Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
Vier besondere Wunder des Schöpfers.
Als wenn ich Deine weise Macht in Deinen schönen Wer-
ken merke;
So wend ich mein betrachtend Aug auf die mir hier gezeigte
Werke.


Welch einen grossen Theil der schönen, durch GOtt allein
erschaffnen, Welt,
Die, wie Sein grosses Wort sie schuff, Sein grosses Wort
allein erhält,
Kann ich von dieser Höhe sehn! Ein fast nicht abzusehend
Feld,
Die auch nicht abzuseh'nde Fläche der Elbe, deren kla-
res Blau
Jch mit dem blauen Firmament am Horizont vereinet schau,
Den fast unendlichen Sapphir des Himmels, samt der
Sonnen Strahl,
Der alles füllet, färbet, schmücket, belebt und wärmt,
fällt auf einmahl
Jn mein darob erstaunt Gesicht, und trifft so die gerührte
Seele,
Daß ich, für Lust verwirrt, nicht weiß, was ich zuerst von
ihnen wähle
Zum Vorwurf meiner frohen Lieder. Jch fühle, daß es
meine Pflicht,
Den grossen Urstand aller Wesen (so, leider! sparsam gnug
geschicht)
Jn Seinen Werken zu bewundern. Das Wesen, welches
mein Gesicht,
Nebst mehrern Sinnen mir verliehn, in Absicht, daß wir
Seine Güte
Und weise Macht mit Lust in Ehrfurcht und Jhn verehren-
dem Gemühte
Betrachten
Vier beſondere Wunder des Schoͤpfers.
Als wenn ich Deine weiſe Macht in Deinen ſchoͤnen Wer-
ken merke;
So wend ich mein betrachtend Aug auf die mir hier gezeigte
Werke.


Welch einen groſſen Theil der ſchoͤnen, durch GOtt allein
erſchaffnen, Welt,
Die, wie Sein groſſes Wort ſie ſchuff, Sein groſſes Wort
allein erhaͤlt,
Kann ich von dieſer Hoͤhe ſehn! Ein faſt nicht abzuſehend
Feld,
Die auch nicht abzuſeh’nde Flaͤche der Elbe, deren kla-
res Blau
Jch mit dem blauen Firmament am Horizont vereinet ſchau,
Den faſt unendlichen Sapphir des Himmels, ſamt der
Sonnen Strahl,
Der alles fuͤllet, faͤrbet, ſchmuͤcket, belebt und waͤrmt,
faͤllt auf einmahl
Jn mein darob erſtaunt Geſicht, und trifft ſo die geruͤhrte
Seele,
Daß ich, fuͤr Luſt verwirrt, nicht weiß, was ich zuerſt von
ihnen waͤhle
Zum Vorwurf meiner frohen Lieder. Jch fuͤhle, daß es
meine Pflicht,
Den groſſen Urſtand aller Weſen (ſo, leider! ſparſam gnug
geſchicht)
Jn Seinen Werken zu bewundern. Das Weſen, welches
mein Geſicht,
Nebſt mehrern Sinnen mir verliehn, in Abſicht, daß wir
Seine Guͤte
Und weiſe Macht mit Luſt in Ehrfurcht und Jhn verehren-
dem Gemuͤhte
Betrachten
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0033" n="15"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vier be&#x017F;ondere Wunder des Scho&#x0364;pfers.</hi> </fw><lb/>
              <lg n="2">
                <l>Als wenn ich Deine wei&#x017F;e Macht in Deinen &#x017F;cho&#x0364;nen Wer-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">ken merke;</hi> </l><lb/>
                <l>So wend ich mein betrachtend Aug auf die mir hier gezeigte</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Werke.</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
              <lg n="3">
                <l>Welch einen gro&#x017F;&#x017F;en Theil der &#x017F;cho&#x0364;nen, durch GOtt allein</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">er&#x017F;chaffnen, Welt,</hi> </l><lb/>
                <l>Die, wie Sein gro&#x017F;&#x017F;es Wort &#x017F;ie &#x017F;chuff, Sein gro&#x017F;&#x017F;es Wort</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">allein erha&#x0364;lt,</hi> </l><lb/>
                <l>Kann ich von die&#x017F;er Ho&#x0364;he &#x017F;ehn! Ein fa&#x017F;t nicht abzu&#x017F;ehend</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#fr">Feld,</hi> </hi> </l><lb/>
                <l>Die auch nicht abzu&#x017F;eh&#x2019;nde <hi rendition="#fr">Fla&#x0364;che der Elbe,</hi> deren kla-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">res Blau</hi> </l><lb/>
                <l>Jch mit dem blauen Firmament am Horizont vereinet &#x017F;chau,</l><lb/>
                <l>Den fa&#x017F;t unendlichen <hi rendition="#fr">Sapphir des Himmels,</hi> &#x017F;amt der</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#fr">Sonnen Strahl,</hi> </hi> </l><lb/>
                <l>Der alles fu&#x0364;llet, fa&#x0364;rbet, &#x017F;chmu&#x0364;cket, belebt und wa&#x0364;rmt,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">fa&#x0364;llt auf einmahl</hi> </l><lb/>
                <l>Jn mein darob er&#x017F;taunt Ge&#x017F;icht, und trifft &#x017F;o die geru&#x0364;hrte</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Seele,</hi> </l><lb/>
                <l>Daß ich, fu&#x0364;r Lu&#x017F;t verwirrt, nicht weiß, was ich zuer&#x017F;t von</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">ihnen wa&#x0364;hle</hi> </l><lb/>
                <l>Zum Vorwurf meiner frohen Lieder. Jch fu&#x0364;hle, daß es</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">meine Pflicht,</hi> </l><lb/>
                <l>Den gro&#x017F;&#x017F;en Ur&#x017F;tand aller We&#x017F;en (&#x017F;o, leider! &#x017F;par&#x017F;am gnug</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">ge&#x017F;chicht)</hi> </l><lb/>
                <l>Jn Seinen Werken zu bewundern. Das We&#x017F;en, welches</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">mein Ge&#x017F;icht,</hi> </l><lb/>
                <l>Neb&#x017F;t mehrern Sinnen mir verliehn, in Ab&#x017F;icht, daß wir</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Seine Gu&#x0364;te</hi> </l><lb/>
                <l>Und wei&#x017F;e Macht mit Lu&#x017F;t in Ehrfurcht und Jhn verehren-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">dem Gemu&#x0364;hte</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Betrachten</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[15/0033] Vier beſondere Wunder des Schoͤpfers. Als wenn ich Deine weiſe Macht in Deinen ſchoͤnen Wer- ken merke; So wend ich mein betrachtend Aug auf die mir hier gezeigte Werke. Welch einen groſſen Theil der ſchoͤnen, durch GOtt allein erſchaffnen, Welt, Die, wie Sein groſſes Wort ſie ſchuff, Sein groſſes Wort allein erhaͤlt, Kann ich von dieſer Hoͤhe ſehn! Ein faſt nicht abzuſehend Feld, Die auch nicht abzuſeh’nde Flaͤche der Elbe, deren kla- res Blau Jch mit dem blauen Firmament am Horizont vereinet ſchau, Den faſt unendlichen Sapphir des Himmels, ſamt der Sonnen Strahl, Der alles fuͤllet, faͤrbet, ſchmuͤcket, belebt und waͤrmt, faͤllt auf einmahl Jn mein darob erſtaunt Geſicht, und trifft ſo die geruͤhrte Seele, Daß ich, fuͤr Luſt verwirrt, nicht weiß, was ich zuerſt von ihnen waͤhle Zum Vorwurf meiner frohen Lieder. Jch fuͤhle, daß es meine Pflicht, Den groſſen Urſtand aller Weſen (ſo, leider! ſparſam gnug geſchicht) Jn Seinen Werken zu bewundern. Das Weſen, welches mein Geſicht, Nebſt mehrern Sinnen mir verliehn, in Abſicht, daß wir Seine Guͤte Und weiſe Macht mit Luſt in Ehrfurcht und Jhn verehren- dem Gemuͤhte Betrachten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/33
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/33>, abgerufen am 21.11.2024.