Durch unsre dichte niedre Luft sie anzusehen, mir vergönnte, Und man sie, ohn Gefahr von Blendung, mit sichern Au- gen schauen könnte, Um sie noch deutlicher zu sehn, ein grosses Perspectiv zur Hand. Mein GOtt, welch ein verherrlicht Licht, was vor ein heller Wunder-Glanz Bestrahlte meinen Geist durchs Aug, erfüllte dazumahl mich ganz! Mich deucht, ich sahe nicht, wie sonst, nur an das Licht, nur an den Schein; Jch sah recht in die Himmels-Gluht und in den lichten Glanz hinein. Es kam mir vor von meinem Blick, in diesem Strahlen- vollen Orte, Als drüng er hier selbst in den Himmel, als wie durch eine offne Pforte. Es ward in meiner Seelen hell, es wallete mein ganzes Blut, Gerührt, beweget und entzündet durch diese reine Him- mels-Gluht; Den Geist traf gleichsam ein Entzücken. Jch glaubt' in diesem Himmels-Glanz von einer künft- gen Herrlichkeit, Von jenem selgen Freuden-Ort, der uns nach dieser Zeit beschieden, Ein lichtes Bild bereits hienieden Erstaunt von weitem zu erblicken.
Hierdurch, fast aus mir selbst gesetzt, versenkte sich durch diesen Schein Mein Geist, mein fast verklärter Geist, und drung noch tiefer als der Blick
Jn
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des Schoͤpfers.
Durch unſre dichte niedre Luft ſie anzuſehen, mir vergoͤnnte, Und man ſie, ohn Gefahr von Blendung, mit ſichern Au- gen ſchauen koͤnnte, Um ſie noch deutlicher zu ſehn, ein groſſes Perſpectiv zur Hand. Mein GOtt, welch ein verherrlicht Licht, was vor ein heller Wunder-Glanz Beſtrahlte meinen Geiſt durchs Aug, erfuͤllte dazumahl mich ganz! Mich deucht, ich ſahe nicht, wie ſonſt, nur an das Licht, nur an den Schein; Jch ſah recht in die Himmels-Gluht und in den lichten Glanz hinein. Es kam mir vor von meinem Blick, in dieſem Strahlen- vollen Orte, Als druͤng er hier ſelbſt in den Himmel, als wie durch eine offne Pforte. Es ward in meiner Seelen hell, es wallete mein ganzes Blut, Geruͤhrt, beweget und entzuͤndet durch dieſe reine Him- mels-Gluht; Den Geiſt traf gleichſam ein Entzuͤcken. Jch glaubt’ in dieſem Himmels-Glanz von einer kuͤnft- gen Herrlichkeit, Von jenem ſelgen Freuden-Ort, der uns nach dieſer Zeit beſchieden, Ein lichtes Bild bereits hienieden Erſtaunt von weitem zu erblicken.
Hierdurch, faſt aus mir ſelbſt geſetzt, verſenkte ſich durch dieſen Schein Mein Geiſt, mein faſt verklaͤrter Geiſt, und drung noch tiefer als der Blick
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des Schoͤpfers.
Durch unſre dichte niedre Luft ſie anzuſehen, mir vergoͤnnte,
Und man ſie, ohn Gefahr von Blendung, mit ſichern Au-
gen ſchauen koͤnnte,
Um ſie noch deutlicher zu ſehn, ein groſſes Perſpectiv zur
Hand.
Mein GOtt, welch ein verherrlicht Licht, was vor ein
heller Wunder-Glanz
Beſtrahlte meinen Geiſt durchs Aug, erfuͤllte dazumahl mich
ganz!
Mich deucht, ich ſahe nicht, wie ſonſt, nur an das Licht,
nur an den Schein;
Jch ſah recht in die Himmels-Gluht und in den lichten
Glanz hinein.
Es kam mir vor von meinem Blick, in dieſem Strahlen-
vollen Orte,
Als druͤng er hier ſelbſt in den Himmel, als wie durch
eine offne Pforte.
Es ward in meiner Seelen hell, es wallete mein ganzes
Blut,
Geruͤhrt, beweget und entzuͤndet durch dieſe reine Him-
mels-Gluht;
Den Geiſt traf gleichſam ein Entzuͤcken.
Jch glaubt’ in dieſem Himmels-Glanz von einer kuͤnft-
gen Herrlichkeit,
Von jenem ſelgen Freuden-Ort, der uns nach dieſer Zeit
beſchieden,
Ein lichtes Bild bereits hienieden
Erſtaunt von weitem zu erblicken.
Hierdurch, faſt aus mir ſelbſt geſetzt, verſenkte ſich durch
dieſen Schein
Mein Geiſt, mein faſt verklaͤrter Geiſt, und drung noch
tiefer als der Blick
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/41>, abgerufen am 21.11.2024.
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