Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.Gedanken über das Pflügen und Säen. Wer würdigt doch wohl einen Pflug des Anblicks! wer betrachtet ihn! Man hält ihn für ein plumpes Werkzeug, man zieht von ihm so gleich den Blick (Als wär es schimpflich ihn zu seh'n, man mag ihn stehen, oder zieh'n, Zu Haus, und auf dem Felde, seh'n) verächtlich mehren- theils zurück. Da er doch nicht allein so nützlich und nöhtig; da er in der That Weit mehr, als wie man glauben sollte, viel künstliches noch an sich hat. Jch ließ mir alle Stücke nennen, und alle seine Theil weisen, Und fand die Zunge, das Gestell, das Bettels, Pflug-Baum, Vorder-Eisen, Den Nagel, Gradsuhl, Grad, den Sterz, die Unter- Sahl, die Seiten-Sahl, Das Ruster-Brett, das Seiten-Eisen, die Pflug- Butt, Pfiug-Schaar, Welle-Stecher, Den der, so pflügt, in Händen führt, mit welchen er auch öftermahl Die Pflug-Schaar reinigt, und zugleich den Pflug zurecht setzt, welchen man, Durch Löcher in dem Baum, erhöh'n, und ihn, wenns noht ist, senken kann. Wie lange kannte wohl die Welt ein solches nützlichs Werkzeug nicht? Wer war es, welcher es zuerst so ausgedacht und zuge- richt? So viel man Nachricht davon weiß, ist der Erfinder in den Orden Der
Gedanken uͤber das Pfluͤgen und Saͤen. Wer wuͤrdigt doch wohl einen Pflug des Anblicks! wer betrachtet ihn! Man haͤlt ihn fuͤr ein plumpes Werkzeug, man zieht von ihm ſo gleich den Blick (Als waͤr es ſchimpflich ihn zu ſeh’n, man mag ihn ſtehen, oder zieh’n, Zu Haus, und auf dem Felde, ſeh’n) veraͤchtlich mehren- theils zuruͤck. Da er doch nicht allein ſo nuͤtzlich und noͤhtig; da er in der That Weit mehr, als wie man glauben ſollte, viel kuͤnſtliches noch an ſich hat. Jch ließ mir alle Stuͤcke nennen, und alle ſeine Theil weiſen, Und fand die Zunge, das Geſtell, das Bettels, Pflug-Baum, Vorder-Eiſen, Den Nagel, Gradſuhl, Grad, den Sterz, die Unter- Sahl, die Seiten-Sahl, Das Ruſter-Brett, das Seiten-Eiſen, die Pflug- Butt, Pfiug-Schaar, Welle-Stecher, Den der, ſo pfluͤgt, in Haͤnden fuͤhrt, mit welchen er auch oͤftermahl Die Pflug-Schaar reinigt, und zugleich den Pflug zurecht ſetzt, welchen man, Durch Loͤcher in dem Baum, erhoͤh’n, und ihn, wenns noht iſt, ſenken kann. Wie lange kannte wohl die Welt ein ſolches nuͤtzlichs Werkzeug nicht? Wer war es, welcher es zuerſt ſo ausgedacht und zuge- richt? So viel man Nachricht davon weiß, iſt der Erfinder in den Orden Der
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Wer wuͤrdigt doch wohl einen Pflug des Anblicks! wer
betrachtet ihn!
Man haͤlt ihn fuͤr ein plumpes Werkzeug, man zieht von
ihm ſo gleich den Blick
(Als waͤr es ſchimpflich ihn zu ſeh’n, man mag ihn ſtehen,
oder zieh’n,
Zu Haus, und auf dem Felde, ſeh’n) veraͤchtlich mehren-
theils zuruͤck.
Da er doch nicht allein ſo nuͤtzlich und noͤhtig; da er in
der That
Weit mehr, als wie man glauben ſollte, viel kuͤnſtliches
noch an ſich hat.
Jch ließ mir alle Stuͤcke nennen, und alle ſeine Theil
weiſen,
Und fand die Zunge, das Geſtell, das Bettels,
Pflug-Baum, Vorder-Eiſen,
Den Nagel, Gradſuhl, Grad, den Sterz, die Unter-
Sahl, die Seiten-Sahl,
Das Ruſter-Brett, das Seiten-Eiſen, die Pflug-
Butt, Pfiug-Schaar, Welle-Stecher,
Den der, ſo pfluͤgt, in Haͤnden fuͤhrt, mit welchen er auch
oͤftermahl
Die Pflug-Schaar reinigt, und zugleich den Pflug zurecht
ſetzt, welchen man,
Durch Loͤcher in dem Baum, erhoͤh’n, und ihn, wenns
noht iſt, ſenken kann.
Wie lange kannte wohl die Welt ein ſolches nuͤtzlichs
Werkzeug nicht?
Wer war es, welcher es zuerſt ſo ausgedacht und zuge-
richt?
So viel man Nachricht davon weiß, iſt der Erfinder in
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