Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
Zum Herbst im Walde.
Und diese zieren Luft und Erde. Es sieht ein achtsames
Gesicht,
So weit es itzo sehen kann, ein buntes allgemeines Licht.
Die mit den welken Blättern gleichsam mit-abgefallne
Schatten sind
Fast itzo nirgend mehr zu finden, im ganzen Walde sehr
verdünnt,
Wodurch das zwar gemilderte, doch itzt fast allgemeine
Licht
Ein fanft Gemisch von Farben zeigt, das dem betrachtenden
Gesicht
Auf eine neue Weise schmeichelt. Man kann, auf neue
Weise, seh'n,
Wie die sich schildernde Natur, auch öfters ohne Schatten,
schön.
Ja, wenn der Sonnen-Strahl von oben, durch die gefärbte
Blätter, strahlet,
Scheint alles in dem ganzen Walde nicht bunt allein, und
schön gemahlet,
Es scheint vielmehr der ganze Wald mit einem bunten Glanz
gezieret,
Und alles um und über uns recht in der That illuminiret.
O, welche Lust! wenn man in solcher Jllumination
spatziret,
So daß ein achtsames Gemüht
Die Welt, im Herbst, nicht minder schön, als im gefärbten
Frühling, sieht,
Zur Ehre Deß, Der auf der Welt
Der Jahr' und Zeiten Wechsel schuf, sie unveränderlich
erhält,
Und
Zum Herbſt im Walde.
Und dieſe zieren Luft und Erde. Es ſieht ein achtſames
Geſicht,
So weit es itzo ſehen kann, ein buntes allgemeines Licht.
Die mit den welken Blaͤttern gleichſam mit-abgefallne
Schatten ſind
Faſt itzo nirgend mehr zu finden, im ganzen Walde ſehr
verduͤnnt,
Wodurch das zwar gemilderte, doch itzt faſt allgemeine
Licht
Ein fanft Gemiſch von Farben zeigt, das dem betrachtenden
Geſicht
Auf eine neue Weiſe ſchmeichelt. Man kann, auf neue
Weiſe, ſeh’n,
Wie die ſich ſchildernde Natur, auch oͤfters ohne Schatten,
ſchoͤn.
Ja, wenn der Sonnen-Strahl von oben, durch die gefaͤrbte
Blaͤtter, ſtrahlet,
Scheint alles in dem ganzen Walde nicht bunt allein, und
ſchoͤn gemahlet,
Es ſcheint vielmehr der ganze Wald mit einem bunten Glanz
gezieret,
Und alles um und uͤber uns recht in der That illuminiret.
O, welche Luſt! wenn man in ſolcher Jllumination
ſpatziret,
So daß ein achtſames Gemuͤht
Die Welt, im Herbſt, nicht minder ſchoͤn, als im gefaͤrbten
Fruͤhling, ſieht,
Zur Ehre Deß, Der auf der Welt
Der Jahr’ und Zeiten Wechſel ſchuf, ſie unveraͤnderlich
erhaͤlt,
Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0463" n="445"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Zum Herb&#x017F;t im Walde.</hi> </fw><lb/>
              <lg n="2">
                <l>Und die&#x017F;e zieren Luft und Erde. Es &#x017F;ieht ein acht&#x017F;ames</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Ge&#x017F;icht,</hi> </l><lb/>
                <l>So weit es itzo &#x017F;ehen kann, ein buntes allgemeines Licht.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="3">
                <l>Die mit den welken Bla&#x0364;ttern gleich&#x017F;am mit-abgefallne</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Schatten &#x017F;ind</hi> </l><lb/>
                <l>Fa&#x017F;t itzo nirgend mehr zu finden, im ganzen Walde &#x017F;ehr</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">verdu&#x0364;nnt,</hi> </l><lb/>
                <l>Wodurch das zwar gemilderte, doch itzt fa&#x017F;t allgemeine</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Licht</hi> </l><lb/>
                <l>Ein fanft Gemi&#x017F;ch von Farben zeigt, das dem betrachtenden</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Ge&#x017F;icht</hi> </l><lb/>
                <l>Auf eine neue Wei&#x017F;e &#x017F;chmeichelt. Man kann, auf neue</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Wei&#x017F;e, &#x017F;eh&#x2019;n,</hi> </l><lb/>
                <l>Wie die &#x017F;ich &#x017F;childernde Natur, auch o&#x0364;fters ohne Schatten,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">&#x017F;cho&#x0364;n.</hi> </l><lb/>
                <l>Ja, wenn der Sonnen-Strahl von oben, durch die gefa&#x0364;rbte</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Bla&#x0364;tter, &#x017F;trahlet,</hi> </l><lb/>
                <l>Scheint alles in dem ganzen Walde nicht bunt allein, und</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">&#x017F;cho&#x0364;n gemahlet,</hi> </l><lb/>
                <l>Es &#x017F;cheint vielmehr der ganze Wald mit einem bunten Glanz</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">gezieret,</hi> </l><lb/>
                <l>Und alles um und u&#x0364;ber uns recht in der That illuminiret.</l><lb/>
                <l>O, welche Lu&#x017F;t! wenn man in &#x017F;olcher Jllumination</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">&#x017F;patziret,</hi> </l><lb/>
                <l>So daß ein acht&#x017F;ames Gemu&#x0364;ht</l><lb/>
                <l>Die Welt, im Herb&#x017F;t, nicht minder &#x017F;cho&#x0364;n, als im gefa&#x0364;rbten</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Fru&#x0364;hling, &#x017F;ieht,</hi> </l><lb/>
                <l>Zur Ehre Deß, Der auf der Welt</l><lb/>
                <l>Der Jahr&#x2019; und Zeiten Wech&#x017F;el &#x017F;chuf, &#x017F;ie unvera&#x0364;nderlich</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">erha&#x0364;lt,</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[445/0463] Zum Herbſt im Walde. Und dieſe zieren Luft und Erde. Es ſieht ein achtſames Geſicht, So weit es itzo ſehen kann, ein buntes allgemeines Licht. Die mit den welken Blaͤttern gleichſam mit-abgefallne Schatten ſind Faſt itzo nirgend mehr zu finden, im ganzen Walde ſehr verduͤnnt, Wodurch das zwar gemilderte, doch itzt faſt allgemeine Licht Ein fanft Gemiſch von Farben zeigt, das dem betrachtenden Geſicht Auf eine neue Weiſe ſchmeichelt. Man kann, auf neue Weiſe, ſeh’n, Wie die ſich ſchildernde Natur, auch oͤfters ohne Schatten, ſchoͤn. Ja, wenn der Sonnen-Strahl von oben, durch die gefaͤrbte Blaͤtter, ſtrahlet, Scheint alles in dem ganzen Walde nicht bunt allein, und ſchoͤn gemahlet, Es ſcheint vielmehr der ganze Wald mit einem bunten Glanz gezieret, Und alles um und uͤber uns recht in der That illuminiret. O, welche Luſt! wenn man in ſolcher Jllumination ſpatziret, So daß ein achtſames Gemuͤht Die Welt, im Herbſt, nicht minder ſchoͤn, als im gefaͤrbten Fruͤhling, ſieht, Zur Ehre Deß, Der auf der Welt Der Jahr’ und Zeiten Wechſel ſchuf, ſie unveraͤnderlich erhaͤlt, Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/463
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/463>, abgerufen am 26.06.2024.