Wovon wir uns zwar vielerley von neuem vorzustellen taugen; Jedoch, wenn wir die Wahrheit sagen, sind sie nicht minder unsern Augen, So wohl, als wie vorher, verborgen. Denn, wenn wir auch dieselben gleich Jn fein' und gröbere zertheilen, die gröbere dem Pflanzen- Reich, Die feinere dem Reich der Thiere bloß zuzueignen uns bemühn; So wird man doch aus aller Theilung bey weiten nicht den Nutzen ziehn, Als wie wohl die Gelehrten meynen, weil eben eine solche Kraft Uns keine größre Wahrheit zeiget, als die verborgne Ei- genschaft, Die man am Stagyrit verlacht. Doch kommt von allen diesen mir Der Wahrheit am gemässesten und am begreiflichsten noch für, Daß im Getrayde solche Theile, die gleichsam einerley Figur Mit unsers Blutes Theilen haben, und etwan einerley Natur Und Harmonie mit ihnen hegen, wodurch sie Zung' und Mund behäglich Und angenehm im Schmecken sind; dem Magen eben- falls erträglich Nicht minder unsern innern Theilen, als Adern, Nerven, Drüsen, Blut, Womit, der Theile Gleichheit halber, vermuhtlich sich zu- sammen thut,
Ver
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Der Korn-Boden.
Wovon wir uns zwar vielerley von neuem vorzuſtellen taugen; Jedoch, wenn wir die Wahrheit ſagen, ſind ſie nicht minder unſern Augen, So wohl, als wie vorher, verborgen. Denn, wenn wir auch dieſelben gleich Jn fein’ und groͤbere zertheilen, die groͤbere dem Pflanzen- Reich, Die feinere dem Reich der Thiere bloß zuzueignen uns bemuͤhn; So wird man doch aus aller Theilung bey weiten nicht den Nutzen ziehn, Als wie wohl die Gelehrten meynen, weil eben eine ſolche Kraft Uns keine groͤßre Wahrheit zeiget, als die verborgne Ei- genſchaft, Die man am Stagyrit verlacht. Doch kommt von allen dieſen mir Der Wahrheit am gemaͤſſeſten und am begreiflichſten noch fuͤr, Daß im Getrayde ſolche Theile, die gleichſam einerley Figur Mit unſers Blutes Theilen haben, und etwan einerley Natur Und Harmonie mit ihnen hegen, wodurch ſie Zung’ und Mund behaͤglich Und angenehm im Schmecken ſind; dem Magen eben- falls ertraͤglich Nicht minder unſern innern Theilen, als Adern, Nerven, Druͤſen, Blut, Womit, der Theile Gleichheit halber, vermuhtlich ſich zu- ſammen thut,
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[643/0661]
Der Korn-Boden.
Wovon wir uns zwar vielerley von neuem vorzuſtellen
taugen;
Jedoch, wenn wir die Wahrheit ſagen, ſind ſie nicht
minder unſern Augen,
So wohl, als wie vorher, verborgen. Denn, wenn wir
auch dieſelben gleich
Jn fein’ und groͤbere zertheilen, die groͤbere dem Pflanzen-
Reich,
Die feinere dem Reich der Thiere bloß zuzueignen uns
bemuͤhn;
So wird man doch aus aller Theilung bey weiten nicht
den Nutzen ziehn,
Als wie wohl die Gelehrten meynen, weil eben eine ſolche
Kraft
Uns keine groͤßre Wahrheit zeiget, als die verborgne Ei-
genſchaft,
Die man am Stagyrit verlacht. Doch kommt von allen
dieſen mir
Der Wahrheit am gemaͤſſeſten und am begreiflichſten noch
fuͤr,
Daß im Getrayde ſolche Theile, die gleichſam einerley
Figur
Mit unſers Blutes Theilen haben, und etwan einerley
Natur
Und Harmonie mit ihnen hegen, wodurch ſie Zung’ und
Mund behaͤglich
Und angenehm im Schmecken ſind; dem Magen eben-
falls ertraͤglich
Nicht minder unſern innern Theilen, als Adern, Nerven,
Druͤſen, Blut,
Womit, der Theile Gleichheit halber, vermuhtlich ſich zu-
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 643. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/661>, abgerufen am 22.11.2024.
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