Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Gras im Winter.
An dem erhabnen Wall und neuen Vestungs-Werken,
Die, so wie es der Brauch, von Rasen aufgeführt,
[h]ab ich recht deutlich können merken,
[S]ie sich der Erden Kraft, auch selbst im Winter, rührt.
[i]ch konnte ganz bequehm, und ohne mich zu bücken,
[i]m Stehen, mit geraden Blicken,
[i]n dem gesenkten Werk an Flanken und Cortinen,
[a]uch in dem öfters noch beschneiten Grünen,
[d]och hie und da bereits des Grases Wachsthum sehn.
[B]ewundernd sah ich es recht wunderbar entstehn.
[i]m Februario sah ich schon hie und dort
[v]on jungen Kräutern zarte Sprossen,
[si]nd nahe bey, an einem andern Ort,
[k]am kleiner Klee gemach hervorgeschossen.
[O]ft sah ich durch ein kleines Ritzgen,
[d]as kaum zu sehen war,
in neu- gebohren Grases-Spitzgen,
[S]o zart, als wie ein grünes Haar,
[S]ich sanft erheben, brechen, dringen.
[E]s kamen diese Spitzgen mir,
[Z]umahl sie mehrentheils gedoppelt waren, für,
[a]ls wenn das Kraut und Gras, nach Art der klugen Schnecken,
[z]wey kleine Hörnerchen in ihnen von sich strecken,
[ru]m, obs schon für sie sicher, zu entdecken.
Jndem ich hier vergnüget steh,
[u]nd spitzes Gras fast wachsen seh;
[Üb]rblick ich, voller Freude, zwischen
[v]erschiednen spitzen Grases Büschen
[a]uch rund belaubten jungen Klee.
Die
Das Gras im Winter.
An dem erhabnen Wall und neuen Veſtungs-Werken,
Die, ſo wie es der Brauch, von Raſen aufgefuͤhrt,
[h]ab ich recht deutlich koͤnnen merken,
[S]ie ſich der Erden Kraft, auch ſelbſt im Winter, ruͤhrt.
[i]ch konnte ganz bequehm, und ohne mich zu buͤcken,
[i]m Stehen, mit geraden Blicken,
[i]n dem geſenkten Werk an Flanken und Cortinen,
[a]uch in dem oͤfters noch beſchneiten Gruͤnen,
[d]och hie und da bereits des Graſes Wachsthum ſehn.
[B]ewundernd ſah ich es recht wunderbar entſtehn.
[i]m Februario ſah ich ſchon hie und dort
[v]on jungen Kraͤutern zarte Sproſſen,
[ſi]nd nahe bey, an einem andern Ort,
[k]am kleiner Klee gemach hervorgeſchoſſen.
[O]ft ſah ich durch ein kleines Ritzgen,
[d]as kaum zu ſehen war,
in neu- gebohren Graſes-Spitzgen,
[S]o zart, als wie ein gruͤnes Haar,
[S]ich ſanft erheben, brechen, dringen.
[E]s kamen dieſe Spitzgen mir,
[Z]umahl ſie mehrentheils gedoppelt waren, fuͤr,
[a]ls weñ das Kraut und Gras, nach Art der klugen Schnecken,
[z]wey kleine Hoͤrnerchen in ihnen von ſich ſtrecken,
[ru]m, obs ſchon fuͤr ſie ſicher, zu entdecken.
Jndem ich hier vergnuͤget ſteh,
[u]nd ſpitzes Gras faſt wachſen ſeh;
[Uͤb]rblick ich, voller Freude, zwiſchen
[v]erſchiednen ſpitzen Graſes Buͤſchen
[a]uch rund belaubten jungen Klee.
Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0639" n="621"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Das Gras im Winter.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">A</hi>n dem erhabnen Wall und neuen Ve&#x017F;tungs-Werken,</l><lb/>
                <l>Die, &#x017F;o wie es der Brauch, von Ra&#x017F;en aufgefu&#x0364;hrt,</l><lb/>
                <l><supplied>h</supplied>ab ich recht deutlich ko&#x0364;nnen merken,</l><lb/>
                <l><supplied>S</supplied>ie &#x017F;ich der Erden Kraft, auch &#x017F;elb&#x017F;t im Winter, ru&#x0364;hrt.</l><lb/>
                <l><supplied>i</supplied>ch konnte ganz bequehm, und ohne mich zu bu&#x0364;cken,</l><lb/>
                <l><supplied>i</supplied>m Stehen, mit geraden Blicken,</l><lb/>
                <l><supplied>i</supplied>n dem ge&#x017F;enkten Werk an Flanken und Cortinen,</l><lb/>
                <l><supplied>a</supplied>uch in dem o&#x0364;fters noch be&#x017F;chneiten Gru&#x0364;nen,</l><lb/>
                <l><supplied>d</supplied>och hie und da bereits des Gra&#x017F;es Wachsthum &#x017F;ehn.</l><lb/>
                <l><supplied>B</supplied>ewundernd &#x017F;ah ich es recht wunderbar ent&#x017F;tehn.</l><lb/>
                <l><supplied>i</supplied>m Februario &#x017F;ah ich &#x017F;chon hie und dort</l><lb/>
                <l><supplied>v</supplied>on jungen Kra&#x0364;utern zarte Spro&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
                <l><supplied>&#x017F;i</supplied>nd nahe bey, an einem andern Ort,</l><lb/>
                <l><supplied>k</supplied>am kleiner Klee gemach hervorge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
                <l><supplied>O</supplied>ft &#x017F;ah ich durch ein kleines Ritzgen,</l><lb/>
                <l><supplied>d</supplied>as kaum zu &#x017F;ehen war,</l><lb/>
                <l>in neu- gebohren Gra&#x017F;es-Spitzgen,</l><lb/>
                <l><supplied>S</supplied>o zart, als wie ein gru&#x0364;nes Haar,</l><lb/>
                <l><supplied>S</supplied>ich &#x017F;anft erheben, brechen, dringen.</l><lb/>
                <l><supplied>E</supplied>s kamen die&#x017F;e Spitzgen mir,</l><lb/>
                <l><supplied>Z</supplied>umahl &#x017F;ie mehrentheils gedoppelt waren, fu&#x0364;r,</l><lb/>
                <l><supplied>a</supplied>ls weñ das Kraut und Gras, nach Art der klugen Schnecken,</l><lb/>
                <l><supplied>z</supplied>wey kleine Ho&#x0364;rnerchen in ihnen von &#x017F;ich &#x017F;trecken,</l><lb/>
                <l><supplied>ru</supplied>m, obs &#x017F;chon fu&#x0364;r &#x017F;ie &#x017F;icher, zu entdecken.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="2">
                <l>Jndem ich hier vergnu&#x0364;get &#x017F;teh,</l><lb/>
                <l><supplied>u</supplied>nd &#x017F;pitzes Gras fa&#x017F;t wach&#x017F;en &#x017F;eh;</l><lb/>
                <l><supplied>U&#x0364;b</supplied>rblick ich, voller Freude, zwi&#x017F;chen</l><lb/>
                <l><supplied>v</supplied>er&#x017F;chiednen &#x017F;pitzen Gra&#x017F;es Bu&#x0364;&#x017F;chen</l><lb/>
                <l><supplied>a</supplied>uch rund belaubten jungen Klee.</l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[621/0639] Das Gras im Winter. An dem erhabnen Wall und neuen Veſtungs-Werken, Die, ſo wie es der Brauch, von Raſen aufgefuͤhrt, hab ich recht deutlich koͤnnen merken, Sie ſich der Erden Kraft, auch ſelbſt im Winter, ruͤhrt. ich konnte ganz bequehm, und ohne mich zu buͤcken, im Stehen, mit geraden Blicken, in dem geſenkten Werk an Flanken und Cortinen, auch in dem oͤfters noch beſchneiten Gruͤnen, doch hie und da bereits des Graſes Wachsthum ſehn. Bewundernd ſah ich es recht wunderbar entſtehn. im Februario ſah ich ſchon hie und dort von jungen Kraͤutern zarte Sproſſen, ſind nahe bey, an einem andern Ort, kam kleiner Klee gemach hervorgeſchoſſen. Oft ſah ich durch ein kleines Ritzgen, das kaum zu ſehen war, in neu- gebohren Graſes-Spitzgen, So zart, als wie ein gruͤnes Haar, Sich ſanft erheben, brechen, dringen. Es kamen dieſe Spitzgen mir, Zumahl ſie mehrentheils gedoppelt waren, fuͤr, als weñ das Kraut und Gras, nach Art der klugen Schnecken, zwey kleine Hoͤrnerchen in ihnen von ſich ſtrecken, rum, obs ſchon fuͤr ſie ſicher, zu entdecken. Jndem ich hier vergnuͤget ſteh, und ſpitzes Gras faſt wachſen ſeh; Uͤbrblick ich, voller Freude, zwiſchen verſchiednen ſpitzen Graſes Buͤſchen auch rund belaubten jungen Klee. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/639
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 621. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/639>, abgerufen am 22.11.2024.