Und diese zieren Luft und Erde. Es sieht ein achtsames Gesicht, So weit es itzo sehen kann, ein buntes allgemeines Licht.
Die mit den welken Blättern gleichsam mit-abgefallne Schatten sind Fast itzo nirgend mehr zu finden, im ganzen Walde sehr verdünnt, Wodurch das zwar gemilderte, doch itzt fast allgemeine Licht Ein fanft Gemisch von Farben zeigt, das dem betrachtenden Gesicht Auf eine neue Weise schmeichelt. Man kann, auf neue Weise, seh'n, Wie die sich schildernde Natur, auch öfters ohne Schatten, schön. Ja, wenn der Sonnen-Strahl von oben, durch die gefärbte Blätter, strahlet, Scheint alles in dem ganzen Walde nicht bunt allein, und schön gemahlet, Es scheint vielmehr der ganze Wald mit einem bunten Glanz gezieret, Und alles um und über uns recht in der That illuminiret. O, welche Lust! wenn man in solcher Jllumination spatziret, So daß ein achtsames Gemüht Die Welt, im Herbst, nicht minder schön, als im gefärbten Frühling, sieht, Zur Ehre Deß, Der auf der Welt Der Jahr' und Zeiten Wechsel schuf, sie unveränderlich erhält,
Und
Zum Herbſt im Walde.
Und dieſe zieren Luft und Erde. Es ſieht ein achtſames Geſicht, So weit es itzo ſehen kann, ein buntes allgemeines Licht.
Die mit den welken Blaͤttern gleichſam mit-abgefallne Schatten ſind Faſt itzo nirgend mehr zu finden, im ganzen Walde ſehr verduͤnnt, Wodurch das zwar gemilderte, doch itzt faſt allgemeine Licht Ein fanft Gemiſch von Farben zeigt, das dem betrachtenden Geſicht Auf eine neue Weiſe ſchmeichelt. Man kann, auf neue Weiſe, ſeh’n, Wie die ſich ſchildernde Natur, auch oͤfters ohne Schatten, ſchoͤn. Ja, wenn der Sonnen-Strahl von oben, durch die gefaͤrbte Blaͤtter, ſtrahlet, Scheint alles in dem ganzen Walde nicht bunt allein, und ſchoͤn gemahlet, Es ſcheint vielmehr der ganze Wald mit einem bunten Glanz gezieret, Und alles um und uͤber uns recht in der That illuminiret. O, welche Luſt! wenn man in ſolcher Jllumination ſpatziret, So daß ein achtſames Gemuͤht Die Welt, im Herbſt, nicht minder ſchoͤn, als im gefaͤrbten Fruͤhling, ſieht, Zur Ehre Deß, Der auf der Welt Der Jahr’ und Zeiten Wechſel ſchuf, ſie unveraͤnderlich erhaͤlt,
Und
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Zum Herbſt im Walde.
Und dieſe zieren Luft und Erde. Es ſieht ein achtſames
Geſicht,
So weit es itzo ſehen kann, ein buntes allgemeines Licht.
Die mit den welken Blaͤttern gleichſam mit-abgefallne
Schatten ſind
Faſt itzo nirgend mehr zu finden, im ganzen Walde ſehr
verduͤnnt,
Wodurch das zwar gemilderte, doch itzt faſt allgemeine
Licht
Ein fanft Gemiſch von Farben zeigt, das dem betrachtenden
Geſicht
Auf eine neue Weiſe ſchmeichelt. Man kann, auf neue
Weiſe, ſeh’n,
Wie die ſich ſchildernde Natur, auch oͤfters ohne Schatten,
ſchoͤn.
Ja, wenn der Sonnen-Strahl von oben, durch die gefaͤrbte
Blaͤtter, ſtrahlet,
Scheint alles in dem ganzen Walde nicht bunt allein, und
ſchoͤn gemahlet,
Es ſcheint vielmehr der ganze Wald mit einem bunten Glanz
gezieret,
Und alles um und uͤber uns recht in der That illuminiret.
O, welche Luſt! wenn man in ſolcher Jllumination
ſpatziret,
So daß ein achtſames Gemuͤht
Die Welt, im Herbſt, nicht minder ſchoͤn, als im gefaͤrbten
Fruͤhling, ſieht,
Zur Ehre Deß, Der auf der Welt
Der Jahr’ und Zeiten Wechſel ſchuf, ſie unveraͤnderlich
erhaͤlt,
Und
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/463>, abgerufen am 22.11.2024.
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