Ja schimmert, glänzet, grünet, blüht Vielfärbig, eh man sichs versieht. Verworfner Koht, der unsern Blicken Recht ekelhaft und widrig war, Fängt jetzt sich an mit einer bunten Schaar Von Gras und Bluhmen hier und dar Zu decken und so schön zu schmücken, Daß nichts mit dieser Zucht der Erden An Schönheit kann verglichen werden; So daß, was gestern braun und grau, Jch heute schon begrünet schau, Begrünt, und zwar so glänzend grün, Daß, wenn die Sonne durch das Gras, Das noch so zart und dünne, schien', Es recht, als wie ein grünes Glas, Durchsichtig, glänzend, hell und klar, Und in der That durchleuchtig war. Man sieht jetzt aus den saft'gen Zweigen Das, womit sie sich zieren, steigen, Und das, womit sie sich verhüllen, Fast überall aus ihnen quillen.
Wie sieht jetzt alles, was man siehet, so lieblich und so fröhlich aus! Die Fluht ist mit sapphirnem Glanz, das Feld mit grünem Schmelz gezieret; Ein jeder Baum voll schöner Blüht zeigt recht natürlich, und formiret Aus tausend kleinen Blumen-Sträussen jetzt einen grossen Blumen-Strauß.
Wo etwas uns die weise Güte Des Schöpfers zeigt; so ists die Blühte,
Die
Fruͤhlings-Gedicht.
Ja ſchimmert, glaͤnzet, gruͤnet, bluͤht Vielfaͤrbig, eh man ſichs verſieht. Verworfner Koht, der unſern Blicken Recht ekelhaft und widrig war, Faͤngt jetzt ſich an mit einer bunten Schaar Von Gras und Bluhmen hier und dar Zu decken und ſo ſchoͤn zu ſchmuͤcken, Daß nichts mit dieſer Zucht der Erden An Schoͤnheit kann verglichen werden; So daß, was geſtern braun und grau, Jch heute ſchon begruͤnet ſchau, Begruͤnt, und zwar ſo glaͤnzend gruͤn, Daß, wenn die Sonne durch das Gras, Das noch ſo zart und duͤnne, ſchien’, Es recht, als wie ein gruͤnes Glas, Durchſichtig, glaͤnzend, hell und klar, Und in der That durchleuchtig war. Man ſieht jetzt aus den ſaft’gen Zweigen Das, womit ſie ſich zieren, ſteigen, Und das, womit ſie ſich verhuͤllen, Faſt uͤberall aus ihnen quillen.
Wie ſieht jetzt alles, was man ſiehet, ſo lieblich und ſo froͤhlich aus! Die Fluht iſt mit ſapphirnem Glanz, das Feld mit gruͤnem Schmelz gezieret; Ein jeder Baum voll ſchoͤner Bluͤht zeigt recht natuͤrlich, und formiret Aus tauſend kleinen Blumen-Straͤuſſen jetzt einen groſſen Blumen-Strauß.
Wo etwas uns die weiſe Guͤte Des Schoͤpfers zeigt; ſo iſts die Bluͤhte,
Die
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Fruͤhlings-Gedicht.
Ja ſchimmert, glaͤnzet, gruͤnet, bluͤht
Vielfaͤrbig, eh man ſichs verſieht.
Verworfner Koht, der unſern Blicken
Recht ekelhaft und widrig war,
Faͤngt jetzt ſich an mit einer bunten Schaar
Von Gras und Bluhmen hier und dar
Zu decken und ſo ſchoͤn zu ſchmuͤcken,
Daß nichts mit dieſer Zucht der Erden
An Schoͤnheit kann verglichen werden;
So daß, was geſtern braun und grau,
Jch heute ſchon begruͤnet ſchau,
Begruͤnt, und zwar ſo glaͤnzend gruͤn,
Daß, wenn die Sonne durch das Gras,
Das noch ſo zart und duͤnne, ſchien’,
Es recht, als wie ein gruͤnes Glas,
Durchſichtig, glaͤnzend, hell und klar,
Und in der That durchleuchtig war.
Man ſieht jetzt aus den ſaft’gen Zweigen
Das, womit ſie ſich zieren, ſteigen,
Und das, womit ſie ſich verhuͤllen,
Faſt uͤberall aus ihnen quillen.
Wie ſieht jetzt alles, was man ſiehet, ſo lieblich und ſo
froͤhlich aus!
Die Fluht iſt mit ſapphirnem Glanz, das Feld mit gruͤnem
Schmelz gezieret;
Ein jeder Baum voll ſchoͤner Bluͤht zeigt recht natuͤrlich,
und formiret
Aus tauſend kleinen Blumen-Straͤuſſen jetzt einen groſſen
Blumen-Strauß.
Wo etwas uns die weiſe Guͤte
Des Schoͤpfers zeigt; ſo iſts die Bluͤhte,
Die
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/47>, abgerufen am 21.11.2024.
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