Kein gelbes Feur kann heller glüh'n, Als die bestrahlte Bluhmen blüh'n, Die, durch des Waldes Dunkelheit, Annoch in größrer Herrlichkeit, Beym Gegensatz noch einst so schön, Zur Anmuht unsrer Augen, steh'n. Da, wo sie, zwischen dunklen Zweigen, Durch kleine Oeffnungen, sich zeigen, Formieren sie, getheilt, von ferne, Zuweilen kleine güldne Sterne, Die, durchs bewegte Laub, im Dunklen Erscheinen, wieder schnell vergeh'n, Und wieder ja so schnell entsteh'n.
Wenn wir sie, wo der Wald durchhauen, Durch eine grosse Oeffnung, schauen; So scheints, als ob ein wirklichs Licht Den Wald, von hinten, ganz durchbricht. Bey diesem Schimmer stutzt' ich zwar, Doch dacht' ich, daß der Bluhmen Schaar, Die unsrer Augen schöne Weide, Jndem es Kök und Unkraut war, Den Eigenthümer, statt der Freude, Vielmehr mit mancher Sorgen-Bürde, Jm Gegentheil, beladen würde; Jndem er, für den gelben Schein, Mit Bohnen, oder dunklen Aehren, Jn wirklich Gold es zu verkehren, Wohl würde weit zufriedner seyn.
Jedoch, weil mir zugleich bekannt, Daß diese Bluhme nicht dem Land So sehr, als ander Unkraut, schadet, Und man es leicht aus selbem radet,
Auch,
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an und durch einen Wald.
Kein gelbes Feur kann heller gluͤh’n, Als die beſtrahlte Bluhmen bluͤh’n, Die, durch des Waldes Dunkelheit, Annoch in groͤßrer Herrlichkeit, Beym Gegenſatz noch einſt ſo ſchoͤn, Zur Anmuht unſrer Augen, ſteh’n. Da, wo ſie, zwiſchen dunklen Zweigen, Durch kleine Oeffnungen, ſich zeigen, Formieren ſie, getheilt, von ferne, Zuweilen kleine guͤldne Sterne, Die, durchs bewegte Laub, im Dunklen Erſcheinen, wieder ſchnell vergeh’n, Und wieder ja ſo ſchnell entſteh’n.
Wenn wir ſie, wo der Wald durchhauen, Durch eine groſſe Oeffnung, ſchauen; So ſcheints, als ob ein wirklichs Licht Den Wald, von hinten, ganz durchbricht. Bey dieſem Schimmer ſtutzt’ ich zwar, Doch dacht’ ich, daß der Bluhmen Schaar, Die unſrer Augen ſchoͤne Weide, Jndem es Koͤk und Unkraut war, Den Eigenthuͤmer, ſtatt der Freude, Vielmehr mit mancher Sorgen-Buͤrde, Jm Gegentheil, beladen wuͤrde; Jndem er, fuͤr den gelben Schein, Mit Bohnen, oder dunklen Aehren, Jn wirklich Gold es zu verkehren, Wohl wuͤrde weit zufriedner ſeyn.
Jedoch, weil mir zugleich bekannt, Daß dieſe Bluhme nicht dem Land So ſehr, als ander Unkraut, ſchadet, Und man es leicht aus ſelbem radet,
Auch,
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an und durch einen Wald.
Kein gelbes Feur kann heller gluͤh’n,
Als die beſtrahlte Bluhmen bluͤh’n,
Die, durch des Waldes Dunkelheit,
Annoch in groͤßrer Herrlichkeit,
Beym Gegenſatz noch einſt ſo ſchoͤn,
Zur Anmuht unſrer Augen, ſteh’n.
Da, wo ſie, zwiſchen dunklen Zweigen,
Durch kleine Oeffnungen, ſich zeigen,
Formieren ſie, getheilt, von ferne,
Zuweilen kleine guͤldne Sterne,
Die, durchs bewegte Laub, im Dunklen
Erſcheinen, wieder ſchnell vergeh’n,
Und wieder ja ſo ſchnell entſteh’n.
Wenn wir ſie, wo der Wald durchhauen,
Durch eine groſſe Oeffnung, ſchauen;
So ſcheints, als ob ein wirklichs Licht
Den Wald, von hinten, ganz durchbricht.
Bey dieſem Schimmer ſtutzt’ ich zwar,
Doch dacht’ ich, daß der Bluhmen Schaar,
Die unſrer Augen ſchoͤne Weide,
Jndem es Koͤk und Unkraut war,
Den Eigenthuͤmer, ſtatt der Freude,
Vielmehr mit mancher Sorgen-Buͤrde,
Jm Gegentheil, beladen wuͤrde;
Jndem er, fuͤr den gelben Schein,
Mit Bohnen, oder dunklen Aehren,
Jn wirklich Gold es zu verkehren,
Wohl wuͤrde weit zufriedner ſeyn.
Jedoch, weil mir zugleich bekannt,
Daß dieſe Bluhme nicht dem Land
So ſehr, als ander Unkraut, ſchadet,
Und man es leicht aus ſelbem radet,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/363>, abgerufen am 22.11.2024.
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