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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

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Die Anmuhtige Wasser-Fahrt
Ein ungewisser Wiederschein und angenehmer Schatten
ruht,
An vielen Stellen ganz versilbert, ja wie ein weisses Feuer
glänzte.
Auf dieses stillen Wassers Flächen, als wie auf wallen-
dem Krystall,
Voll reiner hell- und dunklen Klahrheit, sah ich bewun-
dernd überall,
Voll Sternen erst- und andrer Grösse, das Bild des hel-
len Himmels schwimmen.
Hier sah ich eine blaue Tiefe, dort sah ich eine grüne
Nacht,
Geschwärzt von Wipfeln hoher Bäume, und in derselbi-
gen die Pracht
Und die sich spiegelnde Copie des Silber-weissen Mondes
glimmen.
Man sah sein sanft- und reines Licht, man sah sein wan-
delbares Blinken,
Oft unbeweglich, rein und rund, in einem reinen Spiegel
stehn,
Und öfters, mit verschobnem Cirkel, wenn sich die Wellen
sanft erhöhn,
Und ja so sanft sich wieder senken, mit ihnen sich erhöhn
und sinken.
Oft glänzt, bey einer klaren Schwärze, ein Ort, als
wie ein Meer von Licht;
Bald aber sieht man diesen Schimmer in glatten Dunkel-
heiten nicht,
Bis ihre Nacht, bald hier, bald dort, manch heller Cirkel
unterbricht,
Und recht wie weisse Funken schimmern. Absonderlich
ward eine Stelle,
Die
Die Anmuhtige Waſſer-Fahrt
Ein ungewiſſer Wiederſchein und angenehmer Schatten
ruht,
An vielen Stellen ganz verſilbert, ja wie ein weiſſes Feuer
glaͤnzte.
Auf dieſes ſtillen Waſſers Flaͤchen, als wie auf wallen-
dem Kryſtall,
Voll reiner hell- und dunklen Klahrheit, ſah ich bewun-
dernd uͤberall,
Voll Sternen erſt- und andrer Groͤſſe, das Bild des hel-
len Himmels ſchwimmen.
Hier ſah ich eine blaue Tiefe, dort ſah ich eine gruͤne
Nacht,
Geſchwaͤrzt von Wipfeln hoher Baͤume, und in derſelbi-
gen die Pracht
Und die ſich ſpiegelnde Copie des Silber-weiſſen Mondes
glimmen.
Man ſah ſein ſanft- und reines Licht, man ſah ſein wan-
delbares Blinken,
Oft unbeweglich, rein und rund, in einem reinen Spiegel
ſtehn,
Und oͤfters, mit verſchobnem Cirkel, wenn ſich die Wellen
ſanft erhoͤhn,
Und ja ſo ſanft ſich wieder ſenken, mit ihnen ſich erhoͤhn
und ſinken.
Oft glaͤnzt, bey einer klaren Schwaͤrze, ein Ort, als
wie ein Meer von Licht;
Bald aber ſieht man dieſen Schimmer in glatten Dunkel-
heiten nicht,
Bis ihre Nacht, bald hier, bald dort, manch heller Cirkel
unterbricht,
Und recht wie weiſſe Funken ſchimmern. Abſonderlich
ward eine Stelle,
Die
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[212/0230] Die Anmuhtige Waſſer-Fahrt Ein ungewiſſer Wiederſchein und angenehmer Schatten ruht, An vielen Stellen ganz verſilbert, ja wie ein weiſſes Feuer glaͤnzte. Auf dieſes ſtillen Waſſers Flaͤchen, als wie auf wallen- dem Kryſtall, Voll reiner hell- und dunklen Klahrheit, ſah ich bewun- dernd uͤberall, Voll Sternen erſt- und andrer Groͤſſe, das Bild des hel- len Himmels ſchwimmen. Hier ſah ich eine blaue Tiefe, dort ſah ich eine gruͤne Nacht, Geſchwaͤrzt von Wipfeln hoher Baͤume, und in derſelbi- gen die Pracht Und die ſich ſpiegelnde Copie des Silber-weiſſen Mondes glimmen. Man ſah ſein ſanft- und reines Licht, man ſah ſein wan- delbares Blinken, Oft unbeweglich, rein und rund, in einem reinen Spiegel ſtehn, Und oͤfters, mit verſchobnem Cirkel, wenn ſich die Wellen ſanft erhoͤhn, Und ja ſo ſanft ſich wieder ſenken, mit ihnen ſich erhoͤhn und ſinken. Oft glaͤnzt, bey einer klaren Schwaͤrze, ein Ort, als wie ein Meer von Licht; Bald aber ſieht man dieſen Schimmer in glatten Dunkel- heiten nicht, Bis ihre Nacht, bald hier, bald dort, manch heller Cirkel unterbricht, Und recht wie weiſſe Funken ſchimmern. Abſonderlich ward eine Stelle, Die

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/230>, abgerufen am 24.11.2024.