Jn stiller Majestät vorbey, mit sanftem Zug vorübe[r] fliessen, Und sich nicht fern von diesem Ort ins unbegrenzte Mee[r] ergiessen; Bald aber, menschlicher Vernunft zum Wunder, wieder rückwerts gehn, Und, durch den strengen Drang der Fluht, sich wieder aus der Tief' erhöhn, Um gleichsam, so von West- als Osten, von tausend, tau- send raren Dingen Die Schätze der entlegnen Reiche, o wehrtes Hamburg! dir zu bringen; Die ich denn, von der Luft gefärbt, bald klar und lieblich dunkel-blau, Bald, von der Sonnen Glanz beschienen, als wie ein flies- send Silber schau.
Wenn ich vom grossen Wasser-Cörper, so die nicht abzu- sehnde Breite, Als auch nicht abzusehnde Länge, so kaum zu zählnde Mei- len lang, Den prächtig- majestätisch- sanften beständig- unbeständ- gen Gang, Desselben Tiefen, seine Bürger, die uns ernähren, samt der Weite, Mit menschlichen, nicht viehschen, Augen betracht', erweg' und überseh; Erheb ich billig aus der Tiefe den Geist, voll Ehrfurcht, in die Höh, Und opfre Dem, Der alles schuff, ein Herz, das von Ver- wundrung voll, Ja, durch der Wunder Größ' und Menge, von Lust und Ehrfurcht so erfüllt,
Daß
Vier beſondere Wunder
Jn ſtiller Majeſtaͤt vorbey, mit ſanftem Zug voruͤbe[r] flieſſen, Und ſich nicht fern von dieſem Ort ins unbegrenzte Mee[r] ergieſſen; Bald aber, menſchlicher Vernunft zum Wunder, wieder ruͤckwerts gehn, Und, durch den ſtrengen Drang der Fluht, ſich wieder aus der Tief’ erhoͤhn, Um gleichſam, ſo von Weſt- als Oſten, von tauſend, tau- ſend raren Dingen Die Schaͤtze der entlegnen Reiche, o wehrtes Hamburg! dir zu bringen; Die ich denn, von der Luft gefaͤrbt, bald klar und lieblich dunkel-blau, Bald, von der Sonnen Glanz beſchienen, als wie ein flieſ- ſend Silber ſchau.
Wenn ich vom groſſen Waſſer-Coͤrper, ſo die nicht abzu- ſehnde Breite, Als auch nicht abzuſehnde Laͤnge, ſo kaum zu zaͤhlnde Mei- len lang, Den praͤchtig- majeſtaͤtiſch- ſanften beſtaͤndig- unbeſtaͤnd- gen Gang, Deſſelben Tiefen, ſeine Buͤrger, die uns ernaͤhren, ſamt der Weite, Mit menſchlichen, nicht viehſchen, Augen betracht’, erweg’ und uͤberſeh; Erheb ich billig aus der Tiefe den Geiſt, voll Ehrfurcht, in die Hoͤh, Und opfre Dem, Der alles ſchuff, ein Herz, das von Ver- wundrung voll, Ja, durch der Wunder Groͤß’ und Menge, von Luſt und Ehrfurcht ſo erfuͤllt,
Daß
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0036"n="18"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Vier beſondere Wunder</hi></fw><lb/><lgn="8"><l>Jn ſtiller Majeſtaͤt vorbey, mit ſanftem Zug voruͤbe<supplied>r</supplied></l><lb/><l><hirendition="#et">flieſſen,</hi></l><lb/><l>Und ſich nicht fern von dieſem Ort ins unbegrenzte Mee<supplied>r</supplied></l><lb/><l><hirendition="#et">ergieſſen;</hi></l><lb/><l>Bald aber, menſchlicher Vernunft zum Wunder, wieder</l><lb/><l><hirendition="#et">ruͤckwerts gehn,</hi></l><lb/><l>Und, durch den ſtrengen Drang der Fluht, ſich wieder aus</l><lb/><l><hirendition="#et">der Tief’ erhoͤhn,</hi></l><lb/><l>Um gleichſam, ſo von Weſt- als Oſten, von tauſend, tau-</l><lb/><l><hirendition="#et">ſend raren Dingen</hi></l><lb/><l>Die Schaͤtze der entlegnen Reiche, o wehrtes Hamburg!</l><lb/><l><hirendition="#et">dir zu bringen;</hi></l><lb/><l>Die ich denn, von der Luft gefaͤrbt, bald klar und lieblich</l><lb/><l><hirendition="#et">dunkel-blau,</hi></l><lb/><l>Bald, von der Sonnen Glanz beſchienen, als wie ein flieſ-</l><lb/><l><hirendition="#et">ſend Silber ſchau.</hi></l></lg><lb/><lgn="9"><l>Wenn ich vom groſſen Waſſer-Coͤrper, ſo die nicht abzu-</l><lb/><l><hirendition="#et">ſehnde Breite,</hi></l><lb/><l>Als auch nicht abzuſehnde Laͤnge, ſo kaum zu zaͤhlnde Mei-</l><lb/><l><hirendition="#et">len lang,</hi></l><lb/><l>Den praͤchtig- majeſtaͤtiſch- ſanften beſtaͤndig- unbeſtaͤnd-</l><lb/><l><hirendition="#et">gen Gang,</hi></l><lb/><l>Deſſelben Tiefen, ſeine Buͤrger, die uns ernaͤhren, ſamt</l><lb/><l><hirendition="#et">der Weite,</hi></l><lb/><l>Mit menſchlichen, nicht viehſchen, Augen betracht’, erweg’</l><lb/><l><hirendition="#et">und uͤberſeh;</hi></l><lb/><l>Erheb ich billig aus der Tiefe den Geiſt, voll Ehrfurcht,</l><lb/><l><hirendition="#et">in die Hoͤh,</hi></l><lb/><l>Und opfre Dem, Der alles ſchuff, ein Herz, das von Ver-</l><lb/><l><hirendition="#et">wundrung voll,</hi></l><lb/><l>Ja, durch der Wunder Groͤß’ und Menge, von Luſt und</l><lb/><l><hirendition="#et">Ehrfurcht ſo erfuͤllt,</hi></l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Daß</fw><lb/></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[18/0036]
Vier beſondere Wunder
Jn ſtiller Majeſtaͤt vorbey, mit ſanftem Zug voruͤber
flieſſen,
Und ſich nicht fern von dieſem Ort ins unbegrenzte Meer
ergieſſen;
Bald aber, menſchlicher Vernunft zum Wunder, wieder
ruͤckwerts gehn,
Und, durch den ſtrengen Drang der Fluht, ſich wieder aus
der Tief’ erhoͤhn,
Um gleichſam, ſo von Weſt- als Oſten, von tauſend, tau-
ſend raren Dingen
Die Schaͤtze der entlegnen Reiche, o wehrtes Hamburg!
dir zu bringen;
Die ich denn, von der Luft gefaͤrbt, bald klar und lieblich
dunkel-blau,
Bald, von der Sonnen Glanz beſchienen, als wie ein flieſ-
ſend Silber ſchau.
Wenn ich vom groſſen Waſſer-Coͤrper, ſo die nicht abzu-
ſehnde Breite,
Als auch nicht abzuſehnde Laͤnge, ſo kaum zu zaͤhlnde Mei-
len lang,
Den praͤchtig- majeſtaͤtiſch- ſanften beſtaͤndig- unbeſtaͤnd-
gen Gang,
Deſſelben Tiefen, ſeine Buͤrger, die uns ernaͤhren, ſamt
der Weite,
Mit menſchlichen, nicht viehſchen, Augen betracht’, erweg’
und uͤberſeh;
Erheb ich billig aus der Tiefe den Geiſt, voll Ehrfurcht,
in die Hoͤh,
Und opfre Dem, Der alles ſchuff, ein Herz, das von Ver-
wundrung voll,
Ja, durch der Wunder Groͤß’ und Menge, von Luſt und
Ehrfurcht ſo erfuͤllt,
Daß
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/36>, abgerufen am 04.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.