Jch schreibe selber viel vom Danken, und tadle, daß fast niemand recht, Nach seiner Pflicht, vernünftig dankt. Wenn man mich selber fragen mögt', Wie dankst denn du? wie muß man danken? so stutz ich, und es fällt mir schwehr, Dir etwas bessers gleich zu zeigen, als wenn man insgemein daher: Jch danke Dir, mein Schöpfer! spricht. Die Wort': Jch lobe, rühm' und preise, Die scheinen, als ob man der Gottheit viel minder Dank, als Ehr', erweise.
Zum Bethen fehlt es nicht an Ausdruck, und Regeln, vieler Bücher Schaar Reicht uns zum Bethen Formularen, in ungezählter Menge, dar; Vom Danken trifft man weniger, und zwar noch minder, solche an, Worinn man, ohn': ich danke Dir, noch sonst viel kräftigs finden kann. Nachdem ich etwas nachgesonnen, vermeyn' ich, daß in einer Menge Von Wörtern, in dem Ueberfluß von Liedern, und in ihrer Länge Kein Danken eigentlich bestehe, und daß des Dankens wah- rer Kern Ein Herz von Freuden angefüllt, ein Herz, das inniglich gerühret Von einer ihm geschenkten Wohlthat, die es auf eine Weise spühret, Daß es zu einer heissen Liebe zum Geber dadurch angeführet, Kurz: eine frohe Seele sey, die man mit Freuden GOtt dem HErrn,
Jn
Schaden abgegangenen entſetzl. Gewitter.
Jch ſchreibe ſelber viel vom Danken, und tadle, daß faſt niemand recht, Nach ſeiner Pflicht, vernuͤnftig dankt. Wenn man mich ſelber fragen moͤgt’, Wie dankſt denn du? wie muß man danken? ſo ſtutz ich, und es faͤllt mir ſchwehr, Dir etwas beſſers gleich zu zeigen, als wenn man insgemein daher: Jch danke Dir, mein Schoͤpfer! ſpricht. Die Wort’: Jch lobe, ruͤhm’ und preiſe, Die ſcheinen, als ob man der Gottheit viel minder Dank, als Ehr’, erweiſe.
Zum Bethen fehlt es nicht an Ausdruck, und Regeln, vieler Buͤcher Schaar Reicht uns zum Bethen Formularen, in ungezaͤhlter Menge, dar; Vom Danken trifft man weniger, und zwar noch minder, ſolche an, Worinn man, ohn’: ich danke Dir, noch ſonſt viel kraͤftigs finden kann. Nachdem ich etwas nachgeſonnen, vermeyn’ ich, daß in einer Menge Von Woͤrtern, in dem Ueberfluß von Liedern, und in ihrer Laͤnge Kein Danken eigentlich beſtehe, und daß des Dankens wah- rer Kern Ein Herz von Freuden angefuͤllt, ein Herz, das inniglich geruͤhret Von einer ihm geſchenkten Wohlthat, die es auf eine Weiſe ſpuͤhret, Daß es zu einer heiſſen Liebe zum Geber dadurch angefuͤhret, Kurz: eine frohe Seele ſey, die man mit Freuden GOtt dem HErrn,
Jn
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0269"n="251"/><fwplace="top"type="header">Schaden abgegangenen entſetzl. Gewitter.</fw><lb/><lgn="7"><l>Jch ſchreibe ſelber viel vom Danken, und tadle, daß faſt</l><lb/><l><hirendition="#et">niemand recht,</hi></l><lb/><l>Nach ſeiner Pflicht, vernuͤnftig dankt. Wenn man mich</l><lb/><l><hirendition="#et">ſelber fragen moͤgt’,</hi></l><lb/><l>Wie dankſt denn du? wie muß man danken? ſo ſtutz ich, und</l><lb/><l><hirendition="#et">es faͤllt mir ſchwehr,</hi></l><lb/><l>Dir etwas beſſers gleich zu zeigen, als wenn man insgemein</l><lb/><l><hirendition="#et">daher:</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr">Jch danke Dir, mein Schoͤpfer!</hi>ſpricht. Die Wort’:</l><lb/><l><hirendition="#et">Jch <hirendition="#fr">lobe, ruͤhm’ und preiſe,</hi></hi></l><lb/><l>Die ſcheinen, als ob man der Gottheit viel minder Dank, als</l><lb/><l><hirendition="#et">Ehr’, erweiſe.</hi></l></lg><lb/><lgn="8"><l>Zum Bethen fehlt es nicht an Ausdruck, und Regeln,</l><lb/><l><hirendition="#et">vieler Buͤcher Schaar</hi></l><lb/><l>Reicht uns zum Bethen Formularen, in ungezaͤhlter Menge,</l><lb/><l><hirendition="#et">dar;</hi></l><lb/><l>Vom Danken trifft man weniger, und zwar noch minder,</l><lb/><l><hirendition="#et">ſolche an,</hi></l><lb/><l>Worinn man, ohn’: <hirendition="#fr">ich danke Dir,</hi> noch ſonſt viel kraͤftigs</l><lb/><l><hirendition="#et">finden kann.</hi></l><lb/><l>Nachdem ich etwas nachgeſonnen, vermeyn’ ich, daß in einer</l><lb/><l><hirendition="#et">Menge</hi></l><lb/><l>Von Woͤrtern, in dem Ueberfluß von Liedern, und in ihrer</l><lb/><l><hirendition="#et">Laͤnge</hi></l><lb/><l>Kein Danken eigentlich beſtehe, und daß des Dankens wah-</l><lb/><l><hirendition="#et">rer Kern</hi></l><lb/><l>Ein Herz von Freuden angefuͤllt, ein Herz, das inniglich</l><lb/><l><hirendition="#et">geruͤhret</hi></l><lb/><l>Von einer ihm geſchenkten Wohlthat, die es auf eine Weiſe</l><lb/><l><hirendition="#et">ſpuͤhret,</hi></l><lb/><l>Daß es zu einer heiſſen Liebe zum Geber dadurch angefuͤhret,</l><lb/><l>Kurz: eine frohe Seele ſey, die man mit Freuden GOtt dem</l><lb/><l><hirendition="#et">HErrn,</hi></l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Jn</fw><lb/></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[251/0269]
Schaden abgegangenen entſetzl. Gewitter.
Jch ſchreibe ſelber viel vom Danken, und tadle, daß faſt
niemand recht,
Nach ſeiner Pflicht, vernuͤnftig dankt. Wenn man mich
ſelber fragen moͤgt’,
Wie dankſt denn du? wie muß man danken? ſo ſtutz ich, und
es faͤllt mir ſchwehr,
Dir etwas beſſers gleich zu zeigen, als wenn man insgemein
daher:
Jch danke Dir, mein Schoͤpfer! ſpricht. Die Wort’:
Jch lobe, ruͤhm’ und preiſe,
Die ſcheinen, als ob man der Gottheit viel minder Dank, als
Ehr’, erweiſe.
Zum Bethen fehlt es nicht an Ausdruck, und Regeln,
vieler Buͤcher Schaar
Reicht uns zum Bethen Formularen, in ungezaͤhlter Menge,
dar;
Vom Danken trifft man weniger, und zwar noch minder,
ſolche an,
Worinn man, ohn’: ich danke Dir, noch ſonſt viel kraͤftigs
finden kann.
Nachdem ich etwas nachgeſonnen, vermeyn’ ich, daß in einer
Menge
Von Woͤrtern, in dem Ueberfluß von Liedern, und in ihrer
Laͤnge
Kein Danken eigentlich beſtehe, und daß des Dankens wah-
rer Kern
Ein Herz von Freuden angefuͤllt, ein Herz, das inniglich
geruͤhret
Von einer ihm geſchenkten Wohlthat, die es auf eine Weiſe
ſpuͤhret,
Daß es zu einer heiſſen Liebe zum Geber dadurch angefuͤhret,
Kurz: eine frohe Seele ſey, die man mit Freuden GOtt dem
HErrn,
Jn
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/269>, abgerufen am 23.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.