Wir werden ja gestehen müssen, Daß wir von allem in der Welt nichts, als nur durch Erfahrung, wissen.
Wenn des Gefühles Sinn uns fehlt'; unmöglich hätten wir Jdeen Von Cörpern, daß sie ausgespannt. Wir würden nimmer- mehr verstehen, Daß die Materie beweglich, wenn wirs Bewegen nie ver- spührt. Ohn' unsre Augen könnten wir der Sonnen Licht unmöglich sehen.
Durch eine kleine Zahl von Sinnen, die GOtt uns schenkt, wird man geführt Auch nur auf eine kleine Zahl von Eigenschaften, welche man Jn Cörpern hier entdecken kann. Und unsere Vernunft ersetzet, was uns an Sinnen fehlt, und lehrt, Daß an dem nicht bekannten Stoff gewiß noch andre Ei- genschaften, Als wir daran erkennen, haften. Von etwas mehrerm wird von ihr uns wenig oder nichts erklärt.
Un-
Unbekannte Eigenſchaften der Materie.
Wir werden ja geſtehen muͤſſen, Daß wir von allem in der Welt nichts, als nur durch Erfahrung, wiſſen.
Wenn des Gefuͤhles Sinn uns fehlt’; unmoͤglich haͤtten wir Jdeen Von Coͤrpern, daß ſie ausgeſpannt. Wir wuͤrden nimmer- mehr verſtehen, Daß die Materie beweglich, wenn wirs Bewegen nie ver- ſpuͤhrt. Ohn’ unſre Augen koͤnnten wir der Sonnen Licht unmoͤglich ſehen.
Durch eine kleine Zahl von Sinnen, die GOtt uns ſchenkt, wird man gefuͤhrt Auch nur auf eine kleine Zahl von Eigenſchaften, welche man Jn Coͤrpern hier entdecken kann. Und unſere Vernunft erſetzet, was uns an Sinnen fehlt, und lehrt, Daß an dem nicht bekannten Stoff gewiß noch andre Ei- genſchaften, Als wir daran erkennen, haften. Von etwas mehrerm wird von ihr uns wenig oder nichts erklaͤrt.
Un-
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[667/0685]
Unbekannte Eigenſchaften der
Materie.
Wir werden ja geſtehen muͤſſen,
Daß wir von allem in der Welt nichts, als nur
durch Erfahrung, wiſſen.
Wenn des Gefuͤhles Sinn uns fehlt’; unmoͤglich haͤtten
wir Jdeen
Von Coͤrpern, daß ſie ausgeſpannt. Wir wuͤrden nimmer-
mehr verſtehen,
Daß die Materie beweglich, wenn wirs Bewegen nie ver-
ſpuͤhrt.
Ohn’ unſre Augen koͤnnten wir der Sonnen Licht unmoͤglich
ſehen.
Durch eine kleine Zahl von Sinnen, die GOtt uns ſchenkt,
wird man gefuͤhrt
Auch nur auf eine kleine Zahl von Eigenſchaften, welche
man
Jn Coͤrpern hier entdecken kann.
Und unſere Vernunft erſetzet, was uns an Sinnen fehlt,
und lehrt,
Daß an dem nicht bekannten Stoff gewiß noch andre Ei-
genſchaften,
Als wir daran erkennen, haften.
Von etwas mehrerm wird von ihr uns wenig oder nichts
erklaͤrt.
Un-
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 667. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/685>, abgerufen am 22.11.2024.
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