Kein Zweiglein ist so dünn und zart, Auf welchem nicht, Auf ungezählte Art, So weisses Moß, als tausend Kräuterlein, Sieht man sie in der Näh', zu sehen seyn. Es scheinet auch der kleinste Ast, Zumahl im hellen Glanz der Sonnen, Als wär er überall mit Silber-Drat umsponnen, Jn weissem Schmelz-Werk eingefaßt. Und kurz, auch in der Winters-Zeit, Wo Gott euch nur Bequemlichkeit, Daß ihr nicht leiden dürfet, gönnet, Sind überall, sind fern und nah Viel tausend Gegenwürfe da, Woran ihr euch vergnügen könnet.
Da nun, bey diesem Schmuck, die Welt Sich durch den Frost zugleich erneuert und erhält; So laßt uns denn, bey dieser Aendrung eben, Dem, der die Welt so wunderbar regieret, Den Dank, das Lob, das Jhm dafür gebühret, Mit Lust, Bewunderung und Ehrfurcht geben, Uns seiner weisen Führung freuen, Und in gegründeter vergnügter Hoffnung stehn, Mit Lust zu rechter Zeit zu sehn, Wie Erde, Luft und Fluht, Durch der bald nähern Sonnen Gluht, Mit tausend Lieblichkeit und Anmuht sich erneuen.
Ein-
Schnee-Betrachtung.
Kein Zweiglein iſt ſo duͤnn und zart, Auf welchem nicht, Auf ungezaͤhlte Art, So weiſſes Moß, als tauſend Kraͤuterlein, Sieht man ſie in der Naͤh’, zu ſehen ſeyn. Es ſcheinet auch der kleinſte Aſt, Zumahl im hellen Glanz der Sonnen, Als waͤr er uͤberall mit Silber-Drat umſponnen, Jn weiſſem Schmelz-Werk eingefaßt. Und kurz, auch in der Winters-Zeit, Wo Gott euch nur Bequemlichkeit, Daß ihr nicht leiden duͤrfet, goͤnnet, Sind uͤberall, ſind fern und nah Viel tauſend Gegenwuͤrfe da, Woran ihr euch vergnuͤgen koͤnnet.
Da nun, bey dieſem Schmuck, die Welt Sich durch den Froſt zugleich erneuert und erhaͤlt; So laßt uns denn, bey dieſer Aendrung eben, Dem, der die Welt ſo wunderbar regieret, Den Dank, das Lob, das Jhm dafuͤr gebuͤhret, Mit Luſt, Bewunderung und Ehrfurcht geben, Uns ſeiner weiſen Fuͤhrung freuen, Und in gegruͤndeter vergnuͤgter Hoffnung ſtehn, Mit Luſt zu rechter Zeit zu ſehn, Wie Erde, Luft und Fluht, Durch der bald naͤhern Sonnen Gluht, Mit tauſend Lieblichkeit und Anmuht ſich erneuen.
Ein-
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Schnee-Betrachtung.
Kein Zweiglein iſt ſo duͤnn und zart,
Auf welchem nicht,
Auf ungezaͤhlte Art,
So weiſſes Moß, als tauſend Kraͤuterlein,
Sieht man ſie in der Naͤh’, zu ſehen ſeyn.
Es ſcheinet auch der kleinſte Aſt,
Zumahl im hellen Glanz der Sonnen,
Als waͤr er uͤberall mit Silber-Drat umſponnen,
Jn weiſſem Schmelz-Werk eingefaßt.
Und kurz, auch in der Winters-Zeit,
Wo Gott euch nur Bequemlichkeit,
Daß ihr nicht leiden duͤrfet, goͤnnet,
Sind uͤberall, ſind fern und nah
Viel tauſend Gegenwuͤrfe da,
Woran ihr euch vergnuͤgen koͤnnet.
Da nun, bey dieſem Schmuck, die Welt
Sich durch den Froſt zugleich erneuert und erhaͤlt;
So laßt uns denn, bey dieſer Aendrung eben,
Dem, der die Welt ſo wunderbar regieret,
Den Dank, das Lob, das Jhm dafuͤr gebuͤhret,
Mit Luſt, Bewunderung und Ehrfurcht geben,
Uns ſeiner weiſen Fuͤhrung freuen,
Und in gegruͤndeter vergnuͤgter Hoffnung ſtehn,
Mit Luſt zu rechter Zeit zu ſehn,
Wie Erde, Luft und Fluht,
Durch der bald naͤhern Sonnen Gluht,
Mit tauſend Lieblichkeit und Anmuht ſich erneuen.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 590. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/608>, abgerufen am 22.11.2024.
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