Sie müßte Gras und Kräuter bringen, und brauchten sie dahero nicht Auf GOtt, Der es doch schenkt, zu sehn. Nunmehr wird ihnen das Gesicht, Mit ihrem Schaden, aufgethan. Ach, mögten sie die Schuld erkennen, Und künftig ein erwegend Denken nicht mehr von ihren Sinnen trennen, Sie würden für das liebe Gras dem Schöpfer Preis und Ehre weihn, Den Schatz, der darinn steckt, erwegen, und sich des grossen Gebers freun!
Vielleicht, daß unter andern mehrern auch dieses eine Ursach' ist, Wodurch die wechselnde Natur des Wechsels bis anher vergißt. Damit wir den bisherigen, gemeinen, ungerechten Schluß, Als ob ein einmahl fest gesetztes und unveränderliches Muß Den Erd-Kreis überall beherrsche, aus unsern Herzen bannen mögten, Und daß wir an des Schöpfers Allmacht, und auch an unsern Abhang dächten. Ja, wenn auch wir von dieser Aendrung nicht einen Grund zu geben wüßten; So folgt doch nicht, daß keiner sey, weil wir ja sonst ver- langen müßten, Des Schöpfers Wege zu begreifen, und fast so weis', als GOtt, zu seyn. Dies fällt ja einer Creatur, wo sie vernünftig, wohl nicht ein.
So
gefaͤhrlichen Einwurfs.
Sie muͤßte Gras und Kraͤuter bringen, und brauchten ſie dahero nicht Auf GOtt, Der es doch ſchenkt, zu ſehn. Nunmehr wird ihnen das Geſicht, Mit ihrem Schaden, aufgethan. Ach, moͤgten ſie die Schuld erkennen, Und kuͤnftig ein erwegend Denken nicht mehr von ihren Sinnen trennen, Sie wuͤrden fuͤr das liebe Gras dem Schoͤpfer Preis und Ehre weihn, Den Schatz, der darinn ſteckt, erwegen, und ſich des groſſen Gebers freun!
Vielleicht, daß unter andern mehrern auch dieſes eine Urſach’ iſt, Wodurch die wechſelnde Natur des Wechſels bis anher vergißt. Damit wir den bisherigen, gemeinen, ungerechten Schluß, Als ob ein einmahl feſt geſetztes und unveraͤnderliches Muß Den Erd-Kreis uͤberall beherrſche, aus unſern Herzen bannen moͤgten, Und daß wir an des Schoͤpfers Allmacht, und auch an unſern Abhang daͤchten. Ja, wenn auch wir von dieſer Aendrung nicht einen Grund zu geben wuͤßten; So folgt doch nicht, daß keiner ſey, weil wir ja ſonſt ver- langen muͤßten, Des Schoͤpfers Wege zu begreifen, und faſt ſo weiſ’, als GOtt, zu ſeyn. Dies faͤllt ja einer Creatur, wo ſie vernuͤnftig, wohl nicht ein.
So
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gefaͤhrlichen Einwurfs.
Sie muͤßte Gras und Kraͤuter bringen, und brauchten
ſie dahero nicht
Auf GOtt, Der es doch ſchenkt, zu ſehn. Nunmehr wird
ihnen das Geſicht,
Mit ihrem Schaden, aufgethan. Ach, moͤgten ſie die
Schuld erkennen,
Und kuͤnftig ein erwegend Denken nicht mehr von ihren
Sinnen trennen,
Sie wuͤrden fuͤr das liebe Gras dem Schoͤpfer Preis und
Ehre weihn,
Den Schatz, der darinn ſteckt, erwegen, und ſich des groſſen
Gebers freun!
Vielleicht, daß unter andern mehrern auch dieſes eine
Urſach’ iſt,
Wodurch die wechſelnde Natur des Wechſels bis anher
vergißt.
Damit wir den bisherigen, gemeinen, ungerechten Schluß,
Als ob ein einmahl feſt geſetztes und unveraͤnderliches
Muß
Den Erd-Kreis uͤberall beherrſche, aus unſern Herzen
bannen moͤgten,
Und daß wir an des Schoͤpfers Allmacht, und auch an
unſern Abhang daͤchten.
Ja, wenn auch wir von dieſer Aendrung nicht einen
Grund zu geben wuͤßten;
So folgt doch nicht, daß keiner ſey, weil wir ja ſonſt ver-
langen muͤßten,
Des Schoͤpfers Wege zu begreifen, und faſt ſo weiſ’, als GOtt,
zu ſeyn.
Dies faͤllt ja einer Creatur, wo ſie vernuͤnftig, wohl nicht
ein.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 639. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/657>, abgerufen am 22.11.2024.
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