Da, wo so manches Segens-Zelt, Von reifen Hocken, unser Feld, So weit sich nur das Auge strecket, Jn langen Linien, bedecket? Soll denn die reife Frucht der Aehren Ein feindlicher Soldat verzehren, Der mir vielleicht noch Mord und Tod, Zu allem meinen Schaden, droht? Die Freude giebt der Schwehrmuht Platz, Und, mit verbittertem Vergnügen, Seh' ich hier meiner Garben Schatz, Und weiß nicht, ob er mein ist, liegen. Soll ich die jüngst gepflanzten Weiden, Die ausgehauenen Alleen, Die ich erst gestern, voller Freuden, Vollstrecken sah', nicht ferner sehen? Soll ich das, was ich schon vollbracht, Zum Schmuck und Nutz des ganzen Landes, Auch zur Befestigung des Strandes, Und was ich noch zu machen dacht', Zur Besserung von Weg- und Auen, Nicht mehr, als bloß im Denken, schauen? Ein glücklich angefangner Bau Am Schloß, den ich bald fertig schau, Woran ich viele Mühe wende, Kömmt bald vielleicht in Feindes Hände! Gehoffter Vortheil künft'ger Jahre, Du bleibest aus, du bist dahin! Mich deucht, daß ich bereits erfahre, Wie ich um alles Meine bin! Jst es denn Wunder, daß ich denke: O HErr! Je grösser Dein Geschenke
Erst
bey den Kriegs-Trublen.
Da, wo ſo manches Segens-Zelt, Von reifen Hocken, unſer Feld, So weit ſich nur das Auge ſtrecket, Jn langen Linien, bedecket? Soll denn die reife Frucht der Aehren Ein feindlicher Soldat verzehren, Der mir vielleicht noch Mord und Tod, Zu allem meinen Schaden, droht? Die Freude giebt der Schwehrmuht Platz, Und, mit verbittertem Vergnuͤgen, Seh’ ich hier meiner Garben Schatz, Und weiß nicht, ob er mein iſt, liegen. Soll ich die juͤngſt gepflanzten Weiden, Die ausgehauenen Alleen, Die ich erſt geſtern, voller Freuden, Vollſtrecken ſah’, nicht ferner ſehen? Soll ich das, was ich ſchon vollbracht, Zum Schmuck und Nutz des ganzen Landes, Auch zur Befeſtigung des Strandes, Und was ich noch zu machen dacht’, Zur Beſſerung von Weg- und Auen, Nicht mehr, als bloß im Denken, ſchauen? Ein gluͤcklich angefangner Bau Am Schloß, den ich bald fertig ſchau, Woran ich viele Muͤhe wende, Koͤmmt bald vielleicht in Feindes Haͤnde! Gehoffter Vortheil kuͤnft’ger Jahre, Du bleibeſt aus, du biſt dahin! Mich deucht, daß ich bereits erfahre, Wie ich um alles Meine bin! Jſt es denn Wunder, daß ich denke: O HErr! Je groͤſſer Dein Geſchenke
Erſt
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bey den Kriegs-Trublen.
Da, wo ſo manches Segens-Zelt,
Von reifen Hocken, unſer Feld,
So weit ſich nur das Auge ſtrecket,
Jn langen Linien, bedecket?
Soll denn die reife Frucht der Aehren
Ein feindlicher Soldat verzehren,
Der mir vielleicht noch Mord und Tod,
Zu allem meinen Schaden, droht?
Die Freude giebt der Schwehrmuht Platz,
Und, mit verbittertem Vergnuͤgen,
Seh’ ich hier meiner Garben Schatz,
Und weiß nicht, ob er mein iſt, liegen.
Soll ich die juͤngſt gepflanzten Weiden,
Die ausgehauenen Alleen,
Die ich erſt geſtern, voller Freuden,
Vollſtrecken ſah’, nicht ferner ſehen?
Soll ich das, was ich ſchon vollbracht,
Zum Schmuck und Nutz des ganzen Landes,
Auch zur Befeſtigung des Strandes,
Und was ich noch zu machen dacht’,
Zur Beſſerung von Weg- und Auen,
Nicht mehr, als bloß im Denken, ſchauen?
Ein gluͤcklich angefangner Bau
Am Schloß, den ich bald fertig ſchau,
Woran ich viele Muͤhe wende,
Koͤmmt bald vielleicht in Feindes Haͤnde!
Gehoffter Vortheil kuͤnft’ger Jahre,
Du bleibeſt aus, du biſt dahin!
Mich deucht, daß ich bereits erfahre,
Wie ich um alles Meine bin!
Jſt es denn Wunder, daß ich denke:
O HErr! Je groͤſſer Dein Geſchenke
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/253>, abgerufen am 24.11.2024.
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