwerk beraubet und ent-
bloͤſſet ſind,
Und doch, im kaͤltern Element, als wie die Luft iſt, ſind und
leben.
Was kann doch immer mehr den Fiſchen, an deren ſtatt,
Beſchirmung geben?
Worinn kann ihr Gewand und Kleid, und ihr Zuſammen-
halt beſtehn?
Dieß iſt gewiß Aufmerkung wuͤrdig, und wehrt, daß wirs
mit Fleiß beſehn.
Von auſſen iſt, an jedem Fiſch, wenn wir deſſelben Bau
betrachten,
Und auf ſein aͤuſſers glattes Weſen, mit wahren Menſchen-
Augen, achten,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/114>, abgerufen am 21.11.2024.
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