Um ihnen diese Decken nun, wenns Noht, zu rechter Zeit zu geben; Scheint sie bereits darauf bedacht, sie in der Luft aus Schnee zu weben.
Jndessen laßt, zu dieser Zeit, da noch der rauhe Frost nicht da, Und das erwärmde Sonnen-Licht annoch mit seinen Strah- len nah, Uns an dem dunkel-braunen Sammt der milden Mutter uns ergetzen, Auch an den uns, in grünen Spitzen, bereits gezeigten künft- gen Schätzen, Die itzo, so zum Schmuck als Nutz, des Thaues bunte Trop- fen netzen, Und schimmernd unsern Blick vergnügen, mit unsern GOtt geweihten Freuden, Durch gegenwärt- und künftigs Gut gerühret, Herz und Augen weiden. Ach, laßt uns unsers Schöpfers Wunder in der Natur verehren lernen! Laßt uns von Undank und Gewohnheit bestreben uns doch zu entfernen, Die leider itzt so allgemein! Denn da dieß alle Jahr geschicht, So achtet man es leider nicht. Es bringt dieß Segen-reiche Wunder Dem grossen Schöpfer minder Ehre, Nach unserm ganz verkehrten Brauch, als wenn es etwas seltnes wäre, Jndem was neu ist uns nur rührt, da doch, wenn man vernünftig dächte, Es uns, mit allergrößtem Rechte,
Dem
Der Herbſt in Ritzebuͤttel.
Um ihnen dieſe Decken nun, wenns Noht, zu rechter Zeit zu geben; Scheint ſie bereits darauf bedacht, ſie in der Luft aus Schnee zu weben.
Jndeſſen laßt, zu dieſer Zeit, da noch der rauhe Froſt nicht da, Und das erwaͤrmde Sonnen-Licht annoch mit ſeinen Strah- len nah, Uns an dem dunkel-braunen Sammt der milden Mutter uns ergetzen, Auch an den uns, in gruͤnen Spitzen, bereits gezeigten kuͤnft- gen Schaͤtzen, Die itzo, ſo zum Schmuck als Nutz, des Thaues bunte Trop- fen netzen, Und ſchimmernd unſern Blick vergnuͤgen, mit unſern GOtt geweihten Freuden, Durch gegenwaͤrt- und kuͤnftigs Gut geruͤhret, Herz und Augen weiden. Ach, laßt uns unſers Schoͤpfers Wunder in der Natur verehren lernen! Laßt uns von Undank und Gewohnheit beſtreben uns doch zu entfernen, Die leider itzt ſo allgemein! Denn da dieß alle Jahr geſchicht, So achtet man es leider nicht. Es bringt dieß Segen-reiche Wunder Dem groſſen Schoͤpfer minder Ehre, Nach unſerm ganz verkehrten Brauch, als wenn es etwas ſeltnes waͤre, Jndem was neu iſt uns nur ruͤhrt, da doch, wenn man vernuͤnftig daͤchte, Es uns, mit allergroͤßtem Rechte,
Dem
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Der Herbſt in Ritzebuͤttel.
Um ihnen dieſe Decken nun, wenns Noht, zu rechter Zeit zu
geben;
Scheint ſie bereits darauf bedacht, ſie in der Luft aus Schnee
zu weben.
Jndeſſen laßt, zu dieſer Zeit, da noch der rauhe Froſt
nicht da,
Und das erwaͤrmde Sonnen-Licht annoch mit ſeinen Strah-
len nah,
Uns an dem dunkel-braunen Sammt der milden Mutter
uns ergetzen,
Auch an den uns, in gruͤnen Spitzen, bereits gezeigten kuͤnft-
gen Schaͤtzen,
Die itzo, ſo zum Schmuck als Nutz, des Thaues bunte Trop-
fen netzen,
Und ſchimmernd unſern Blick vergnuͤgen, mit unſern GOtt
geweihten Freuden,
Durch gegenwaͤrt- und kuͤnftigs Gut geruͤhret, Herz und
Augen weiden.
Ach, laßt uns unſers Schoͤpfers Wunder in der Natur
verehren lernen!
Laßt uns von Undank und Gewohnheit beſtreben uns doch
zu entfernen,
Die leider itzt ſo allgemein! Denn da dieß alle Jahr
geſchicht,
So achtet man es leider nicht.
Es bringt dieß Segen-reiche Wunder Dem groſſen Schoͤpfer
minder Ehre,
Nach unſerm ganz verkehrten Brauch, als wenn es etwas
ſeltnes waͤre,
Jndem was neu iſt uns nur ruͤhrt, da doch, wenn man
vernuͤnftig daͤchte,
Es uns, mit allergroͤßtem Rechte,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 470. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/488>, abgerufen am 22.11.2024.
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