Der Winde Vater. Es erzeuget durch seiner Strahlen rege Gluht Derselben uns so nützlichs Heer, zusamt dem Regen, aus der Fluht. Ja wie es jetzt der Weisen Meynung, so stammet in dem weiten Meer So gar der Fluht und Ebbe Wunder allein vom Licht der Sonnen her.
Daß durch der Sonnen rege Kraft und ihren all-er- wärmden Schein Viel Wasser-Theilchen aufgezogen und in die Höh gefüh- ret seyn, Wodurch der weite Kreis der Luft mit Feuchtigkeiten an- gefüllet Und, zu der Erden Fruchtbarkeit, ein Segen-reicher Regen quillet, Jst wahr und auch nicht unbekannt; doch stellt ein klares Beyspiel mir Und ich euch willig wiederum die Sache deutlicher noch für: Man nehme nur ein feucht Gewand, und näher' es zur Feuers-Gluht, So wird man plötzlich einen Duft als einen starken Rauch entstehen Und durch die warme Feuer-Theilchen (die durch das Tuch nicht können fallen, Und folglich wieder rückwerts prallen) Die feuchten Theile mit sich nehmen und in die Höhe stei- gen sehn. Auf gleiche Weise, da die Theile des Lichts die Erde nicht durchdringen, Und sich darinn versinken können; so müssen sie zurücke springen,
Und
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des Schoͤpfers.
Der Winde Vater. Es erzeuget durch ſeiner Strahlen rege Gluht Derſelben uns ſo nuͤtzlichs Heer, zuſamt dem Regen, aus der Fluht. Ja wie es jetzt der Weiſen Meynung, ſo ſtammet in dem weiten Meer So gar der Fluht und Ebbe Wunder allein vom Licht der Sonnen her.
Daß durch der Sonnen rege Kraft und ihren all-er- waͤrmden Schein Viel Waſſer-Theilchen aufgezogen und in die Hoͤh gefuͤh- ret ſeyn, Wodurch der weite Kreis der Luft mit Feuchtigkeiten an- gefuͤllet Und, zu der Erden Fruchtbarkeit, ein Segen-reicher Regen quillet, Jſt wahr und auch nicht unbekannt; doch ſtellt ein klares Beyſpiel mir Und ich euch willig wiederum die Sache deutlicher noch fuͤr: Man nehme nur ein feucht Gewand, und naͤher’ es zur Feuers-Gluht, So wird man ploͤtzlich einen Duft als einen ſtarken Rauch entſtehen Und durch die warme Feuer-Theilchen (die durch das Tuch nicht koͤnnen fallen, Und folglich wieder ruͤckwerts prallen) Die feuchten Theile mit ſich nehmen und in die Hoͤhe ſtei- gen ſehn. Auf gleiche Weiſe, da die Theile des Lichts die Erde nicht durchdringen, Und ſich darinn verſinken koͤnnen; ſo muͤſſen ſie zuruͤcke ſpringen,
Und
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des Schoͤpfers.
Der Winde Vater. Es erzeuget durch ſeiner Strahlen
rege Gluht
Derſelben uns ſo nuͤtzlichs Heer, zuſamt dem Regen, aus
der Fluht.
Ja wie es jetzt der Weiſen Meynung, ſo ſtammet in dem
weiten Meer
So gar der Fluht und Ebbe Wunder allein vom Licht der
Sonnen her.
Daß durch der Sonnen rege Kraft und ihren all-er-
waͤrmden Schein
Viel Waſſer-Theilchen aufgezogen und in die Hoͤh gefuͤh-
ret ſeyn,
Wodurch der weite Kreis der Luft mit Feuchtigkeiten an-
gefuͤllet
Und, zu der Erden Fruchtbarkeit, ein Segen-reicher Regen
quillet,
Jſt wahr und auch nicht unbekannt; doch ſtellt ein klares
Beyſpiel mir
Und ich euch willig wiederum die Sache deutlicher noch fuͤr:
Man nehme nur ein feucht Gewand, und naͤher’ es zur
Feuers-Gluht,
So wird man ploͤtzlich einen Duft als einen ſtarken Rauch
entſtehen
Und durch die warme Feuer-Theilchen (die durch das Tuch
nicht koͤnnen fallen,
Und folglich wieder ruͤckwerts prallen)
Die feuchten Theile mit ſich nehmen und in die Hoͤhe ſtei-
gen ſehn.
Auf gleiche Weiſe, da die Theile des Lichts die Erde nicht
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Und ſich darinn verſinken koͤnnen; ſo muͤſſen ſie zuruͤcke
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/43>, abgerufen am 21.11.2024.
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