Aus unsers grossen Hendels Stücken, ein liebliches Con- cert zu bringen. Noch mehr, mir ward, von bunten Bluhmen, ein' ausser- ordentliche Pracht, Die eben erst aus Hamburg kommen, in einer Schüssel hergebracht, Wovon der bunte Blitz nicht minder, als wie der liebliche Gesang Durchs Ohr, mir durch die frohen Augen, in mein ge- rührtes Herze drang. Der Geist war, durch den frommen Jnhalt der Wörter, die ich beygefüget, Dem Schöpfer der Natur zu Ehren, dabey nicht weniger vergnüget. Jndem man nun zu gleicher Zeit, als ich die Anmuht überdachte, Ein volles angezündet Pfeifchen von rauchendem Toback mir brachte, Vermehrt' es annoch mein Vergnügen. Jch sah', beym schmatzenden Gebrauch, Den stets in regen Cirkelchen sich wirbelnden und dreh'n- den Rauch Vergnüglich an. Allein dieß rege, veränderlich- und flücht'ge Schweben Fing an, ganz andere Gedanken, bey meinen Freuden, mir zu geben. Jch dachte: Dieser rege Rauch, ein Sinnbild unsrer Le- bens-Zeit, Beweis't mir, so wie aller Dinge, auch meiner Anmuht Flüchtigkeit: Wie bald verwelkt der Bluhmen Pracht! Wie schnell vergehen Ton und Schall!
Leicht
Die, bey einem erregten Vergnuͤgen,
Aus unſers groſſen Hendels Stuͤcken, ein liebliches Con- cert zu bringen. Noch mehr, mir ward, von bunten Bluhmen, ein’ auſſer- ordentliche Pracht, Die eben erſt aus Hamburg kommen, in einer Schuͤſſel hergebracht, Wovon der bunte Blitz nicht minder, als wie der liebliche Geſang Durchs Ohr, mir durch die frohen Augen, in mein ge- ruͤhrtes Herze drang. Der Geiſt war, durch den frommen Jnhalt der Woͤrter, die ich beygefuͤget, Dem Schoͤpfer der Natur zu Ehren, dabey nicht weniger vergnuͤget. Jndem man nun zu gleicher Zeit, als ich die Anmuht uͤberdachte, Ein volles angezuͤndet Pfeifchen von rauchendem Toback mir brachte, Vermehrt’ es annoch mein Vergnuͤgen. Jch ſah’, beym ſchmatzenden Gebrauch, Den ſtets in regen Cirkelchen ſich wirbelnden und dreh’n- den Rauch Vergnuͤglich an. Allein dieß rege, veraͤnderlich- und fluͤcht’ge Schweben Fing an, ganz andere Gedanken, bey meinen Freuden, mir zu geben. Jch dachte: Dieſer rege Rauch, ein Sinnbild unſrer Le- bens-Zeit, Beweiſ’t mir, ſo wie aller Dinge, auch meiner Anmuht Fluͤchtigkeit: Wie bald verwelkt der Bluhmen Pracht! Wie ſchnell vergehen Ton und Schall!
Leicht
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Die, bey einem erregten Vergnuͤgen,
Aus unſers groſſen Hendels Stuͤcken, ein liebliches Con-
cert zu bringen.
Noch mehr, mir ward, von bunten Bluhmen, ein’ auſſer-
ordentliche Pracht,
Die eben erſt aus Hamburg kommen, in einer Schuͤſſel
hergebracht,
Wovon der bunte Blitz nicht minder, als wie der liebliche
Geſang
Durchs Ohr, mir durch die frohen Augen, in mein ge-
ruͤhrtes Herze drang.
Der Geiſt war, durch den frommen Jnhalt der Woͤrter,
die ich beygefuͤget,
Dem Schoͤpfer der Natur zu Ehren, dabey nicht weniger
vergnuͤget.
Jndem man nun zu gleicher Zeit, als ich die Anmuht
uͤberdachte,
Ein volles angezuͤndet Pfeifchen von rauchendem Toback
mir brachte,
Vermehrt’ es annoch mein Vergnuͤgen. Jch ſah’, beym
ſchmatzenden Gebrauch,
Den ſtets in regen Cirkelchen ſich wirbelnden und dreh’n-
den Rauch
Vergnuͤglich an. Allein dieß rege, veraͤnderlich- und
fluͤcht’ge Schweben
Fing an, ganz andere Gedanken, bey meinen Freuden,
mir zu geben.
Jch dachte: Dieſer rege Rauch, ein Sinnbild unſrer Le-
bens-Zeit,
Beweiſ’t mir, ſo wie aller Dinge, auch meiner Anmuht
Fluͤchtigkeit:
Wie bald verwelkt der Bluhmen Pracht!
Wie ſchnell vergehen Ton und Schall!
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/242>, abgerufen am 24.11.2024.
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