Vier besondere Wunder des Schöpfers, von einer Höhe in Ritzebüttel.
O Gott! durch Den, nebst tausend Gütern, ich hier noch die besondre Gabe Des von der Welt entfernten Sitzes, die hoch-erhabne Einöd', habe, Dergleichen ich mir längst gewünscht, mein Thürmchen, wo ich ganz allein, Von allen weltlichen Geschäften, von Neid und Zank ent- fernet, lebe, Und, als nach überstandnem Sturm, in Ruhe, mich zu Dir erhebe, Als wie auf einer Warte sitze, und einzig kann beschäftigt seyn, Auf einen grossen Theil der Welt mein mit dem Blick ver- bundnes Denken, Der Gottheit, die sie schuff, zur Ehr, mit Lust, mit Lob und Dank zu lenken, Woselbst mir Himmel, Luft und Wasser und Land und Stern' und Sonnen-Schein, So wie sie meiner Augen Vorwürf', auch Vorwürf' mei- ner Lieder seyn. Dir dank ich inniglich dafür, erkenne Deine Macht und Güte, Mit möglichster Erkenntlichkeit, mit überlegendem Ge- mühte. Und weil ich Deines Namens Ruhm und Deines grossen Wesens Preis Nicht würdiger verehren kann, nicht besser zu erheben weiß,
Als
Vier beſondere Wunder des Schoͤpfers, von einer Hoͤhe in Ritzebuͤttel.
O Gott! durch Den, nebſt tauſend Guͤtern, ich hier noch die beſondre Gabe Des von der Welt entfernten Sitzes, die hoch-erhabne Einoͤd’, habe, Dergleichen ich mir laͤngſt gewuͤnſcht, mein Thuͤrmchen, wo ich ganz allein, Von allen weltlichen Geſchaͤften, von Neid und Zank ent- fernet, lebe, Und, als nach uͤberſtandnem Sturm, in Ruhe, mich zu Dir erhebe, Als wie auf einer Warte ſitze, und einzig kann beſchaͤftigt ſeyn, Auf einen groſſen Theil der Welt mein mit dem Blick ver- bundnes Denken, Der Gottheit, die ſie ſchuff, zur Ehr, mit Luſt, mit Lob und Dank zu lenken, Woſelbſt mir Himmel, Luft und Waſſer und Land und Stern’ und Sonnen-Schein, So wie ſie meiner Augen Vorwuͤrf’, auch Vorwuͤrf’ mei- ner Lieder ſeyn. Dir dank ich inniglich dafuͤr, erkenne Deine Macht und Guͤte, Mit moͤglichſter Erkenntlichkeit, mit uͤberlegendem Ge- muͤhte. Und weil ich Deines Namens Ruhm und Deines groſſen Weſens Preis Nicht wuͤrdiger verehren kann, nicht beſſer zu erheben weiß,
Als
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0032"n="14"/><divn="3"><head>Vier<lb/><hirendition="#b">beſondere Wunder des Schoͤpfers,</hi><lb/>
von<lb/><hirendition="#b">einer Hoͤhe in Ritzebuͤttel.</hi></head><lb/><lgtype="poem"><lgn="1"><l><hirendition="#in">O</hi> Gott! durch Den, nebſt tauſend Guͤtern, ich hier</l><lb/><l><hirendition="#et">noch die beſondre Gabe</hi></l><lb/><l>Des von der Welt entfernten Sitzes, die hoch-erhabne</l><lb/><l><hirendition="#et">Einoͤd’, habe,</hi></l><lb/><l>Dergleichen ich mir laͤngſt gewuͤnſcht, mein Thuͤrmchen,</l><lb/><l><hirendition="#et">wo ich ganz allein,</hi></l><lb/><l>Von allen weltlichen Geſchaͤften, von Neid und Zank ent-</l><lb/><l><hirendition="#et">fernet, lebe,</hi></l><lb/><l>Und, als nach uͤberſtandnem Sturm, in Ruhe, mich zu</l><lb/><l><hirendition="#et">Dir erhebe,</hi></l><lb/><l>Als wie auf einer Warte ſitze, und einzig kann beſchaͤftigt</l><lb/><l><hirendition="#et">ſeyn,</hi></l><lb/><l>Auf einen groſſen Theil der Welt mein mit dem Blick ver-</l><lb/><l><hirendition="#et">bundnes Denken,</hi></l><lb/><l>Der Gottheit, die ſie ſchuff, zur Ehr, mit Luſt, mit Lob</l><lb/><l><hirendition="#et">und Dank zu lenken,</hi></l><lb/><l>Woſelbſt mir Himmel, Luft und Waſſer und Land und Stern’</l><lb/><l><hirendition="#et">und Sonnen-Schein,</hi></l><lb/><l>So wie ſie meiner Augen Vorwuͤrf’, auch Vorwuͤrf’ mei-</l><lb/><l><hirendition="#et">ner Lieder ſeyn.</hi></l><lb/><l>Dir dank ich inniglich dafuͤr, erkenne Deine Macht und</l><lb/><l><hirendition="#et">Guͤte,</hi></l><lb/><l>Mit moͤglichſter Erkenntlichkeit, mit uͤberlegendem Ge-</l><lb/><l><hirendition="#et">muͤhte.</hi></l><lb/><l>Und weil ich Deines Namens Ruhm und Deines groſſen</l><lb/><l><hirendition="#et">Weſens Preis</hi></l><lb/><l>Nicht wuͤrdiger verehren kann, nicht beſſer zu erheben weiß,</l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Als</fw><lb/></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[14/0032]
Vier
beſondere Wunder des Schoͤpfers,
von
einer Hoͤhe in Ritzebuͤttel.
O Gott! durch Den, nebſt tauſend Guͤtern, ich hier
noch die beſondre Gabe
Des von der Welt entfernten Sitzes, die hoch-erhabne
Einoͤd’, habe,
Dergleichen ich mir laͤngſt gewuͤnſcht, mein Thuͤrmchen,
wo ich ganz allein,
Von allen weltlichen Geſchaͤften, von Neid und Zank ent-
fernet, lebe,
Und, als nach uͤberſtandnem Sturm, in Ruhe, mich zu
Dir erhebe,
Als wie auf einer Warte ſitze, und einzig kann beſchaͤftigt
ſeyn,
Auf einen groſſen Theil der Welt mein mit dem Blick ver-
bundnes Denken,
Der Gottheit, die ſie ſchuff, zur Ehr, mit Luſt, mit Lob
und Dank zu lenken,
Woſelbſt mir Himmel, Luft und Waſſer und Land und Stern’
und Sonnen-Schein,
So wie ſie meiner Augen Vorwuͤrf’, auch Vorwuͤrf’ mei-
ner Lieder ſeyn.
Dir dank ich inniglich dafuͤr, erkenne Deine Macht und
Guͤte,
Mit moͤglichſter Erkenntlichkeit, mit uͤberlegendem Ge-
muͤhte.
Und weil ich Deines Namens Ruhm und Deines groſſen
Weſens Preis
Nicht wuͤrdiger verehren kann, nicht beſſer zu erheben weiß,
Als
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/32>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.