Zu unterst glüht ein schönes Roht, das fließt in einen gelben Schein, Und dieses in ein grünlich Licht, in ein sapphirnes, dieß hinein, So unvermerkt, daß unser' Augen, Wie scharf sie sind, vom bunten Licht Die hellen Grenzen dennoch nicht Zu merken und zu finden taugen. Jndem ich nun bewundernd stehe, Und in des Himmels tiefen Höhe So Farben- reiche Wunder sehe; So kommen, bey dem Schmuck und Schein, Mir folgende Gedanken ein:
Wie wir hier sichtbarlich erblicken, daß das so helle Lichtes-Meer, Das so viel Millionen Meilen, in unzertheilten Strah- len, füllet, Aus einer Quell, der Sonne, quillet; So kann mein Seelen-Auge seh'n, Wie Sonnen, Himmel, Raum und Welt, auch aller Creaturen Heer, Aus GOtt, als ihrer Quell', entstehen.
Beherrscher der Himmel, Regierer der Erde, Ach, laß doch, zu Deinen unendlichen Ehren, Die Pracht der Geschöpfe die Menschheit belehren, Jn ihnen Dein herrliches Lob zu vermehren, Damit in der Wunder unzählbaren Menge, Nicht minder als ihrem so schönen Gepränge, Dein herrliches Wesen verherrlichet werde!
Ge-
zur Abend-Zeit.
Zu unterſt gluͤht ein ſchoͤnes Roht, das fließt in einen gelben Schein, Und dieſes in ein gruͤnlich Licht, in ein ſapphirnes, dieß hinein, So unvermerkt, daß unſer’ Augen, Wie ſcharf ſie ſind, vom bunten Licht Die hellen Grenzen dennoch nicht Zu merken und zu finden taugen. Jndem ich nun bewundernd ſtehe, Und in des Himmels tiefen Hoͤhe So Farben- reiche Wunder ſehe; So kommen, bey dem Schmuck und Schein, Mir folgende Gedanken ein:
Wie wir hier ſichtbarlich erblicken, daß das ſo helle Lichtes-Meer, Das ſo viel Millionen Meilen, in unzertheilten Strah- len, fuͤllet, Aus einer Quell, der Sonne, quillet; So kann mein Seelen-Auge ſeh’n, Wie Sonnen, Himmel, Raum und Welt, auch aller Creaturen Heer, Aus GOtt, als ihrer Quell’, entſtehen.
Beherrſcher der Himmel, Regierer der Erde, Ach, laß doch, zu Deinen unendlichen Ehren, Die Pracht der Geſchoͤpfe die Menſchheit belehren, Jn ihnen Dein herrliches Lob zu vermehren, Damit in der Wunder unzaͤhlbaren Menge, Nicht minder als ihrem ſo ſchoͤnen Gepraͤnge, Dein herrliches Weſen verherrlichet werde!
Ge-
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zur Abend-Zeit.
Zu unterſt gluͤht ein ſchoͤnes Roht, das fließt in einen
gelben Schein,
Und dieſes in ein gruͤnlich Licht, in ein ſapphirnes, dieß
hinein,
So unvermerkt, daß unſer’ Augen,
Wie ſcharf ſie ſind, vom bunten Licht
Die hellen Grenzen dennoch nicht
Zu merken und zu finden taugen.
Jndem ich nun bewundernd ſtehe,
Und in des Himmels tiefen Hoͤhe
So Farben- reiche Wunder ſehe;
So kommen, bey dem Schmuck und Schein,
Mir folgende Gedanken ein:
Wie wir hier ſichtbarlich erblicken, daß das ſo helle
Lichtes-Meer,
Das ſo viel Millionen Meilen, in unzertheilten Strah-
len, fuͤllet,
Aus einer Quell, der Sonne, quillet;
So kann mein Seelen-Auge ſeh’n,
Wie Sonnen, Himmel, Raum und Welt, auch aller
Creaturen Heer,
Aus GOtt, als ihrer Quell’, entſtehen.
Beherrſcher der Himmel, Regierer der Erde,
Ach, laß doch, zu Deinen unendlichen Ehren,
Die Pracht der Geſchoͤpfe die Menſchheit belehren,
Jn ihnen Dein herrliches Lob zu vermehren,
Damit in der Wunder unzaͤhlbaren Menge,
Nicht minder als ihrem ſo ſchoͤnen Gepraͤnge,
Dein herrliches Weſen verherrlichet werde!
Ge-
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/349>, abgerufen am 23.11.2024.
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