Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
des Wassers.
Ein schleimigt Wesen, wie ein Leim, dann wird die harte
Schuppen Haut,
Ein wunderbar gefügt Gewebe, das schützt, zugleich auch
ziert, geschaut.
Bis endlich noch ein speckigt Wesen, ein öhligt Fleisch,
das Fleisch bedeckt,
Und sich, zu nicht geringem Nutzen, von vornen bis nach
hinten streckt.
Man kann, wie sich der Schuppen Menge formiert und
wächset, nicht ergründen,
Und ja so wenig den Behälter und Ursprung dieses Specks
erfinden.
Jndessen dient der Schuppen Härte, und auch des Oehles
Fettigkeit,
So allem Wasser widersteht, dem Fisch nicht nur zur
Sicherheit;
Es wird, durch beydes, ihm sein Leben, nicht minder seine
Wärm' im Kalten,
Auf eine sonderbare Weise, die wohl Bewundrung wehrt,
erhalten.
Wie könnte man der Fische Schaar, den Wasser-Bürgern,
doch ein Kleid
Von einer nützlichern Beschaffenheit,
Von mehrer Leichtigkeit, und doch von größrer Undurch-
dringlichkeit,
Mit allem unsern Witz erdenken,
Mit aller unsrer Macht ihm schenken?
So, daß, wohin wir unser Aug, in allen Elementen, lenken,
Wir überall solch eine Tiefe von Weisheit, die nicht zu
ergründen,
Die an Erfindungen so reich, mit Ehrfurcht und Erstaunen,
finden.
Die
7 Theil. G
des Waſſers.
Ein ſchleimigt Weſen, wie ein Leim, dann wird die harte
Schuppen Haut,
Ein wunderbar gefuͤgt Gewebe, das ſchuͤtzt, zugleich auch
ziert, geſchaut.
Bis endlich noch ein ſpeckigt Weſen, ein oͤhligt Fleiſch,
das Fleiſch bedeckt,
Und ſich, zu nicht geringem Nutzen, von vornen bis nach
hinten ſtreckt.
Man kann, wie ſich der Schuppen Menge formiert und
waͤchſet, nicht ergruͤnden,
Und ja ſo wenig den Behaͤlter und Urſprung dieſes Specks
erfinden.
Jndeſſen dient der Schuppen Haͤrte, und auch des Oehles
Fettigkeit,
So allem Waſſer widerſteht, dem Fiſch nicht nur zur
Sicherheit;
Es wird, durch beydes, ihm ſein Leben, nicht minder ſeine
Waͤrm’ im Kalten,
Auf eine ſonderbare Weiſe, die wohl Bewundrung wehrt,
erhalten.
Wie koͤnnte man der Fiſche Schaar, den Waſſer-Buͤrgern,
doch ein Kleid
Von einer nuͤtzlichern Beſchaffenheit,
Von mehrer Leichtigkeit, und doch von groͤßrer Undurch-
dringlichkeit,
Mit allem unſern Witz erdenken,
Mit aller unſrer Macht ihm ſchenken?
So, daß, wohin wir unſer Aug, in allen Elementen, lenken,
Wir uͤberall ſolch eine Tiefe von Weisheit, die nicht zu
ergruͤnden,
Die an Erfindungen ſo reich, mit Ehrfurcht und Erſtaunen,
finden.
Die
7 Theil. G
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0115" n="97"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">des Wa&#x017F;&#x017F;ers.</hi> </fw><lb/>
              <lg n="5">
                <l>Ein &#x017F;chleimigt We&#x017F;en, wie ein Leim, dann wird die harte</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Schuppen Haut,</hi> </l><lb/>
                <l>Ein wunderbar gefu&#x0364;gt Gewebe, das &#x017F;chu&#x0364;tzt, zugleich auch</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">ziert, ge&#x017F;chaut.</hi> </l><lb/>
                <l>Bis endlich noch ein &#x017F;peckigt We&#x017F;en, ein o&#x0364;hligt Flei&#x017F;ch,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">das Flei&#x017F;ch bedeckt,</hi> </l><lb/>
                <l>Und &#x017F;ich, zu nicht geringem Nutzen, von vornen bis nach</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">hinten &#x017F;treckt.</hi> </l><lb/>
                <l>Man kann, wie &#x017F;ich der Schuppen Menge formiert und</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">wa&#x0364;ch&#x017F;et, nicht ergru&#x0364;nden,</hi> </l><lb/>
                <l>Und ja &#x017F;o wenig den Beha&#x0364;lter und Ur&#x017F;prung die&#x017F;es Specks</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">erfinden.</hi> </l><lb/>
                <l>Jnde&#x017F;&#x017F;en dient der Schuppen Ha&#x0364;rte, und auch des Oehles</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Fettigkeit,</hi> </l><lb/>
                <l>So allem Wa&#x017F;&#x017F;er wider&#x017F;teht, dem Fi&#x017F;ch nicht nur zur</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Sicherheit;</hi> </l><lb/>
                <l>Es wird, durch beydes, ihm &#x017F;ein Leben, nicht minder &#x017F;eine</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Wa&#x0364;rm&#x2019; im Kalten,</hi> </l><lb/>
                <l>Auf eine &#x017F;onderbare Wei&#x017F;e, die wohl Bewundrung wehrt,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">erhalten.</hi> </l><lb/>
                <l>Wie ko&#x0364;nnte man der Fi&#x017F;che Schaar, den Wa&#x017F;&#x017F;er-Bu&#x0364;rgern,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">doch ein Kleid</hi> </l><lb/>
                <l>Von einer nu&#x0364;tzlichern Be&#x017F;chaffenheit,</l><lb/>
                <l>Von mehrer Leichtigkeit, und doch von gro&#x0364;ßrer Undurch-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">dringlichkeit,</hi> </l><lb/>
                <l>Mit allem un&#x017F;ern Witz erdenken,</l><lb/>
                <l>Mit aller un&#x017F;rer Macht ihm &#x017F;chenken?</l><lb/>
                <l>So, daß, wohin wir un&#x017F;er Aug, in allen Elementen, lenken,</l><lb/>
                <l>Wir u&#x0364;berall &#x017F;olch eine Tiefe von Weisheit, die nicht zu</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">ergru&#x0364;nden,</hi> </l><lb/>
                <l>Die an Erfindungen &#x017F;o reich, mit Ehrfurcht und Er&#x017F;taunen,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">finden.</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">7 <hi rendition="#fr">Theil.</hi> G</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[97/0115] des Waſſers. Ein ſchleimigt Weſen, wie ein Leim, dann wird die harte Schuppen Haut, Ein wunderbar gefuͤgt Gewebe, das ſchuͤtzt, zugleich auch ziert, geſchaut. Bis endlich noch ein ſpeckigt Weſen, ein oͤhligt Fleiſch, das Fleiſch bedeckt, Und ſich, zu nicht geringem Nutzen, von vornen bis nach hinten ſtreckt. Man kann, wie ſich der Schuppen Menge formiert und waͤchſet, nicht ergruͤnden, Und ja ſo wenig den Behaͤlter und Urſprung dieſes Specks erfinden. Jndeſſen dient der Schuppen Haͤrte, und auch des Oehles Fettigkeit, So allem Waſſer widerſteht, dem Fiſch nicht nur zur Sicherheit; Es wird, durch beydes, ihm ſein Leben, nicht minder ſeine Waͤrm’ im Kalten, Auf eine ſonderbare Weiſe, die wohl Bewundrung wehrt, erhalten. Wie koͤnnte man der Fiſche Schaar, den Waſſer-Buͤrgern, doch ein Kleid Von einer nuͤtzlichern Beſchaffenheit, Von mehrer Leichtigkeit, und doch von groͤßrer Undurch- dringlichkeit, Mit allem unſern Witz erdenken, Mit aller unſrer Macht ihm ſchenken? So, daß, wohin wir unſer Aug, in allen Elementen, lenken, Wir uͤberall ſolch eine Tiefe von Weisheit, die nicht zu ergruͤnden, Die an Erfindungen ſo reich, mit Ehrfurcht und Erſtaunen, finden. Die 7 Theil. G

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/115
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/115>, abgerufen am 21.11.2024.