So laßt uns auch, zu dieser Zeit, indem wir unsre Schwäch' erwegen, Da wir des Unfalls Grund nicht fassen, die Hand auf unsre Lippen legen, Und, eh' wir uns durch unsern Gram bemühn der Gottheit was zu rauben, Daß alles und auch dieses gut, was itzt geschicht, in Demuht glauben. Je weniger ein Geist, der endlich, Den, Der unendlich, fassen kann, Je mehr zeigt seine Schwachheit selber des Wesens Größ' und Vorzug an. Wir wollen denn bey dieser Zeit viel lieber stille seyn und hoffen, Es ist der Wunsch von Wärm' und Regen vielleicht schon Morgen eingetroffen.
Der
Aufloͤſung eines gemachten ꝛc.
So laßt uns auch, zu dieſer Zeit, indem wir unſre Schwaͤch’ erwegen, Da wir des Unfalls Grund nicht faſſen, die Hand auf unſre Lippen legen, Und, eh’ wir uns durch unſern Gram bemuͤhn der Gottheit was zu rauben, Daß alles und auch dieſes gut, was itzt geſchicht, in Demuht glauben. Je weniger ein Geiſt, der endlich, Den, Der unendlich, faſſen kann, Je mehr zeigt ſeine Schwachheit ſelber des Weſens Groͤß’ und Vorzug an. Wir wollen denn bey dieſer Zeit viel lieber ſtille ſeyn und hoffen, Es iſt der Wunſch von Waͤrm’ und Regen vielleicht ſchon Morgen eingetroffen.
Der
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Aufloͤſung eines gemachten ꝛc.
So laßt uns auch, zu dieſer Zeit, indem wir unſre Schwaͤch’
erwegen,
Da wir des Unfalls Grund nicht faſſen, die Hand auf unſre
Lippen legen,
Und, eh’ wir uns durch unſern Gram bemuͤhn der Gottheit
was zu rauben,
Daß alles und auch dieſes gut, was itzt geſchicht, in
Demuht glauben.
Je weniger ein Geiſt, der endlich, Den, Der unendlich, faſſen
kann,
Je mehr zeigt ſeine Schwachheit ſelber des Weſens Groͤß’
und Vorzug an.
Wir wollen denn bey dieſer Zeit viel lieber ſtille ſeyn und
hoffen,
Es iſt der Wunſch von Waͤrm’ und Regen vielleicht ſchon
Morgen eingetroffen.
Der
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 640. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/658>, abgerufen am 22.11.2024.
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