Nachdem ich von dem Gang im Garten durchs Korn-Feld einen Weg gezogen, Jm Herbst, wie eben erst das Feld Gepflüget war, geegt, besäet und bestellt, Und ich, nach wenig Tagen nur, durch einen schönen Tag bewogen, Auf selbigem spatzieren ging; erblickt' ich, mit gerührter Brust, Zur unverhofften Augen-Lust, Wie aus des Ackers ebner Flächen, Von dem schon aufgelaufnen Korn, sich Millionen Spitzen stechen, Die theils ein gelbliches, und theils ein röhtlich Grün, Jn recht lebend'gen Farben, schmückte, und reichen Segen schon versprechen.
Der Sonnen lieblichs Licht, so durch die Blätter schien, Erhoben durch das graue Land, und durch der Furchen braunen Grund, Jn welchen, als in Linien, das junge Korn recht zierlich stund, Verschönerte noch mehr, was an sich selbst schon schön, Durch ihren Farben-reichen Glanz. Was nahe stund, war einzeln noch zu seh'n, Wenn das, so weiter lag, bereits ein grünlich Ganz Dem Blick bemüht schien vorzustellen. Hierüber war ein bunt-gefärbtes Glas,
Um
7 Theil. G g
Die auflaufende Saat im Herbſt.
Nachdem ich von dem Gang im Garten durchs Korn-Feld einen Weg gezogen, Jm Herbſt, wie eben erſt das Feld Gepfluͤget war, geegt, beſaͤet und beſtellt, Und ich, nach wenig Tagen nur, durch einen ſchoͤnen Tag bewogen, Auf ſelbigem ſpatzieren ging; erblickt’ ich, mit geruͤhrter Bruſt, Zur unverhofften Augen-Luſt, Wie aus des Ackers ebner Flaͤchen, Von dem ſchon aufgelaufnen Korn, ſich Millionen Spitzen ſtechen, Die theils ein gelbliches, und theils ein roͤhtlich Gruͤn, Jn recht lebend’gen Farben, ſchmuͤckte, und reichen Segen ſchon verſprechen.
Der Sonnen lieblichs Licht, ſo durch die Blaͤtter ſchien, Erhoben durch das graue Land, und durch der Furchen braunen Grund, Jn welchen, als in Linien, das junge Korn recht zierlich ſtund, Verſchoͤnerte noch mehr, was an ſich ſelbſt ſchon ſchoͤn, Durch ihren Farben-reichen Glanz. Was nahe ſtund, war einzeln noch zu ſeh’n, Wenn das, ſo weiter lag, bereits ein gruͤnlich Ganz Dem Blick bemuͤht ſchien vorzuſtellen. Hieruͤber war ein bunt-gefaͤrbtes Glas,
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7 Theil. G g
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Die
auflaufende Saat im Herbſt.
Nachdem ich von dem Gang im Garten durchs Korn-Feld
einen Weg gezogen,
Jm Herbſt, wie eben erſt das Feld
Gepfluͤget war, geegt, beſaͤet und beſtellt,
Und ich, nach wenig Tagen nur, durch einen ſchoͤnen Tag
bewogen,
Auf ſelbigem ſpatzieren ging; erblickt’ ich, mit geruͤhrter
Bruſt,
Zur unverhofften Augen-Luſt,
Wie aus des Ackers ebner Flaͤchen,
Von dem ſchon aufgelaufnen Korn, ſich Millionen Spitzen
ſtechen,
Die theils ein gelbliches, und theils ein roͤhtlich Gruͤn,
Jn recht lebend’gen Farben, ſchmuͤckte, und reichen Segen
ſchon verſprechen.
Der Sonnen lieblichs Licht, ſo durch die Blaͤtter ſchien,
Erhoben durch das graue Land, und durch der Furchen
braunen Grund,
Jn welchen, als in Linien, das junge Korn recht zierlich
ſtund,
Verſchoͤnerte noch mehr, was an ſich ſelbſt ſchon ſchoͤn,
Durch ihren Farben-reichen Glanz.
Was nahe ſtund, war einzeln noch zu ſeh’n,
Wenn das, ſo weiter lag, bereits ein gruͤnlich Ganz
Dem Blick bemuͤht ſchien vorzuſtellen. Hieruͤber war ein
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 465. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/483>, abgerufen am 22.11.2024.
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