Läßt sich hier nicht deutlich spüren, daß ein anderer Ver- stand Ausser uns vorhanden sey, eine weit geschicktre Hand Ausser uns unsichtbar wirke? Ueberall sieht man die Spur, Daß sie überall vorhanden. Jst es denn nicht unsre Pflicht, Kunst und Weisheit zu bewundern, und der Wirkung der Natur Ehrerbietig nachzusinnen? Unser cörperlichs Gesicht Siehet die gewirkten Wunder; doch Den, Der sie wirket, nicht. Aber unsers Geistes Auge muß ja billig weiter gehen, Und in unleugbarer Weisheit, Schmuck und Kunst, Den Künstler sehen, Der unwidersprechlich da. Jst Er es vielleicht nicht wehrt, Daß man Jhn zu kennen suche? Sind die herrlichen Ge- schenke, (Da Er ja, für uns, nur wirkt, da Er uns erfreut und nährt, Nutz als Lust zugleich verbindet) nicht, daß man an Jhn gedenke, Jhn bewundre, Sein sich freue, denn nicht würdig? Unge- mein Sollte billig jeder Mensch, durch des Frühlings Pracht gerühret, Und zugleich, in dieser Lust, auf Denjenigen geführet, Der so unnachahmbar wirkt, voll vergnügter Andacht, seyn. Handeln wir nicht fast unmenschlich, und, als wenn ein Ungefehr, Ohne GOtt, und sonder Ordnung, Ursach aller Wunder wär? Mich soll wenigstens der Schmuck unsrer Welt, in diesen Zeiten, Da sich, was man sieht, verschönert und belebet, weiter leiten;
Mein,
Fruͤhlings-Gedicht.
Laͤßt ſich hier nicht deutlich ſpuͤren, daß ein anderer Ver- ſtand Auſſer uns vorhanden ſey, eine weit geſchicktre Hand Auſſer uns unſichtbar wirke? Ueberall ſieht man die Spur, Daß ſie uͤberall vorhanden. Jſt es denn nicht unſre Pflicht, Kunſt und Weisheit zu bewundern, und der Wirkung der Natur Ehrerbietig nachzuſinnen? Unſer coͤrperlichs Geſicht Siehet die gewirkten Wunder; doch Den, Der ſie wirket, nicht. Aber unſers Geiſtes Auge muß ja billig weiter gehen, Und in unleugbarer Weisheit, Schmuck und Kunſt, Den Kuͤnſtler ſehen, Der unwiderſprechlich da. Jſt Er es vielleicht nicht wehrt, Daß man Jhn zu kennen ſuche? Sind die herrlichen Ge- ſchenke, (Da Er ja, fuͤr uns, nur wirkt, da Er uns erfreut und naͤhrt, Nutz als Luſt zugleich verbindet) nicht, daß man an Jhn gedenke, Jhn bewundre, Sein ſich freue, denn nicht wuͤrdig? Unge- mein Sollte billig jeder Menſch, durch des Fruͤhlings Pracht geruͤhret, Und zugleich, in dieſer Luſt, auf Denjenigen gefuͤhret, Der ſo unnachahmbar wirkt, voll vergnuͤgter Andacht, ſeyn. Handeln wir nicht faſt unmenſchlich, und, als wenn ein Ungefehr, Ohne GOtt, und ſonder Ordnung, Urſach aller Wunder waͤr? Mich ſoll wenigſtens der Schmuck unſrer Welt, in dieſen Zeiten, Da ſich, was man ſieht, verſchoͤnert und belebet, weiter leiten;
Mein,
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Fruͤhlings-Gedicht.
Laͤßt ſich hier nicht deutlich ſpuͤren, daß ein anderer Ver-
ſtand
Auſſer uns vorhanden ſey, eine weit geſchicktre Hand
Auſſer uns unſichtbar wirke? Ueberall ſieht man die Spur,
Daß ſie uͤberall vorhanden. Jſt es denn nicht unſre Pflicht,
Kunſt und Weisheit zu bewundern, und der Wirkung der
Natur
Ehrerbietig nachzuſinnen? Unſer coͤrperlichs Geſicht
Siehet die gewirkten Wunder; doch Den, Der ſie wirket,
nicht.
Aber unſers Geiſtes Auge muß ja billig weiter gehen,
Und in unleugbarer Weisheit, Schmuck und Kunſt, Den
Kuͤnſtler ſehen,
Der unwiderſprechlich da. Jſt Er es vielleicht nicht wehrt,
Daß man Jhn zu kennen ſuche? Sind die herrlichen Ge-
ſchenke,
(Da Er ja, fuͤr uns, nur wirkt, da Er uns erfreut und naͤhrt,
Nutz als Luſt zugleich verbindet) nicht, daß man an Jhn
gedenke,
Jhn bewundre, Sein ſich freue, denn nicht wuͤrdig? Unge-
mein
Sollte billig jeder Menſch, durch des Fruͤhlings Pracht
geruͤhret,
Und zugleich, in dieſer Luſt, auf Denjenigen gefuͤhret,
Der ſo unnachahmbar wirkt, voll vergnuͤgter Andacht, ſeyn.
Handeln wir nicht faſt unmenſchlich, und, als wenn ein
Ungefehr,
Ohne GOtt, und ſonder Ordnung, Urſach aller Wunder waͤr?
Mich ſoll wenigſtens der Schmuck unſrer Welt, in dieſen
Zeiten,
Da ſich, was man ſieht, verſchoͤnert und belebet, weiter
leiten;
Mein,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/70>, abgerufen am 18.07.2024.
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