Laßt uns künftig denn, wenn wir Gras auf unsern Wie- sen sehn, Nicht allein, wie es so lieblich, glänzend, zierlich, bunt und schön, Mit erfreutem Blick, betrachten, sondern GOtt darinn erkennen, Der uns ungezählte Güter in dem Grase wollen gönnen! Der in diese Segens-Pflanze Selbst Sich gleichsam sicht- bar macht, Und in diesem Wunder-Kraut, Welches Er, ohn' unser Zuthun, giebt und gleichsam Selber baut, Eine solche Weis' erdacht, Und in seine zarte Fiebern eine Wohlfahrts-Quell' gesen- ket, Wodurch Er dem ganzen Thier-Reich Leben und Erhaltung schenket.
Schenke, wunderbarer GOtt, denn auch uns Bedacht, Erkenntniß! Sende Selbst in unsre Seelen Ueberlegung und Verständ- niß, Dank, Erkenntlichkeit, Bewundrung! Laß uns nimmer müde werden Jn den uns von Dir gezeigten Wunder-Werken dieser Erden, Jn den herrlichen Geschöpfen, die so nützlich, die so schön, Dich allein, in froher Andacht, als die Urquell' anzu- sehn! Laß uns, in vergönnter Lust, durch der Cörper Bau ge- rührt, Zu derselben grossen Meister, bloß allein zu Dir geführt,
Und,
Das Gras im Winter.
Laßt uns kuͤnftig denn, wenn wir Gras auf unſern Wie- ſen ſehn, Nicht allein, wie es ſo lieblich, glaͤnzend, zierlich, bunt und ſchoͤn, Mit erfreutem Blick, betrachten, ſondern GOtt darinn erkennen, Der uns ungezaͤhlte Guͤter in dem Graſe wollen goͤnnen! Der in dieſe Segens-Pflanze Selbſt Sich gleichſam ſicht- bar macht, Und in dieſem Wunder-Kraut, Welches Er, ohn’ unſer Zuthun, giebt und gleichſam Selber baut, Eine ſolche Weiſ’ erdacht, Und in ſeine zarte Fiebern eine Wohlfahrts-Quell’ geſen- ket, Wodurch Er dem ganzen Thier-Reich Leben und Erhaltung ſchenket.
Schenke, wunderbarer GOtt, denn auch uns Bedacht, Erkenntniß! Sende Selbſt in unſre Seelen Ueberlegung und Verſtaͤnd- niß, Dank, Erkenntlichkeit, Bewundrung! Laß uns nimmer muͤde werden Jn den uns von Dir gezeigten Wunder-Werken dieſer Erden, Jn den herrlichen Geſchoͤpfen, die ſo nuͤtzlich, die ſo ſchoͤn, Dich allein, in froher Andacht, als die Urquell’ anzu- ſehn! Laß uns, in vergoͤnnter Luſt, durch der Coͤrper Bau ge- ruͤhrt, Zu derſelben groſſen Meiſter, bloß allein zu Dir gefuͤhrt,
Und,
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Das Gras im Winter.
Laßt uns kuͤnftig denn, wenn wir Gras auf unſern Wie-
ſen ſehn,
Nicht allein, wie es ſo lieblich, glaͤnzend, zierlich, bunt und
ſchoͤn,
Mit erfreutem Blick, betrachten, ſondern GOtt darinn
erkennen,
Der uns ungezaͤhlte Guͤter in dem Graſe wollen goͤnnen!
Der in dieſe Segens-Pflanze Selbſt Sich gleichſam ſicht-
bar macht,
Und in dieſem Wunder-Kraut,
Welches Er, ohn’ unſer Zuthun, giebt und gleichſam Selber
baut,
Eine ſolche Weiſ’ erdacht,
Und in ſeine zarte Fiebern eine Wohlfahrts-Quell’ geſen-
ket,
Wodurch Er dem ganzen Thier-Reich Leben und Erhaltung
ſchenket.
Schenke, wunderbarer GOtt, denn auch uns Bedacht,
Erkenntniß!
Sende Selbſt in unſre Seelen Ueberlegung und Verſtaͤnd-
niß,
Dank, Erkenntlichkeit, Bewundrung! Laß uns nimmer
muͤde werden
Jn den uns von Dir gezeigten Wunder-Werken dieſer
Erden,
Jn den herrlichen Geſchoͤpfen, die ſo nuͤtzlich, die ſo ſchoͤn,
Dich allein, in froher Andacht, als die Urquell’ anzu-
ſehn!
Laß uns, in vergoͤnnter Luſt, durch der Coͤrper Bau ge-
ruͤhrt,
Zu derſelben groſſen Meiſter, bloß allein zu Dir gefuͤhrt,
Und,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 624. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/642>, abgerufen am 25.11.2024.
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