Daß es in Liebe, Lob und Dank, in frohem Wallen über- quillt, Und in recht sehnlichem Verlangen, auf eine Weise, wie ich soll, Des grossen Schöpfers weisen Willen, Nach allen Kräften, zu erfüllen. Ach mögt ich, ruf ich denn zum öftern, ach mögt ich hier, auf dieser Welt, Nach meinen Pflichten und Vermögen, HERR, leben, wie es Dir gefällt!
Nachher erheb ich meine Blicke. Da ich denn die sap- phirne Höh, Den unergründlich-tiefen Raum, des ausgespannten Him- mels seh Mit fast erstaunendem Gemüht. Wenn ich mich dahinein versenke, Und auf die Grenzen-lose Tiefen, in welcher gar kein Ziel, gedenke; Erschüttert recht mein ganzes Wesen, doch nicht vor Angst, vor Ehrfurcht nur. Denn hier gelang ich allererst auf eine fast sichtbare Spur Der ewig-unumschränkten Gottheit, die sich am herrlich- sten uns zeiget, Wenn man mit Demuht und Vernunft in diese hohe Tiefe steiget. Die Tief' allein, ohn andre Vorwürf', ist fähig, uns ein heiligs Schrecken, Ein ehrerbietiges Bewundern vor GOTT, dem Schöpfer, zu erwecken.
Die
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des Schoͤpfers.
Daß es in Liebe, Lob und Dank, in frohem Wallen uͤber- quillt, Und in recht ſehnlichem Verlangen, auf eine Weiſe, wie ich ſoll, Des groſſen Schoͤpfers weiſen Willen, Nach allen Kraͤften, zu erfuͤllen. Ach moͤgt ich, ruf ich denn zum oͤftern, ach moͤgt ich hier, auf dieſer Welt, Nach meinen Pflichten und Vermoͤgen, HERR, leben, wie es Dir gefaͤllt!
Nachher erheb ich meine Blicke. Da ich denn die ſap- phirne Hoͤh, Den unergruͤndlich-tiefen Raum, des ausgeſpannten Him- mels ſeh Mit faſt erſtaunendem Gemuͤht. Wenn ich mich dahinein verſenke, Und auf die Grenzen-loſe Tiefen, in welcher gar kein Ziel, gedenke; Erſchuͤttert recht mein ganzes Weſen, doch nicht vor Angſt, vor Ehrfurcht nur. Denn hier gelang ich allererſt auf eine faſt ſichtbare Spur Der ewig-unumſchraͤnkten Gottheit, die ſich am herrlich- ſten uns zeiget, Wenn man mit Demuht und Vernunft in dieſe hohe Tiefe ſteiget. Die Tief’ allein, ohn andre Vorwuͤrf’, iſt faͤhig, uns ein heiligs Schrecken, Ein ehrerbietiges Bewundern vor GOTT, dem Schoͤpfer, zu erwecken.
Die
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des Schoͤpfers.
Daß es in Liebe, Lob und Dank, in frohem Wallen uͤber-
quillt,
Und in recht ſehnlichem Verlangen, auf eine Weiſe, wie
ich ſoll,
Des groſſen Schoͤpfers weiſen Willen,
Nach allen Kraͤften, zu erfuͤllen.
Ach moͤgt ich, ruf ich denn zum oͤftern, ach moͤgt ich hier,
auf dieſer Welt,
Nach meinen Pflichten und Vermoͤgen, HERR, leben,
wie es Dir gefaͤllt!
Nachher erheb ich meine Blicke. Da ich denn die ſap-
phirne Hoͤh,
Den unergruͤndlich-tiefen Raum, des ausgeſpannten Him-
mels ſeh
Mit faſt erſtaunendem Gemuͤht. Wenn ich mich dahinein
verſenke,
Und auf die Grenzen-loſe Tiefen, in welcher gar kein Ziel,
gedenke;
Erſchuͤttert recht mein ganzes Weſen, doch nicht vor Angſt,
vor Ehrfurcht nur.
Denn hier gelang ich allererſt auf eine faſt ſichtbare Spur
Der ewig-unumſchraͤnkten Gottheit, die ſich am herrlich-
ſten uns zeiget,
Wenn man mit Demuht und Vernunft in dieſe hohe Tiefe
ſteiget.
Die Tief’ allein, ohn andre Vorwuͤrf’, iſt faͤhig, uns ein
heiligs Schrecken,
Ein ehrerbietiges Bewundern vor GOTT, dem Schoͤpfer,
zu erwecken.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/37>, abgerufen am 21.11.2024.
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