Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.Vorwerks-Betrachtungen. Anbehtungswürdiger Regierer aller Dinge! Wie zeigt, da alles dieß so ordentlich, Jn unverrücktem Gang und Ordnung, gehet, Dich Und Deine weise Macht! fing ich, mit Ehrfurcht, an. Wer ist, der dieses fassen kann? Jedoch muß unser Unvermögen Es zu begreifen uns nicht an dem Vorsatz hindern, Noch unsre Schuldigkeit vermindern, Es, GOtt zum Ruhm, zu überlegen, Weil wir durch nichts uns selbst in Gott erhöhn, Als wenn wir Seiner Herrlichkeiten Nicht zu ergründende Vollkommenheiten Jn den, durch seine Macht, gewirkten Werken sehn. Was muß es nicht, wenn man dieß überdenket, Für eine fremd' und sonderliche Kraft, Für ein Vermögen seyn, und für ein' Eigenschaft, Die in der Thiere Leib- und Cörper eingesenket, Daß aus so trocknem Stoff, als wie das Stroh, sie können, Durch ihres Magens Saft, durch ihrer Drüsen Menge, Durch so viel seltsamer geformten Därmer Gänge, Die Theilgen von einander trennen, Sie mischen, durch einander schlingen, Und jedes eigentlich an solche Oerter bringen, Woselbst sie nöhtig sind zu unserem Genuß. Daß sie den unbrauchbar- und groben Ueberfluß Auf eine Weise von sich treiben, Daß nur die nöhtigen bey ihnen bleiben Zu ihrem, ihrer Frucht und unserm Nutzen auch. Daß der verworfne Mist zum nöhtigen Gebrauch, Die Aecker wiederum zu nähren, Um ihnen neue Kost beständig zu gewehren, So heilsam dienen muß. Daß uns dazu die Hand, Das
Vorwerks-Betrachtungen. Anbehtungswuͤrdiger Regierer aller Dinge! Wie zeigt, da alles dieß ſo ordentlich, Jn unverruͤcktem Gang und Ordnung, gehet, Dich Und Deine weiſe Macht! fing ich, mit Ehrfurcht, an. Wer iſt, der dieſes faſſen kann? Jedoch muß unſer Unvermoͤgen Es zu begreifen uns nicht an dem Vorſatz hindern, Noch unſre Schuldigkeit vermindern, Es, GOtt zum Ruhm, zu uͤberlegen, Weil wir durch nichts uns ſelbſt in Gott erhoͤhn, Als wenn wir Seiner Herrlichkeiten Nicht zu ergruͤndende Vollkommenheiten Jn den, durch ſeine Macht, gewirkten Werken ſehn. Was muß es nicht, wenn man dieß uͤberdenket, Fuͤr eine fremd’ und ſonderliche Kraft, Fuͤr ein Vermoͤgen ſeyn, und fuͤr ein’ Eigenſchaft, Die in der Thiere Leib- und Coͤrper eingeſenket, Daß aus ſo trocknem Stoff, als wie das Stroh, ſie koͤnnen, Durch ihres Magens Saft, durch ihrer Druͤſen Menge, Durch ſo viel ſeltſamer geformten Daͤrmer Gaͤnge, Die Theilgen von einander trennen, Sie miſchen, durch einander ſchlingen, Und jedes eigentlich an ſolche Oerter bringen, Woſelbſt ſie noͤhtig ſind zu unſerem Genuß. Daß ſie den unbrauchbar- und groben Ueberfluß Auf eine Weiſe von ſich treiben, Daß nur die noͤhtigen bey ihnen bleiben Zu ihrem, ihrer Frucht und unſerm Nutzen auch. Daß der verworfne Miſt zum noͤhtigen Gebrauch, Die Aecker wiederum zu naͤhren, Um ihnen neue Koſt beſtaͤndig zu gewehren, So heilſam dienen muß. Daß uns dazu die Hand, Das
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Vorwerks-Betrachtungen.
Anbehtungswuͤrdiger Regierer aller Dinge!
Wie zeigt, da alles dieß ſo ordentlich,
Jn unverruͤcktem Gang und Ordnung, gehet, Dich
Und Deine weiſe Macht! fing ich, mit Ehrfurcht, an.
Wer iſt, der dieſes faſſen kann?
Jedoch muß unſer Unvermoͤgen
Es zu begreifen uns nicht an dem Vorſatz hindern,
Noch unſre Schuldigkeit vermindern,
Es, GOtt zum Ruhm, zu uͤberlegen,
Weil wir durch nichts uns ſelbſt in Gott erhoͤhn,
Als wenn wir Seiner Herrlichkeiten
Nicht zu ergruͤndende Vollkommenheiten
Jn den, durch ſeine Macht, gewirkten Werken ſehn.
Was muß es nicht, wenn man dieß uͤberdenket,
Fuͤr eine fremd’ und ſonderliche Kraft,
Fuͤr ein Vermoͤgen ſeyn, und fuͤr ein’ Eigenſchaft,
Die in der Thiere Leib- und Coͤrper eingeſenket,
Daß aus ſo trocknem Stoff, als wie das Stroh, ſie koͤnnen,
Durch ihres Magens Saft, durch ihrer Druͤſen Menge,
Durch ſo viel ſeltſamer geformten Daͤrmer Gaͤnge,
Die Theilgen von einander trennen,
Sie miſchen, durch einander ſchlingen,
Und jedes eigentlich an ſolche Oerter bringen,
Woſelbſt ſie noͤhtig ſind zu unſerem Genuß.
Daß ſie den unbrauchbar- und groben Ueberfluß
Auf eine Weiſe von ſich treiben,
Daß nur die noͤhtigen bey ihnen bleiben
Zu ihrem, ihrer Frucht und unſerm Nutzen auch.
Daß der verworfne Miſt zum noͤhtigen Gebrauch,
Die Aecker wiederum zu naͤhren,
Um ihnen neue Koſt beſtaͤndig zu gewehren,
So heilſam dienen muß. Daß uns dazu die Hand,
Das
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