Was mich mit bangem Schrecken füllte, und mein Entsetzen häuft. Ein Paar Von meinen Kindern, Marian und meine kleinste Tochter, war Zu Schiff nach Hamburg abgegangen, und, auf dem Wasser, ungefehr, Dem Ansehn nach, recht an dem Ort, woselbst der Blitz und Strahlen Heer Am stärksten hinzuziehen schien. Hier stellt' ich mir nun ihren Schrecken, Jn so entsetzlichem Gewitter, recht lebhaft vor, und dieß vermehrte Jn mir die Blitze, die ich sah, des Donners Schläge, die ich hörte.
Wie nun zuletzt, nach GOttes Güte, was lang' im Firma- ment gebrüllt, Zusammt dem Blitzen, aufgehört, und sich des Wetters Wut gestillt; War ich des andern Morgens früh, nach eben abgewichner Nacht, Den Schluß von meinem Donner-Liede, nach mein'n und aller Menschen Pflichten, Jn einem Andacht-vollen Dank, mit froher Ehrfurcht, aus- zurichten, Und, des genoßnen Schutzes wegen, den Schöpfer zu erhöh'n, bedacht; Zumahl ich auch von meinen Kindern die gute Nachricht bald empfing, Daß sie auch unverletzt geblieben. Allein, bevor ich weiter ging, So legt' ich billig bey mir über, worinn ein wahrer Dank bestehe, Ob er mit vielen Worten besser, als wie mit wenigern, geschehe?
Jch
Dank-Gedanken nach einem ſonder
Was mich mit bangem Schrecken fuͤllte, und mein Entſetzen haͤuft. Ein Paar Von meinen Kindern, Marian und meine kleinſte Tochter, war Zu Schiff nach Hamburg abgegangen, und, auf dem Waſſer, ungefehr, Dem Anſehn nach, recht an dem Ort, woſelbſt der Blitz und Strahlen Heer Am ſtaͤrkſten hinzuziehen ſchien. Hier ſtellt’ ich mir nun ihren Schrecken, Jn ſo entſetzlichem Gewitter, recht lebhaft vor, und dieß vermehrte Jn mir die Blitze, die ich ſah, des Donners Schlaͤge, die ich hoͤrte.
Wie nun zuletzt, nach GOttes Guͤte, was lang’ im Firma- ment gebruͤllt, Zuſammt dem Blitzen, aufgehoͤrt, und ſich des Wetters Wut geſtillt; War ich des andern Morgens fruͤh, nach eben abgewichner Nacht, Den Schluß von meinem Donner-Liede, nach mein’n und aller Menſchen Pflichten, Jn einem Andacht-vollen Dank, mit froher Ehrfurcht, aus- zurichten, Und, des genoßnen Schutzes wegen, den Schoͤpfer zu erhoͤh’n, bedacht; Zumahl ich auch von meinen Kindern die gute Nachricht bald empfing, Daß ſie auch unverletzt geblieben. Allein, bevor ich weiter ging, So legt’ ich billig bey mir uͤber, worinn ein wahrer Dank beſtehe, Ob er mit vielen Worten beſſer, als wie mit wenigern, geſchehe?
Jch
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Dank-Gedanken nach einem ſonder
Was mich mit bangem Schrecken fuͤllte, und mein Entſetzen
haͤuft. Ein Paar
Von meinen Kindern, Marian und meine kleinſte Tochter,
war
Zu Schiff nach Hamburg abgegangen, und, auf dem Waſſer,
ungefehr,
Dem Anſehn nach, recht an dem Ort, woſelbſt der Blitz und
Strahlen Heer
Am ſtaͤrkſten hinzuziehen ſchien. Hier ſtellt’ ich mir nun
ihren Schrecken,
Jn ſo entſetzlichem Gewitter, recht lebhaft vor, und dieß
vermehrte
Jn mir die Blitze, die ich ſah, des Donners Schlaͤge, die ich
hoͤrte.
Wie nun zuletzt, nach GOttes Guͤte, was lang’ im Firma-
ment gebruͤllt,
Zuſammt dem Blitzen, aufgehoͤrt, und ſich des Wetters Wut
geſtillt;
War ich des andern Morgens fruͤh, nach eben abgewichner
Nacht,
Den Schluß von meinem Donner-Liede, nach mein’n und aller
Menſchen Pflichten,
Jn einem Andacht-vollen Dank, mit froher Ehrfurcht, aus-
zurichten,
Und, des genoßnen Schutzes wegen, den Schoͤpfer zu erhoͤh’n,
bedacht;
Zumahl ich auch von meinen Kindern die gute Nachricht bald
empfing,
Daß ſie auch unverletzt geblieben. Allein, bevor ich weiter
ging,
So legt’ ich billig bey mir uͤber, worinn ein wahrer Dank
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Ob er mit vielen Worten beſſer, als wie mit wenigern,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/268>, abgerufen am 24.11.2024.
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