Sah man ein allgemeines Schimmern. Die Pracht und Schönheit nun entstund, Da, an der Eichen harten Zweigen, Die Blätter sich noch sparsam zeigen, Und sich daran noch nicht viel Laub befand; Hingegen an der Knospen Heer, das erst an auszubrechen fing, Ein ungezähltes Heer von Tropfen, vom erst gefallnen Regen, hing, Und daß von ungefehr den Augenblick hernach, Der Schönheit und des Lichts, der Farb- und Strahlen Quelle, Das Sonnen-Licht, durch eine dünne Stelle Der sonsten dick- und falben Wolken, brach. Hiedurch ward augenblicks der ganze Wald Mit einer flammenden Gestalt, Durch das durchstrahlte Heer der Tropfen, angefüllt. Unmöglich kann sich der ein ähnlich Bild Von aller dieser Schönheit machen, Der, wie es so gar wunderschön, Nicht selber angesehn.
Wir waren all' hiedurch ganz eingenommen, Und konnten uns nicht satt an allem Glanz, An aller Pracht der Gluht, wodurch die Fluht entglom- men, Und aller Schönheit sehn, als wir den bunten Kranz Des Firmaments, des Himmels bunten Bogen, Wie er sich Osten-werts gezogen, Wo seiner Farben Pracht den halben Himmel schmückten, Mit noch vermehrter Lust, durch das Gesträuch, er- blickten.
Mein,
im Walde.
Sah man ein allgemeines Schimmern. Die Pracht und Schoͤnheit nun entſtund, Da, an der Eichen harten Zweigen, Die Blaͤtter ſich noch ſparſam zeigen, Und ſich daran noch nicht viel Laub befand; Hingegen an der Knoſpen Heer, das erſt an auszubrechen fing, Ein ungezaͤhltes Heer von Tropfen, vom erſt gefallnen Regen, hing, Und daß von ungefehr den Augenblick hernach, Der Schoͤnheit und des Lichts, der Farb- und Strahlen Quelle, Das Sonnen-Licht, durch eine duͤnne Stelle Der ſonſten dick- und falben Wolken, brach. Hiedurch ward augenblicks der ganze Wald Mit einer flammenden Geſtalt, Durch das durchſtrahlte Heer der Tropfen, angefuͤllt. Unmoͤglich kann ſich der ein aͤhnlich Bild Von aller dieſer Schoͤnheit machen, Der, wie es ſo gar wunderſchoͤn, Nicht ſelber angeſehn.
Wir waren all’ hiedurch ganz eingenommen, Und konnten uns nicht ſatt an allem Glanz, An aller Pracht der Gluht, wodurch die Fluht entglom- men, Und aller Schoͤnheit ſehn, als wir den bunten Kranz Des Firmaments, des Himmels bunten Bogen, Wie er ſich Oſten-werts gezogen, Wo ſeiner Farben Pracht den halben Himmel ſchmuͤckten, Mit noch vermehrter Luſt, durch das Geſtraͤuch, er- blickten.
Mein,
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im Walde.
Sah man ein allgemeines Schimmern.
Die Pracht und Schoͤnheit nun entſtund,
Da, an der Eichen harten Zweigen,
Die Blaͤtter ſich noch ſparſam zeigen,
Und ſich daran noch nicht viel Laub befand;
Hingegen an der Knoſpen Heer, das erſt an auszubrechen
fing,
Ein ungezaͤhltes Heer von Tropfen, vom erſt gefallnen Regen,
hing,
Und daß von ungefehr den Augenblick hernach,
Der Schoͤnheit und des Lichts, der Farb- und Strahlen
Quelle,
Das Sonnen-Licht, durch eine duͤnne Stelle
Der ſonſten dick- und falben Wolken, brach.
Hiedurch ward augenblicks der ganze Wald
Mit einer flammenden Geſtalt,
Durch das durchſtrahlte Heer der Tropfen, angefuͤllt.
Unmoͤglich kann ſich der ein aͤhnlich Bild
Von aller dieſer Schoͤnheit machen,
Der, wie es ſo gar wunderſchoͤn,
Nicht ſelber angeſehn.
Wir waren all’ hiedurch ganz eingenommen,
Und konnten uns nicht ſatt an allem Glanz,
An aller Pracht der Gluht, wodurch die Fluht entglom-
men,
Und aller Schoͤnheit ſehn, als wir den bunten Kranz
Des Firmaments, des Himmels bunten Bogen,
Wie er ſich Oſten-werts gezogen,
Wo ſeiner Farben Pracht den halben Himmel ſchmuͤckten,
Mit noch vermehrter Luſt, durch das Geſtraͤuch, er-
blickten.
Mein,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/191>, abgerufen am 24.11.2024.
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