Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Schönheit der Welt
Die Schönheit der Welt zur
Abend-Zeit.
Jch sehe, mit erstaunten Blicken,
Die wunderreiche Herrlichkeit,
Womit, zu dieser Abend-Zeit,
Sich, durch das Licht, die Cörper schmücken.
Es heben noch die langen Schatten,
Da sie sich mit dem Lichte gatten,
Das untergeht, den Glanz noch mehr:
So daß, worauf die Sonn' itzt strahlet,
Sich recht, als wie mit Golde, mahlet.
Mein GOtt! wie flammt, zu Deiner Ehr',
Dieß güldne Licht auf dunklem Grünen!
Die Stellen, die dadurch beschienen,
Die scheinen itzt im ird'schen nicht,
Jn einem wahren Himmels-Licht,
Durchs Abend-Roht noch einst so schön,
Als an dem schönsten Tag, zu steh'n.
Die Erde scheint aufs neu belebt,
Unglaublich ist, wie, bey dem Dunkeln
Der nahen Schatten, sich das Funkeln
Der rohten Strahlen mehrt und hebt.
Die niedern Felder, Thal und Matten
Bedeckt bereits ein grüner Schatten,
Wie auch den untern Theil der Höh'n,
Jnzwischen, daß der Bäume Wipfel,
Und der erhabnen Berge Gipfel,
Jn Rosen- farbnem Golde steh'n.
Der
Die Schoͤnheit der Welt
Die Schoͤnheit der Welt zur
Abend-Zeit.
Jch ſehe, mit erſtaunten Blicken,
Die wunderreiche Herrlichkeit,
Womit, zu dieſer Abend-Zeit,
Sich, durch das Licht, die Coͤrper ſchmuͤcken.
Es heben noch die langen Schatten,
Da ſie ſich mit dem Lichte gatten,
Das untergeht, den Glanz noch mehr:
So daß, worauf die Sonn’ itzt ſtrahlet,
Sich recht, als wie mit Golde, mahlet.
Mein GOtt! wie flammt, zu Deiner Ehr’,
Dieß guͤldne Licht auf dunklem Gruͤnen!
Die Stellen, die dadurch beſchienen,
Die ſcheinen itzt im ird’ſchen nicht,
Jn einem wahren Himmels-Licht,
Durchs Abend-Roht noch einſt ſo ſchoͤn,
Als an dem ſchoͤnſten Tag, zu ſteh’n.
Die Erde ſcheint aufs neu belebt,
Unglaublich iſt, wie, bey dem Dunkeln
Der nahen Schatten, ſich das Funkeln
Der rohten Strahlen mehrt und hebt.
Die niedern Felder, Thal und Matten
Bedeckt bereits ein gruͤner Schatten,
Wie auch den untern Theil der Hoͤh’n,
Jnzwiſchen, daß der Baͤume Wipfel,
Und der erhabnen Berge Gipfel,
Jn Roſen- farbnem Golde ſteh’n.
Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0346" n="328"/>
          <fw place="top" type="header">Die Scho&#x0364;nheit der Welt</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Die Scho&#x0364;nheit der Welt zur<lb/>
Abend-Zeit.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">J</hi>ch &#x017F;ehe, mit er&#x017F;taunten Blicken,</l><lb/>
                <l>Die wunderreiche Herrlichkeit,</l><lb/>
                <l>Womit, zu die&#x017F;er Abend-Zeit,</l><lb/>
                <l>Sich, durch das Licht, die Co&#x0364;rper &#x017F;chmu&#x0364;cken.</l><lb/>
                <l>Es heben noch die langen Schatten,</l><lb/>
                <l>Da &#x017F;ie &#x017F;ich mit dem Lichte gatten,</l><lb/>
                <l>Das untergeht, den Glanz noch mehr:</l><lb/>
                <l>So daß, worauf die Sonn&#x2019; itzt &#x017F;trahlet,</l><lb/>
                <l>Sich recht, als wie mit Golde, mahlet.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="2">
                <l>Mein GOtt! wie flammt, zu Deiner Ehr&#x2019;,</l><lb/>
                <l>Dieß gu&#x0364;ldne Licht auf dunklem Gru&#x0364;nen!</l><lb/>
                <l>Die Stellen, die dadurch be&#x017F;chienen,</l><lb/>
                <l>Die &#x017F;cheinen itzt im ird&#x2019;&#x017F;chen nicht,</l><lb/>
                <l>Jn einem wahren Himmels-Licht,</l><lb/>
                <l>Durchs Abend-Roht noch ein&#x017F;t &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n,</l><lb/>
                <l>Als an dem &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Tag, zu &#x017F;teh&#x2019;n.</l><lb/>
                <l>Die Erde &#x017F;cheint aufs neu belebt,</l><lb/>
                <l>Unglaublich i&#x017F;t, wie, bey dem Dunkeln</l><lb/>
                <l>Der nahen Schatten, &#x017F;ich das Funkeln</l><lb/>
                <l>Der rohten Strahlen mehrt und hebt.</l><lb/>
                <l>Die niedern Felder, Thal und Matten</l><lb/>
                <l>Bedeckt bereits ein gru&#x0364;ner Schatten,</l><lb/>
                <l>Wie auch den untern Theil der Ho&#x0364;h&#x2019;n,</l><lb/>
                <l>Jnzwi&#x017F;chen, daß der Ba&#x0364;ume Wipfel,</l><lb/>
                <l>Und der erhabnen Berge Gipfel,</l><lb/>
                <l>Jn Ro&#x017F;en- farbnem Golde &#x017F;teh&#x2019;n.</l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[328/0346] Die Schoͤnheit der Welt Die Schoͤnheit der Welt zur Abend-Zeit. Jch ſehe, mit erſtaunten Blicken, Die wunderreiche Herrlichkeit, Womit, zu dieſer Abend-Zeit, Sich, durch das Licht, die Coͤrper ſchmuͤcken. Es heben noch die langen Schatten, Da ſie ſich mit dem Lichte gatten, Das untergeht, den Glanz noch mehr: So daß, worauf die Sonn’ itzt ſtrahlet, Sich recht, als wie mit Golde, mahlet. Mein GOtt! wie flammt, zu Deiner Ehr’, Dieß guͤldne Licht auf dunklem Gruͤnen! Die Stellen, die dadurch beſchienen, Die ſcheinen itzt im ird’ſchen nicht, Jn einem wahren Himmels-Licht, Durchs Abend-Roht noch einſt ſo ſchoͤn, Als an dem ſchoͤnſten Tag, zu ſteh’n. Die Erde ſcheint aufs neu belebt, Unglaublich iſt, wie, bey dem Dunkeln Der nahen Schatten, ſich das Funkeln Der rohten Strahlen mehrt und hebt. Die niedern Felder, Thal und Matten Bedeckt bereits ein gruͤner Schatten, Wie auch den untern Theil der Hoͤh’n, Jnzwiſchen, daß der Baͤume Wipfel, Und der erhabnen Berge Gipfel, Jn Roſen- farbnem Golde ſteh’n. Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/346
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/346>, abgerufen am 16.06.2024.