Ein vergnüglich holder Schauer, den man meist in Grotten kennet, Dessen kühlen Druck man fühlen, aber nicht beschreiben kann, Tritt, beym Eintritt in die Laube, die man Solitaire nennet, Und an dunkler Einsamkeit sich den Grotten gleicht, uns an. Der verwachs'nen Zweige Menge zeugt hier eine grüne Nacht, Welche der geschloßne Bogen dunkler und doch schöner macht. Wenn wir hier mit, durch die Schatten recht gestärkten, Augen sitzen, Und durch die verschränkte Dicke der belaubten Bäume seh'n, Wie zuweilen kleine Strahlen an bemooßte Stämme blitzen, Alle dunkle Schatten trennen, und, durch sie, noch einst so schön, Durch den Gegensatz erhaben, recht wie kleine Lichter steh'n; Wird es in der Seelen helle. Dieser schönen Lichter Schein Senkt sich in das Jnnerste der gerührten Brust hinein, Und erleuchtet so den Geist, daß er sich zum Schöpfer lenket, Jn nur Jhm ergebner Ehrfurcht: Daß nur Er uns alles schenket, Daß Er aller Schönheit Quelle, voller Dank-Begierde, denket,
Welches
Z 3
Zum Walde.
La Solitaire.
Ein vergnuͤglich holder Schauer, den man meiſt in Grotten kennet, Deſſen kuͤhlen Druck man fuͤhlen, aber nicht beſchreiben kann, Tritt, beym Eintritt in die Laube, die man Solitaire nennet, Und an dunkler Einſamkeit ſich den Grotten gleicht, uns an. Der verwachſ’nen Zweige Menge zeugt hier eine gruͤne Nacht, Welche der geſchloßne Bogen dunkler und doch ſchoͤner macht. Wenn wir hier mit, durch die Schatten recht geſtaͤrkten, Augen ſitzen, Und durch die verſchraͤnkte Dicke der belaubten Baͤume ſeh’n, Wie zuweilen kleine Strahlen an bemooßte Staͤmme blitzen, Alle dunkle Schatten trennen, und, durch ſie, noch einſt ſo ſchoͤn, Durch den Gegenſatz erhaben, recht wie kleine Lichter ſteh’n; Wird es in der Seelen helle. Dieſer ſchoͤnen Lichter Schein Senkt ſich in das Jnnerſte der geruͤhrten Bruſt hinein, Und erleuchtet ſo den Geiſt, daß er ſich zum Schoͤpfer lenket, Jn nur Jhm ergebner Ehrfurcht: Daß nur Er uns alles ſchenket, Daß Er aller Schoͤnheit Quelle, voller Dank-Begierde, denket,
Welches
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Zum Walde.
La Solitaire.
Ein vergnuͤglich holder Schauer, den man meiſt in
Grotten kennet,
Deſſen kuͤhlen Druck man fuͤhlen, aber nicht beſchreiben
kann,
Tritt, beym Eintritt in die Laube, die man Solitaire nennet,
Und an dunkler Einſamkeit ſich den Grotten gleicht, uns
an.
Der verwachſ’nen Zweige Menge zeugt hier eine gruͤne
Nacht,
Welche der geſchloßne Bogen dunkler und doch ſchoͤner
macht.
Wenn wir hier mit, durch die Schatten recht geſtaͤrkten,
Augen ſitzen,
Und durch die verſchraͤnkte Dicke der belaubten Baͤume
ſeh’n,
Wie zuweilen kleine Strahlen an bemooßte Staͤmme blitzen,
Alle dunkle Schatten trennen, und, durch ſie, noch einſt
ſo ſchoͤn,
Durch den Gegenſatz erhaben, recht wie kleine Lichter
ſteh’n;
Wird es in der Seelen helle. Dieſer ſchoͤnen Lichter
Schein
Senkt ſich in das Jnnerſte der geruͤhrten Bruſt hinein,
Und erleuchtet ſo den Geiſt, daß er ſich zum Schoͤpfer
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Jn nur Jhm ergebner Ehrfurcht: Daß nur Er uns alles
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/375>, abgerufen am 22.11.2024.
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